In keinem anderen Land der Welt ist die deutsche Entwicklungszusammenarbeit (EZ) so umfangreich wie in Äthiopien.
Im Rahmen der TZ wurde das Neuvorhaben ecbp (Kapazitätsaufbau zur Wirtschaftsentwicklung) mit einer Laufzeit von 2005 -2014 auf die Schiene gesetzt. Das Programm besteht aus folgenden Komponenten: Reform der tertiären Bildung (Universitäten) und der beruflichen Aus- und Weiterbildung, Entwicklung von Qualitätsstandards und Normen, Stärkung des privaten Sektors und der entsprechenden Wirtschaftspolitik. Die BMZ-Finanzierung für die laufende Dreijahresperiode beträgt 28 Mio. €, der äthiopische Partner stellt weitere 20 Mio. € bereit. Mit diesen Mitteln bezahlt er z.T. die CIM- und DED -Fachkräfte. Nur für dieses Programm sind bis zu 400 deutsche Fachkräfte eingeplant. Der BMZ-anteil für die gesamte Förderperiode wird ca. 100 Mio. € betragen.
Maßnahmen in dieser Größenordnung stellen eine ganz besondere Herausforderung und Verantwortung für alle Beteiligten dar. Deshalb hat das BMZ eine Zwischen-Evaluierung über das bisher Erreichte im ecbp durchführen lassen. Einige Kritikpunkte sind:
- im Kernbereich des Programms sind nur marginale Erfolge sichtbar, weil nur 15 - 30 % der äthiopischen Stellen besetzt sind.
- Arbeitsbedingungen und -ausstattungen sind häufig so unzureichend, dass die deutschen Fachkräfte, z.Zt. 126, ihre Rolle als change agents nicht erfüllen können.
- Mangelnde notwendige Ernsthaftigkeit bei der Umsetzung der Berufsbildungsreform (lack of commitment).
- Niedriger Nutzen des Einsatzes von 44 CIM-Fachkräften in Berufsschulen, weil das neue Curriculum noch nicht vorlag und weil weder die Schulen noch die Fachkräfte auf ihre Rollen vorbereitet waren.
- Lehrerfortbildungskurse sind nicht wirtschaftlich wegen zu geringer Teilnehmerzahlen.
Erklärungen für die Misserfolge - Wie konnte es dazu kommen?
Aus entwicklungspsychologischer Sicht könnte man sagen, dass am Anfang der Partnerwunsch stand, endlich einen wesentlichen Entwicklungssprung zu machen. Beispiele hierfür fand er bei den asiatischen Tigerstaaten und vor allem im "deutschen Entwicklungsmodell", das zu einem schnellen Wiederaufbau in der Nachkriegszeit geführt hatte. Dieser Wunsch wurde gerne von einflussreichen Politikern und einigen deutschen Experten vor Ort unterstützt. Die notwendigen monetären Zuwendungen und Darlehn kamen von amerikanischen, europäischen und deutschen Partnern und Freunden.
So konnte aus dem äthiopischen Saatkorn in kurzer Zeit eine beachtliche EZ-Pflanze heranwachsen, die über alle anderen Pflanzen hinausragte.
Wer als Entwicklungsplaner immer dasselbe macht, möchte auch einmal neue Ufer erkunden und große Früchte ernten. So kam es, dass sie das große Rad mitdrehten. "Pulling projects is the development planner's maxim" - wobei er sich vorstellt, dass dann irgendwann später einmal alle Maßnahmen wunderbar ineinandergreifen und zusammenpassen (ähnlich wie bei der Schöpfungsgeschichte) zum Nutzen des zu entwickelnden Landes.
Endlich sollte Schluss gemacht werden mit dem üblichen Kleckern, jetzt sollte geklotzt werden, und zwar in jeder Hinsicht: Umsatz, Personal und Konzept.
Bis zu 100 Mio. € TZ bis 2014, 400 Fachkräfte, plus 20 Mio. € vom äthiopischen Partner für die erste Phase und weitere 12 Mio. € für der finanzielle Zusammenarbeit. Das waren die Bausteine, mit denen man das Konzept der personellen und finanziellen Zusammenarbeit aus einem Guss demonstrieren und die Befürworter der Budgethilfe in ihre Schranken verweisen konnte. Außerdem reizten ganz weltliche Anreize wie Umsatzsteigerung, Deckungsbeiträge, Leistungszulagen, Prestige.
Vergleichbares gab es weltweit noch nicht. Die Chance, den großen Wurf zu landen, war zu verlockend und das Risiko, dass die notwendigen Annahmen nicht eintreffen könnten, wurde ausgeblendet. Ebenso versagte man sich einen Blick in die äthiopische Vergangenheit oder in den "Wissens- und Erfahrungsspeicher" der EZ.
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jeu, 9 Oct 2008 - 23:33
In keinem anderen Land der Welt ist die deutsche Entwicklungszusammenarbeit (EZ) so umfangreich wie in Äthiopien.
Im Rahmen der TZ wurde das Neuvorhaben ecbp (Kapazitätsaufbau zur Wirtschaftsentwicklung) mit einer Laufzeit von 2005 -2014 auf die Schiene gesetzt. Das Programm besteht aus folgenden Komponenten: Reform der tertiären Bildung (Universitäten) und der beruflichen Aus- und Weiterbildung, Entwicklung von Qualitätsstandards und Normen, Stärkung des privaten Sektors und der entsprechenden Wirtschaftspolitik. Die BMZ-Finanzierung für die laufende Dreijahresperiode beträgt 28 Mio. €, der äthiopische Partner stellt weitere 20 Mio. € bereit. Mit diesen Mitteln bezahlt er z.T. die CIM- und DED -Fachkräfte. Nur für dieses Programm sind bis zu 400 deutsche Fachkräfte eingeplant. Der BMZ-anteil für die gesamte Förderperiode wird ca. 100 Mio. € betragen.
Maßnahmen in dieser Größenordnung stellen eine ganz besondere Herausforderung und Verantwortung für alle Beteiligten dar. Deshalb hat das BMZ eine Zwischen-Evaluierung über das bisher Erreichte im ecbp durchführen lassen. Einige Kritikpunkte sind:
- im Kernbereich des Programms sind nur marginale Erfolge sichtbar, weil nur 15 - 30 % der äthiopischen Stellen besetzt sind.
- Arbeitsbedingungen und -ausstattungen sind häufig so unzureichend, dass die deutschen Fachkräfte, z.Zt. 126, ihre Rolle als change agents nicht erfüllen können.
- Mangelnde notwendige Ernsthaftigkeit bei der Umsetzung der Berufsbildungsreform (lack of commitment).
- Niedriger Nutzen des Einsatzes von 44 CIM-Fachkräften in Berufsschulen, weil das neue Curriculum noch nicht vorlag und weil weder die Schulen noch die Fachkräfte auf ihre Rollen vorbereitet waren.
- Lehrerfortbildungskurse sind nicht wirtschaftlich wegen zu geringer Teilnehmerzahlen.
Erklärungen für die Misserfolge - Wie konnte es dazu kommen?
Aus entwicklungspsychologischer Sicht könnte man sagen, dass am Anfang der Partnerwunsch stand, endlich einen wesentlichen Entwicklungssprung zu machen. Beispiele hierfür fand er bei den asiatischen Tigerstaaten und vor allem im "deutschen Entwicklungsmodell", das zu einem schnellen Wiederaufbau in der Nachkriegszeit geführt hatte. Dieser Wunsch wurde gerne von einflussreichen Politikern und einigen deutschen Experten vor Ort unterstützt. Die notwendigen monetären Zuwendungen und Darlehn kamen von amerikanischen, europäischen und deutschen Partnern und Freunden.
So konnte aus dem äthiopischen Saatkorn in kurzer Zeit eine beachtliche EZ-Pflanze heranwachsen, die über alle anderen Pflanzen hinausragte.
Wer als Entwicklungsplaner immer dasselbe macht, möchte auch einmal neue Ufer erkunden und große Früchte ernten. So kam es, dass sie das große Rad mitdrehten. "Pulling projects is the development planner's maxim" - wobei er sich vorstellt, dass dann irgendwann später einmal alle Maßnahmen wunderbar ineinandergreifen und zusammenpassen (ähnlich wie bei der Schöpfungsgeschichte) zum Nutzen des zu entwickelnden Landes.
Endlich sollte Schluss gemacht werden mit dem üblichen Kleckern, jetzt sollte geklotzt werden, und zwar in jeder Hinsicht: Umsatz, Personal und Konzept.
Bis zu 100 Mio. € TZ bis 2014, 400 Fachkräfte, plus 20 Mio. € vom äthiopischen Partner für die erste Phase und weitere 12 Mio. € für der finanzielle Zusammenarbeit. Das waren die Bausteine, mit denen man das Konzept der personellen und finanziellen Zusammenarbeit aus einem Guss demonstrieren und die Befürworter der Budgethilfe in ihre Schranken verweisen konnte. Außerdem reizten ganz weltliche Anreize wie Umsatzsteigerung, Deckungsbeiträge, Leistungszulagen, Prestige.
Vergleichbares gab es weltweit noch nicht. Die Chance, den großen Wurf zu landen, war zu verlockend und das Risiko, dass die notwendigen Annahmen nicht eintreffen könnten, wurde ausgeblendet. Ebenso versagte man sich einen Blick in die äthiopische Vergangenheit oder in den "Wissens- und Erfahrungsspeicher" der EZ.