Bonner Aufruf
 
 
 
  
 

"Chancenkontinent Afrika"

Noch nie ist die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas so positiv, oft geradezu euphorisch, kommentiert worden wie in der letzten Zeit.

Beispiele:

BMZ:
Afrika ist Chancenkontinent.

http://www.bmz.de/de/presse/aktuelleMeldungen/2014/maerz/140321_pm_025_Die-neue-Afrika-Politik-des-BMZ/25_Die_neue_Afrikapolitik_des_BMZ.pdf

Afrikapolitische Leitlinien der Bundesregierung:
Potenziale Afrikas ergeben sich aus einem riesigen Zukunftsmarkt mit hohem Wirtschaftswachstum, … einer jungen und kreativen Bevölkerung.
Afrikanische Märkte entwickeln sich dynamisch.
Stabilität nimmt in Afrika generell zu.
Demokratische Institutionen … eröffnen Wachstumspotenziale für dynamische Gesellschaften. … vielfach Bereitschaft zur Übernahme von Eigenverantwortung.

http://www.bundesregierung.de/Content/DE/_Anlagen/2014/05/2014-05-21-afrikapolitische-leitlinien.pdf?__blob=publicationFile&v=1

Sabine Weiss, CDU-MdB:
"aufblühende Mittelschicht in vielen Ländern"

https://www.cducsu.de/presse/pressemitteilungen/wir-wollen-afrika-mehr-bei-bildung-und-ernaehrungssicherung-unterstuetzen

KPMG-Gutachten:
Vielerorts neue Arbeitsplätze …jüngste und größte Arbeitsbevölkerung weltweit - jung, dynamisch, leistungsbereit.
Afrika holt technologisch auf … überspringt ganze Entwicklungszyklen. Eine Reihe von Staaten setzen zur Aufholjagd an. Statt auf staatliche Hilfe zu warten, ergreifen die, die es können, ihre eigene Chance.

http://news.kpmg.de/zehn-gruende-warum-sich-investments-afrika-derzeit-lohnen/

Afrika-Verein, Trendstudie:
Afrikas Aufschwung in aller Munde. Konflikte werden zunehmend friedlich gelöst. Umfassender Wirtschaftsaufschwung steht bevor.
Trendforschungsinstitut "2b AHEAD": … erwarten Experten mit teilweise euphorischen Prognosen überproportionales Wachstum. Outsourcing-Welle von IT-Dienstleistungen nach Afrika erwartet.

http://www.afrikaverein.de/uploads/media/Pressemitteilung_-_5._Juni_2014_-_Afrika-Verein_und_2beAHEAD_stellen_Trendstudie_AFRIKA_2025_vor.pdf

Ist diese Beschreibung der Verhältnisse zutreffend?
Wenn nicht, was wären Gründe für eine überschwängliche Bewertung?
Und welche Auswirkungen könnten sie in Afrika haben?

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05.02.2017, 19:42 Uhr
Gara Pierre-David Takpara, Giessen
Unternehmer / IT Professional/Consultant, Alliance Afrique-Europe e.V. für Nachhaltige Entwicklung
Einladung zum Dialog
Ein Marshallplan mit Afrika

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Kommentieren Sie unseren Entwurf und helfen Sie uns, ihn weiterzuentwickeln!

Alliance Afrique-Europe e.V. ist eine... (mehr)
10.10.2016, 12:48 Uhr
Gunnar Sturm, Weil a. Rh. / Basel
Chemie Ing., Alliance Afrique-Europe e.V.
These: Europa und Afrika ergänzen sich einander koplementär.
Ein Lösungsvorschlag: "capacity building", Wirtschaftsförderung, erschließen eines wachsenden Marktes durch zirkuläre Migration.
15.06.2016, 16:14 Uhr
Rainer Gruszczynski, 22926 Ahrensburg
Dipl. Handelslehrer, Installation v. kreditorientierter Hilfe in Westafrika
Afrika könnte sicher ein Chancenkontinent werden, wenn man die geschenkte Hilfe ablösen würde durch eine Hilfe, die Investitionen auslöst und auf Eigenverantwortung der afrikanischen Partner beruht. Z.B., indem man berät beim Aufbau eines Rechtsystems, das Bürgern und Investoren davor schützt, dass das Recht durch Geldzahlungen ausgehebelt wird. Oder indem man hilft, ein Katasterwesen aufzubauen, das den Erwerb von Grundeigentum ermöglicht - was Investitionen und damit die Schaffung von Möglichkeiten, Einkommen zu erzielen, erleichtern würde.

Ich selbst habe in 10 Jahren Arbeit vor Ort in Westafrika bei fast jedem Projekt die Erfahrung von Korruption und Betrug machen müssen. Ich habe auch immer wieder die Erfahrung gemacht, dass die afrikanischen Partner ihr Opferdasein stilisieren, -was bedeutet, dass sie sich auf externe geschenkte Hilfe verlassen anstatt auf ihre eigenen Ressourcen und auf ihre eigene Initiative. Wenn die Geschenke verbraucht sind, bemüht man sich halt um das nächste Geschenk. Wenn Verluste eintreten, hilft die westliche NGO schon! Deswegen bin ich mit meiner Organisation (www.cotranga.de) umgestiegen auf eine kreditorientierte Hilfe. Dabei wird von afrikanischen Helfern vor Ort - auf deren Hilfe ich angewiesen bin -auch versucht, Geld umzuleiten. D.h., dass Mittelständler die Armen bestehlen. Da aber in deutlich geringerem Umfang als bei geschenkter Hilfe.
Ich mache aber auch immer wieder die Erfahrung, dass kreditorientierte Hilfe für die Empfänger weitaus weniger attraktiv ist als geschenkte. In der Situation der Armen würde ich natürlich auch gern Geschenke annehmen. Und diese Haltung wird von westlichen "humanitär eingestellten" Gebern, die sich als gute Menschen auch gern dafür feiern lassen, reichlich bedient.
Da finde ich den chinesischen Ansatz nicht nur ehrlicher, sondern auch nützlicher /effizienter: "Wir wollen eure Rohstoffe. Dafür bekommt ihr von uns ... Straßen, ein Krankenhaus oder ..."

Was mich darüber hinaus auch ärgert, ist die lückenhaft bis verlogene Rechenschaftslegung der NGOs und Regierungen. Da wird verschwiegen und gelogen, um Geldgeber (Spender, Steuerzahler) bei der Stange zu halten. Nur: Wenn man so weitermacht wie bisher, wird der Mentalitätswechsel in Afrika verhindert. Der ist allerdings für den Aufbau des "Chancenkontinents" unbedingt notwendig. Denn bevor sich Entwicklung, die den Namen verdient, im Materiellen zeigt, muss sie erst einmal in den Köpfen stattfinden.



02.09.2014, 12:18 Uhr
Kurt Gerhardt, Köln
Journalist, Mitinitiator des Bonner Aufrufs
Ich reagiere auf die Äußerung von: M. Monnerjahn, 2.9.

1. "negatives Label"
Es ist leider berechtigt. Denn zwar gibt es Kriege auch in anderen Teilen der Welt als Afrika. Der Unterschied ist nur, dass es in diesen anderen Regionen auch eine nennenswerte... (mehr)
02.09.2014, 10:47 Uhr
Hans-Jürgen Beerfeltz, Berlin
Generalsekretär der westerwelle-foundation, Staatssekretär a.D., BMZ

die bundesregierung hat erklärt, deutschland müsse mit seinen möglichkeiten der entwicklungszusammenarbeit dahin gehen, wo die not am grössten ist. nein ! deutschland muss dahin gehen, wo die chancen am grössten sind ! abgesehen von stets notwendiger... (mehr)
01.09.2014, 16:16 Uhr
Michael Monnerjahn, Hamburg
Referent, Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft

Der Chancenkontinent Afrika existiert - obwohl die Rolle Afrikas für die Weltwirtschaft derzeit marginal ist, viele Staaten unter Korruption leiden und die aktuelle Ebola-Epidemie die Grenzen der Gesundheitssysteme aufzeigt.

Die Debatte an diesem... (mehr)
28.08.2014, 08:12 Uhr
Elke Zarth, Segou
Unternehmerin, seit 20 Jahren in Mali
Ich reagiere auf die Äußerung von: Herrn Danner

Sicher ist Afrika-Pessimismus unangebracht. Ich könnte unter dieser Prämisse hier auch gar nicht arbeiten und wollte meine Argumentation so auch nicht verstanden haben. Mein Argwohn gilt den globalen... (mehr)
21.08.2014, 16:23 Uhr
Helmut Danner, Nairobi
Philosophie, Pädagogik, 19 Jahre politische Bildung in Ägypten und Kenia.
Ich reagiere auf die Äußerung von: Frau Elke Zarth - Ich meine, dass auch eine Reihe anderer afrikanischer Verhaltensformen das Geschäftsgebaren mitbestimmen, also nicht nur ‚Negociation‘ und ‚Bakshish‘. Das afrikanische Verhältnis... (mehr)
16.08.2014, 20:18 Uhr
Elke Zarth, Segou
Selbständig, 20 Jahre private Unternehmen in Mali
Herr Danner stellt zurecht die Frage, wie es einen ökonomischen "Chancenkontinent" bei gleichzeitig "unterentwickeltem" Verhalten geben könne. Eine Kultur bringt eine ihr entsprechende Wirtschaftsform hervor - in Afrika ist sie verglichen mit europäischen... (mehr)
28.07.2014, 18:57 Uhr
Kurt Gerhardt, Köln
Journalist, ehem. DED-Beauftragter im Niger, Mitinitiator Bonner Aufruf
Ich reagiere auf die Äußerung von:
u.a. Helmut Danner (19.7.)

Auf hiesige Umfragen zur Entwicklungspolitik sollte man nicht viel geben. Wenn's nichts kostet, wird viel Wohlmeinendes erzählt. Anders sieht's aus, wenn es zum Schwure kommt.

Tüchtige... (mehr)
20.07.2014, 23:10 Uhr
Jürgen Haushalter, 53340 Meckenheim
Photogrammeter/Topograph, Drei Jahre Projektarbeit in Lesotho
Gerd Müller, Minister des BMZ, hob bei seinem Amtsantritt den schwarzen Kontinent als Chancen- und Wachstumskontinent hervor.
Die Frage liegt auf der Zunge, wem eigentlich die Möglichkeit gegeben wurde, im Laufe zurückliegender sechs Dekaden Entwicklungshilfe... (mehr)
19.07.2014, 17:21 Uhr
Helmut Danner, Nairobi
Philosophie, Pädagogik, 19 Jahre politische Bildung in Ägypten und Kenia.
Beim "Chancenkontinent Afrika" handelt es sich um eine Aussage der Wirtschaft bzw. um eine Einschätzung mit ökonomischen Argumenten. Unternehmer sind in der Regel keine Träumer, weil am Schluss die Kasse stimmen muss. Bei der BDI-Unternehmerbefragung... (mehr)
15.07.2014, 11:49 Uhr
Hans F. Dr. ILLY, Freiburg
Prof. Pol.Wiss., Beschäftigung mit Afrika seit 1965 (alle Länder besucht)
Ich reagiere auf die Äußerung von: Leitlinien...
Was soll das hohle Gerede von den sog."Potenzialen" ? Was haben die politischen "Eliten" daraus in 5o Jahren Unabhängigkeit gemacht ? Wo sind die vielen Milliarden aus dem Verkauf... (mehr)
13.07.2014, 18:36 Uhr
Volker Franzen, Meckenheim (Ersdorf)
Kommunikationsberater, 14 Jahre Tätigkeit für die GTZ/GIZ

Afrika war, ist und bleibt ein Kontinent der Chancen - nicht weniger, aber auch nicht mehr. Leider sehe ich nach wie vor zu wenig Ansätze in den Ländern selbst, diese Chancen auch in einer Weise zu nutzen, dass es Wirtschaft und Gesellschaft wirklich... (mehr)
09.07.2014, 16:55 Uhr
Dietrich Splettstoesser, Prince Henry Heights
Hochschullehrer, 20 Jahre Ostafrika (Kenia, Uganda, Tanzania)
Ich reagiere auf die Einladung von Kurt Gerhardt vom 5. Juli 2014 mit einigen Auszügen aus meinem in Kürze erscheinenden Buch "Im Ostafrikanischen Dreieck":

...Armut, Krankheit und Unterentwicklung können weder durch mehr Entwicklungshilfe... (mehr)
08.07.2014, 20:06 Uhr
Elke Schlossmacher, Lindlar
Lehrerin, 5 Besuche in Sierra Leone
Der afrikanische Kontinent - seine Menschen - müssen als Partner akzeptiert und respektiert werden. Interessenskonflikte und unzureichende Regierungen schaden den Menschen. Internationale Abkommen, die Verantwortungsbewusstsein für ALLE beinhalten,... (mehr)
08.07.2014, 11:21 Uhr
Dr. Peter Molt, Bad Honnef
Prof. für Außen- und Entwicklungspolitik, Uni Trier
Es ist in der Tat verwunderlich, wie sich eine bestimmte Lobby bemüht, einen neuen Afrika-Mythos zu kreieren.

Ich bewundere zwar viele Afrikaner, dass sie sich nicht unterkriegen lassen, aber insgesamt neige ich eher zu der Ansicht, dass viele Regierungen... (mehr)
07.07.2014, 15:11 Uhr
Hanns-Peter Kirchmann, Abensberg
Rechtsanwalt, Vorstand v. Main dans la Main, Stiftung Kirchmann für Afrika
Ich reagiere auf die Äußerung von: Afrika Verein

...ich wäre mit Verallgemeinerungen über das Wirtschaftswachstum in Afrika sehr vorsichtig. Für Burkina Faso weiss ich, dass das Wirtschaftswachstum ausschliesslich aus dem Goldabbau kommt. Das... (mehr)
06.07.2014, 20:07 Uhr
Volker Seitz, Bonn
Botschafter a.D., Langjährige Tätigkeit in mehreren afrikanischen Ländern
Durch ständige Wiederholung wirken die Floskeln nicht überzeugender. Chancen allein reichen nicht aus. Sie müssten auch genutzt werden. Fast jede Woche überraschen uns unsere Medien, Politiker mit Meldungen über den wirtschaftliche Aufschwung und... (mehr)
06.07.2014, 15:41 Uhr
Michael Kautzmann, Rheinfelden
Dipl.-Inf. Univ, Finanzbranche, 14 Jahre kirchliche Partnerschaftsarbeit
Die Chanceneuphorie der Wirtschaftsberater, Trendforscher und Regierungsstellen mag aus einer statistisch verengten Sicht der Dinge zutreffen. Bei meinem letzten Besuch in Kamerun habe ich wohl Entwicklungen bemerkt, mit denen man die Chancen belegen... (mehr)