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dim, 19 Déc 2010 - 19:10

Volker Seitz, Six Fours les Plages, Frankreich
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Zur Meldung aus Nairobi vom 19.12.
Leider ist der Schwund von umgerechnet 80 Mio Euro nicht unwahrscheinlich.
Michela Wrong schildert in dem Buch "Jetzt sind wir dran"(It's our turn to eat) sehr anschaulich das sehr tief verwurzelte System von Korruption und Nepotismus in Kenia. Die Kenianer setzen offenbar inzwischen die Arglist der Herrschenden als selbstverständlich gegeben voraus. Das Buch beschreibt die Geschichte des John Githongo, der schließlich nach London fliehen mußte. Er hatte den Goldenberg-Skandal und den Skandal um Anglo Leasing aufgedeckt, was ihn in Lebensgefahr brachte. 2002 war die Regierung Kibaki mit dem Versprechen angetreten, den Korruptionssumpf trocken zu legen. Niemand glaubte damals, dass es noch schlimmer kommen könnte. Aber eine der ersten Maßnahmen der neugewählten Abgeordneten war eine Erhöhung ihrer Diäten, weshalb sie jetzt zu den bestbezahlten Parlamentariern nicht nur Afrikas, sondern der gesamten Welt gehören. Bürgerinitiativen in Kenia haben darauf hingewiesen, dass die Volksvertreter das 270-fache der normalen Kenianer verdienen. Wrong schreibt: "Die Geberorganisationen propagieren ein Bild von Kenia, das stark an Werbespots erinnert. Statt des wirklichen Kenias, eines armen Landes voller krasser Ungleichheiten, haben sie die platonische Idee von Kenia vor Augen, das Wunschbild eines afrikanischen Landes, das seit den Wahlen von 2002 beachtliche Wachstumssraten aufweist und in dem immer mehr Jugendliche regelmäßig zur Schule gehen. Seine Führung bemüht sich um Fortschritte und lässt sich zwar gelegentlich in Versuchung führen, strengt sich aber im Algemeinen an, ihr Bestes zu geben. Diese blitzsaubere Kenia sehen sie vor sich, wenn sie mit ihren Regierungen über weitere Hilfeleistungen diskutieren. ... man muß nicht geradeheraus lügen, um die Unwahrheit zu sagen. Es genügt, wenn man ein paar Dinge unauffällig weglässt und andere ein bisschen zu stark herausstreicht." Nach meinen Erfahrungen gilt dies für eine größere Anzahl von Ländern Afrika. Man braucht in dem Text nur Kenia durch ein anderes Land zu ersetzen.
Hilfsorganisationen haben ein großes Interesse, die Verhältnisse schön zu reden, um an weitere Mittel zu kommen. Jeder weiß: wenn es auf der Führungsebene an persönlicher Integrität fehlt, wenn es keine konsequente Bemühung um gute Regierungsführung, Rechtsstaatlichkeit und die Sicherung der bürgerlichen Freiheitsrechte gibt, dann werden unsere Steuergelder einfach in den Sand gesetzt.
Das Buch ist sehr empfehlenswert.