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Für eine andere Entwicklungspolitik!

Beitrag vom 23.05.2012

GIGA (German Institute of Global and Area Studies)

Landakquisitionen in Entwicklungsländern:

Intransparenz und zu wenig Nutzen für die Betroffenen

Am 11. Mai 2012 fand am GIGA in Hamburg die erste internationale Konferenz zu großflächigen Land-akquisitionen in Entwicklungsländern statt. Während das Thema in den Medien eine starke Präsenz entfaltet, waren in der akademischen Landschaft bisher nur wenige Informationen verfügbar. Jann Lay vom GIGA in Hamburg erklärte: "Zunächst einmal war zu prüfen, ob das viel beachtete Phänomen inter-nationaler Landnahmen in seinem Ausmaß überhaupt dem enormen Medienecho entspricht. Die Ant-wort ist ein eindeutiges: Ja."

Drei Kernprobleme beschäftigten die Wissenschaftler in einer Vielzahl von Einzelveranstaltungen. Zum ersten ging es um die Prüfung der Folgen großflächiger Landakquisitionen (Large Scale Land Acquisiti-ons - LSLA) für die ländliche Entwicklung und die lokale Bevölkerung in betroffenen Gebieten. Zum zweiten wurde die Rolle von Landrechtsfragen genauer untersucht und zum dritten beschäftigten sich die Tagungsteilnehmer mit den internationalen Auswirkungen des Phänomens.

Bezüglich der Auswirkungen von LSLA wurden örtliche Institutionen, die den Grunderwerb regeln, als Schlüssel für den Schutz der Interessen und Rechte der Bevölkerung benannt. Diese Einrichtungen versagen jedoch zu häufig angesichts neuer und intensiver Aktivitäten internationaler Investoren. In diesen Fällen kommt es vielfach nicht zu Landerwerb, sondern zu Landraub. Bei den meisten vorgestell-ten Fallstudien in wichtigen Zielländern von LSLA, etwa in Kambodscha und Laos in Asien sowie Äthio-pien und Tansania in Afrika, können kaum positive lokale Effekte durch mehr Beschäftigung oder Infra-strukturmaßnahmen festgestellt werden.

Nicht zu vernachlässigen ist jedoch, dass es bei den internationalen Auswirkungen der LSLA auch positive Effekte geben kann: Rolf Kappel von der ETH Zürich wies in seinem Vortrag darauf hin, dass sie möglicherweise eine Stabilisierung der globalen Lebensmittelpreise bewirken können. Trotz der Skepsis, die großflächigen Landnahmen entgegengebracht wird, darf man die Chancen nicht übersehen.

Ein Problem bei der Erforschung von LSLA, aber auch für die richtigen politischen Entscheidungen, ist der Mangel an Transparenz. Hier hoffen Politik und Wissenschaftler auf Abhilfe durch die von Mike Tay-lor (International Land Coalition) und Mirjam Harteisen (GIGA) vorgestellte "Land Matrix" (www.landportal.info/landmatrix). Als öffentlich verfügbare Internetplattform ermöglicht sie sowohl die Eingabe als auch die Einsicht von Daten über Landakquisitionen.

Zusammenfassend hält Lay fest: "Wir sind auch heute noch nicht in der Lage, die Frage ‚Welche Aus-wirkungen hat LSLA auf die ländlichen Gebiete der Zielländer?' abschließend zu beantworten. Die Kon-ferenz hat allerdings gezeigt, dass wir gute Fortschritte in der Erforschung dieses Phänomens machen." "Außerdem", so Stein Holden von der Universität Ã…s, "sollten "Anstrengungen unternommen werden, die diversen internationalen Leitlinien für verantwortungsvolle Agrarinvestitionen - mehr als 50 solcher Leit-linien existieren derzeit - zu integrieren und konsolidieren".