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For a different development policy!

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Thu, 8 Aug 2013 - 08:32

Dr. Johannes Michael Nebe, Trier
durch Lehre und Forschung seit 1997, vor allem Ostafrika
Posting

Dieses nun eingerichtete EZ-Forum ist notwendig. Es bietet die Möglichkeit, den kritisch-konstruktiven Gedankenaustausch für eine dringend zu erneuernde Entwicklungspolitik zu fördern. Diese Erfahrung habe ich in zahlreichen Projekten, die ich mit Studierenden der Universität Trier und der Kenyatta University Nairobi zu verschiedenen umwelt- und entwicklungspolitischen Themen vor allem in den Slums von Nairobi seit 2001 regelmäßig durchführen konnte, gesammelt. Die "westliche Entwicklungspolitik und EZ kommt in aller Regel "unten" bei der Bevölkerung nicht an. Besondere Einsichten konnten insbesondere bei der Durchführung des Projektes "Peace Building and Conflict Management in Kenya" (2012) gewonnen werden.

Das im September/Oktober 2013 geplante Projekt "Youth-Led Development in Kenya - Challenges and Opportunities" greift eine für die zukünftige Entwicklung Kenias äußerst brisante Fragestellung auf. Hier wächst eine junge arbeitshungrige junge Bevölkerung weitgehend ohne berufliche Perspektiven heran, die sich politisch und wirtschaftlich vernachlässigt fühlt und eines Tages gewaltsam ihre Rechte auf ein menschenwürdiges Leben einfordern dürfte. Rasantes Bevölkerungswachstum, unzureichende Infrastruktur- und Arbeitsmarktpolitik, mangelnde Verbreitung motivierender Arbeitsmarkt-Informationen sowie weithin fehlende Berufsqualifikationen sind nur einige Faktoren, die die Situation immer mehr verschärfen.

Trotz dieser vielen negativen Vorzeichen ist es erstaunlich, mit welcher Kreativität und welchem Durchsetzungswillen Jugendliche in Kenia eigene Geschäftsideen entwickeln. Genau hier möchte unser Projekt ansetzen. In sieben Bereichen "Renewable Energies", "Technology Innovations", "Arts and Sports", "Environment and Slum-Upgrading", "Peace Building and Governance", "Urban Agriculture" und "Media and Education" wollen wir zeigen, dass Initiativen "von unten" erfolgversprechende Einkommen generieren können, die wiederum zur Verbesserung der Lebenssituation junger Menschen und deren Familien beitragen. Politik und Wirtschaft in Kenia wären gut beraten, dieses kreative Potential zu unterstützen, um drohende politische, ökonomische und soziale Verwerfungen zu vermeiden. Letztlich kann das Projekt auch zu einer Neubesinnung unserer "westlichen Entwicklungspolitik und EZ" führen, sich stärker den Zielsetzungen einer nachhaltigen Jugendpolitik zuzuwenden.

Dieses Projekt wird in enger Kooperation mit UN-Habitat in Nairobi durchgeführt werden, um damit auch Erfahrungen aus anderen Entwicklungsländern einbeziehen zu können.

Mir ist es wichtig, dass sich die Bachelor und Master-Ausbildung an unseren deutschen Hochschulen auch Fragen einer kritischen Entwicklungspolitik und EZ zuwendet. Ein Austausch unter den Kollegen und Kolleginnen, die sich hier insbesondere engagieren, ist notwendig und sehr wünschenswert. Nur so können wir gewinnbringend von einander lernen.