Bonner Aufruf
 
 
 
  
 

Bevölkerungsexplosion

 Vorname
 Nachname
 Ort
 Beruf (auch früherer)
 eMail
(Ihre eMail-Adresse wird nicht veröffentlicht.)
 Meine Verbindung zu Entwicklungshilfe bzw. Afrika
 Ihre Stellungnahme (max. 3000 Zeichen)

jetzt noch 3000 Zeichen
Alle Felder müssen ausgefüllt werden.   

10.11.2019, 11:25 Uhr
Volker Seitz, Bonn
Botschafter a.D., 17 Jahre in mehreren Ländern in Afrika tätig

Danke an die FDP (und insbesondere an den Abgeordneten Dr. Christoph Hoffmann, der in Afrika gearbeitet hat) , dass sie sich endlich für eine Weltbevölkerungskonferenz einsetzt.
Um das große Potenzial der demographischen Entwicklung zu nutzen, muss verstärkt in Bildung investiert werden. Die wachsende Bevölkerungszahl muss mit wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung einhergehen, um den Menschen einen höheren Lebensstandard, Beschäftigung und Perspektiven zu bieten. Gegenwärtig ist die Zahl der erwachsenen Analphabeten auf dem afrikanischen Kontinent (laut der Datenbank der Stiftung Weltbevölkerung) weltweit am höchsten: 29 Prozent der Männer und 46 Prozent der Frauen in Subsahara-Afrika können nicht lesen und schreiben. So behindert der Mangel an ausgebildeten Fachkräften auch die Investitionen in Subsahara Afrika.
Eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung wird es in den meisten afrikanischen Staaten nur geben, wenn ausreichende formelle Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen werden. Das Weltwirtschaftsforum hat im September 2019 in Kapstadt darauf hingewiesen, dass bis 2035 nur rund ein Viertel der bis dahin wegen des anhaltenden Bevölkerungswachstums nötigen zusätzlichen Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. Laut einer Prognose der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung wird die Zahl der Jugendlichen in Afrika bis 2050 von heute 451 Millionen auf rund 726 Millionen wachsen.
Wenn die beängstigend fortschreitende Vermehrung der afrikanischen Bevölkerung nicht gelöst wird, sind alle anderen Probleme unlösbar. Die Bevölkerungsexplosion ist auch im Zentrum der Umweltkrise. „Das Problem ist extrem drängend, denn die Bevölkerung Afrikas wächst so schnell. Die Schere zwischen dem knappen Job-Angebot und der Bevölkerungszunahme geht immer weiter auf“, sagt Reiner Klingholz, Chef des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung.
Wenn ich mir das am 27. März 2019 vom Kabinett verabschiedete Papier „Eine vertiefte Partnerschaft mit Afrika – Fortschreibung und Weiterentwicklung der Afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung“ ansehe, fällt auf, dass die Themen Familienplanung oder Bevölkerungspolitik in dem Papier nur der Vollständigkeit halber vorkommen. Konkrete Maßnahmen sucht man vergeblich. Die deutsche Entwicklungshilfe weigert sich bislang, ihre Gelder an Familienplanung zu koppeln. Deshalb schreitet in Afrika die Reduzierung der Armut weltweit am langsamsten voran und macht teilweise Rückschritte.
Trotzdem sind Familienplanung und Bevölkerungspolitik große Tabus in Afrika. Das Problem bleibt eine ureigene gesellschaftliche und politische Aufgabe in den afrikanischen Ländern selbst, d.h. die extreme Bevölkerungszunahme wirklich als Problem zu begreifen und die Konsequenzen in der Bevölkerung deutlich zu machen.
Wenn man das Thema anspricht, darf man es nicht vom Demographisch-Ökonomischen her tun, sondern mit dem Blick auf Mütter und schon vorhandene Kinder, deren Lebensverhältnisse sich verschlechtern, wenn noch mehr Kinder hinzukommen.