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For a different development policy!

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Sat, 8 Dec 2012 - 13:14

Dr. Adjoa Frimpong-Boateng, Tübingen ,
Posting

Es wäre wünschenswert die Vergabe der Entwicklungsgelder an vorausgegangene sicht- und messbare sowie nachhaltige Erfolge zu knüpfen. Ein Großteil der Steuergelder verschwindet derzeit in Taschen von korrupten Machthabern und Institutionen oder wird für sinnlose Zwecke ausgegeben. Erst sollte die Leistung erbracht und aufgezeigt werden, dann sollte erst weiteres Geld bewilligt werden, sonst müssen die Gelder ganz konsequent gestrichen werden.

Geberländer und Empfängerländer sollen an ganzheitlichen Projekten arbeiten.
Oft wird in einem Dorf ein Brunnen gebaut, in einem anderem eine Solaranlage und
in einem weiteren Dorf eine Schule. Es wäre aus meiner Sicht besser, wenn ein Dorf oder eine
Gemeinde sich selbst versorgen könnte und auch so weit produktiv wäre, dass ein regelmäßiges Einkommen zum Selbsterhalt zustandekommt. Weiter sollten nachhaltige Konzepte gefördert werden. Es macht z.B. keinen Sinn, ein Krankenhaus zu bauen, wenn Ärzte, Schwestern und Techniker fehlen. Eine Produktionssteigerung im Bereich der Agrikultur wäre auch ohne ein entsprechendes Verkehrsnetz oder eine Gewährleistung vom Abnehmer der Produkte oder eine fehlende Konservierung der Erzeugnisse nicht sinnvoll.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf den Beitrag von Herrn George Ayittey vom 23.04.2009 hinweisen. Er schrieb u. a "Furthermore, aid has become an industry, replete with its own lobbyists, consultants, etc. who will fight to maintain the status quo.".

Wir müssen daher, wie bereits erwähnt, so viel wie möglich in unsere eigenen Hände nehmen.

Vorschläge:
1. Afrikaner, sowohl in kleinen Gruppen als auch in größeren Institutionen, müssen sich vereinen, um zusammen nachzudenken und Lösungsstrategien zu entwickeln (geschieht bereits!).
Diejenigen Afrikaner, die im Ausland leben, müssen bereit sein, auch vor Ort an den Problemen mitzuwirken. Ich würde z.B. von einem afrikanischen Architekten ein Konzept für den Hausbau mit den uns zu Verfügung stehenden Materialien und technischen Möglichkeiten erwarten. Von einem Wirtschaftswissenschaftler würde ich genau wissen wollen, was wir tun müssen, um z.B. unsere Schokolade - als Beispiel eines Rohstoffes - mit Gewinn ausführen zu können oder die Möglichkeiten eines inter-afrikanischen Handels aufzubauen.

2. Kooperation mit Personen aus Afrika, die von sich aus ihr eigenes Schicksal in die Hand nehmen wollen. Hilfe aufzudrängen jedoch wird mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen Erfolg bringen. Das bedeutet wiederum, dass wir Maßnahmen ergreifen müssen, um diese Personen, die Hilfe suchen und auch "ehrlich" motiviert sind, zu identifizieren.

3. Angebot einer umfassenden handwerklichen Ausbildung mit dem Ziel, die Produkte und Leistungen auch vermarkten zu können. Alle Aspekte der handwerklichen Disziplin sollten von A bis Z vermittelt werden. Ein bisschen Brot zu backen oder ein bisschen Kleidung zu nähen gelehrt zu bekommen bietet keine erfolgversprechende Möglichkeit, mit Nachhaltigkeit etwas aufzubauen.

4. Schüler und Studenten sollten in Lösungsstrategien miteingebunden werden. Wir müssen lernen, unsere eigenen Probleme zu lösen. Das bedeutet auch, entsprechende Forschungsprojekte in die Wege zu leiten. Ich würde mir z.B. eine afrikanische Version von "Jugend forscht" wünschen.

5. Aufbau einer mobilen Messe, die von Ort zu Ort ziehen könnte mit dem Ziel, Wissen zu vermitteln, um einfache und nützliche Geräte nachbauen oder um zentrale Schlüsseltechniken bekannt zu machen, z.B. Solartrockner, einfache Aquakultur oder einfache Aquaponic-Anlagen.

6. Das Motto sollte sein: Kleine aber schmackhafte Brötchen backen; einfache und schöne Häuser aus Lehm; einfache aber gute Toiletten. Das Design sollte trotzdem ansprechend sein, so dass jeder gerne drin wohnen würde.

7. Die Kirchen müssen mehr eingebunden werden, da sie in vielen afrikanischen Ländern eine zentrale Rolle spielen und oft zuverlässiger sind als die staatlichen Institutionen.

8. Unsere Journalisten sollten mehr über die Missstände berichten. Leider kann das Berichten in vielen afrikanischen Ländern lebensbedrohlich sein. Deswegen sollten die Rahmenbedingungen für die Pressefreiheit und -sicherheit gefördert werden.

Ideen gibt es jede Menge, nur müssen sie auch erfolgreich umgesetzt werden, und es müssen eigene afrikanische Erfahrungen gesammelt werden. Ein Patentrezept für alle afrikanischen Länder gibt es jedoch vermutlich nicht.