Herr Danner stellt zurecht die Frage, wie es einen ökonomischen "Chancenkontinent" bei gleichzeitig "unterentwickeltem" Verhalten geben könne. Eine Kultur bringt eine ihr entsprechende Wirtschaftsform hervor - in Afrika ist sie verglichen mit europäischen Regularien größtenteils "informell" - ihre Logik wie ihre Mechanismen sind dem europäischen Verständnis weitgehend unzugänglich. Wer meint, man könne von heute auf morgen mit europäischen Wirtschaftsmodellen in Afrika an Land gehen, der fehlt sträflich. Die eurozentrische Perspektive ist, man kennt es aus der Entwicklungshilfe, völlig unzureichend. Der neue Chancenkontinent-Ansatz des BMZ straft die tatsächlichen jahrzehntelangen Erfahrungen und Ergebnisse Lüge. Zudem enthalten die großangelegten Wirtschaftsprojekte vor allem Konfliktpotenzial. Die meisten Krisen sind nicht auf dem Boden ethnischer Unverträglichkeiten gewachsen - es geht vor allem darum, wer welche wirtschaftlich vielversprechenden Regionen regiert.
Was afrikanische Staaten an gesetzlichen Regelwerken für die Wirtschaft zu bieten haben, ist graue Theorie. Im Großen wie im Kleinen sind nach wie vor "Negociation" und "Bakschisch" die Zauberworte jeder Liga. Berechtigt ist sicher auch die Frage nach der Lauterkeit der Interessenten im Run auf die afrikanischen Ressourcen und Marktchancen. Konzerne denken und agieren nach rein wirtschaftlichen Prämissen - Soziales können sie sich nur bedingt leisten. Die afrikanischen Eliten werden ihnen in dieser Frage zudem nicht mit großen Ansprüchen entgegen kommen. Wer die Weiterentwicklung der afrikanischen Staaten auf dem gesamtgesellschaftlichen Feld sieht, wer das Wohl der breiten Bevölkerung im Sinn hat, wird sich mit Kleinkram abgeben müssen und an Altbekanntem scheitern.
Eine Chance bestünde darin, klein- und mittelständische Unternehmen mit europäischen Standards und (Aus-) Bildungsanspruch langfristig in die afrikanische Wirtschaftsrealität zu implementieren, um von dort aus einen nachvollziehbaren Wandel vom Kleinen hin zum Großen zu bewirken - indem die lokalen Partner auf ein gemeinsames Regelverständnis eingeschworen und zu Korrekturen genötigt würden. Nicht Lernen am Beispiel, sondern lernen im und als Beispiel - mit der afrikanischen Jugend als Hauptadressat und Zukunftsträger. Die afrikanischen Gesellschaften müssen Unternehmensethik nach westlichem Verständnis erst aus eigener Erfahrung lernen - sonst können zwischen Nord und Süd kaum nachhaltige Brücken gebaut werden. Es fragt sich nur, ob ihnen dafür noch die Zeit bleibt.
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sam, 16 Aoû 2014 - 22:18
Herr Danner stellt zurecht die Frage, wie es einen ökonomischen "Chancenkontinent" bei gleichzeitig "unterentwickeltem" Verhalten geben könne. Eine Kultur bringt eine ihr entsprechende Wirtschaftsform hervor - in Afrika ist sie verglichen mit europäischen Regularien größtenteils "informell" - ihre Logik wie ihre Mechanismen sind dem europäischen Verständnis weitgehend unzugänglich. Wer meint, man könne von heute auf morgen mit europäischen Wirtschaftsmodellen in Afrika an Land gehen, der fehlt sträflich. Die eurozentrische Perspektive ist, man kennt es aus der Entwicklungshilfe, völlig unzureichend. Der neue Chancenkontinent-Ansatz des BMZ straft die tatsächlichen jahrzehntelangen Erfahrungen und Ergebnisse Lüge. Zudem enthalten die großangelegten Wirtschaftsprojekte vor allem Konfliktpotenzial. Die meisten Krisen sind nicht auf dem Boden ethnischer Unverträglichkeiten gewachsen - es geht vor allem darum, wer welche wirtschaftlich vielversprechenden Regionen regiert.
Was afrikanische Staaten an gesetzlichen Regelwerken für die Wirtschaft zu bieten haben, ist graue Theorie. Im Großen wie im Kleinen sind nach wie vor "Negociation" und "Bakschisch" die Zauberworte jeder Liga. Berechtigt ist sicher auch die Frage nach der Lauterkeit der Interessenten im Run auf die afrikanischen Ressourcen und Marktchancen. Konzerne denken und agieren nach rein wirtschaftlichen Prämissen - Soziales können sie sich nur bedingt leisten. Die afrikanischen Eliten werden ihnen in dieser Frage zudem nicht mit großen Ansprüchen entgegen kommen. Wer die Weiterentwicklung der afrikanischen Staaten auf dem gesamtgesellschaftlichen Feld sieht, wer das Wohl der breiten Bevölkerung im Sinn hat, wird sich mit Kleinkram abgeben müssen und an Altbekanntem scheitern.
Eine Chance bestünde darin, klein- und mittelständische Unternehmen mit europäischen Standards und (Aus-) Bildungsanspruch langfristig in die afrikanische Wirtschaftsrealität zu implementieren, um von dort aus einen nachvollziehbaren Wandel vom Kleinen hin zum Großen zu bewirken - indem die lokalen Partner auf ein gemeinsames Regelverständnis eingeschworen und zu Korrekturen genötigt würden. Nicht Lernen am Beispiel, sondern lernen im und als Beispiel - mit der afrikanischen Jugend als Hauptadressat und Zukunftsträger. Die afrikanischen Gesellschaften müssen Unternehmensethik nach westlichem Verständnis erst aus eigener Erfahrung lernen - sonst können zwischen Nord und Süd kaum nachhaltige Brücken gebaut werden. Es fragt sich nur, ob ihnen dafür noch die Zeit bleibt.