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Beitrag vom 08.05.2014

FAZ

Jacob Zuma

Südafrikas Big Man

Jacob Zuma ist ein typischer "Big Man", wie man sie in Afrika eigentlich nicht mehr sehen mag. Alles, was diesen Mann beschäftigt, ist der Machterhalt. Doch die Südafrikaner haben noch nicht genug von ihm.

von Thomas Scheen

Eigentlich wollte er nur eine Amtsperiode lang Präsident des Landes sein. Aber wie so vieles, was Jacob Zuma von sich gibt, war auch das nicht ernst gemeint. Zwar hat die Regierungspartei "African National Congress" (ANC) bei den Parlamentswahlen nach vorläufigen Ergebnissen deutliche Stimmverluste hinnehmen müssen, für eine Mehrheit im Parlament und damit eine Wiederwahl ihres Spitzenkandidaten Zuma reicht es aber allemal. Dabei scheiden sich die Geister an dem Mann aus KwaZulu-Natal, auch innerhalb seiner Partei. Bei der Trauerfeier für Nelson Mandela im vergangenen Dezember war Zuma noch ausgebuht worden. Im zurückliegenden Wahlkampf ist ihm das nicht mehr widerfahren, weil der ANC die Gäste sorgfältig ausgesucht hatte.

Zuma ist der reinste Teflon-Politiker. Nichts bleibt an ihm hängen. Nicht die Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit einem Rüstungsgeschäft aus den späten neunziger Jahren, nicht der Prozess wegen angeblicher Vergewaltigung, und auch nicht der jüngste Skandal, der Ausbau seiner Privatresidenz in Nkandla, für die der südafrikanische Steuerzahler mit umgerechnet knapp 14 Millionen Euro geradestehen musste. Die Ombudsfrau Thuli Madonsela, deren Aufgabe als "public protector" es ist, Korruption innerhalb der Verwaltung aufzudecken, empfahl in ihrem Nkandla-Untersuchungsbericht, Zuma solle zumindest einen Teil der Ausgaben zurückerstatten, weil er in "unethischer" Weise von öffentlichem Geld profitiert habe.

Amt und Person identisch

Der lehnt das selbstverständlich ab. Die Opposition behauptet, Zuma schulde den Steuerbehörden des Landes inzwischen mehr als eine Million Euro, die zu bezahlen er schlicht "vergessen" habe. Recherchen der Zeitung "Mail & Guardian" nach steht Zuma bei allen vier großen Banken des Landes tief in der Kreide. Gleichzeitig nutzt seine erweiterte Familie Zumas Position, um lukrative Ölgeschäfte in Kongo anzubahnen.

Zuma ist ein typischer "Big Man", wie man sie in Afrika eigentlich nicht mehr sehen mag; einer, der Amt und Person für identisch hält. In den zurückliegenden fünf Jahren hat man den südafrikanischen Präsidenten eigentlich immer nur dann wahrgenommen, wenn neue Durchstechereien bekannt wurden. Mit großen politischen Entwürfen jedenfalls hat er sich nicht hervorgetan.

Alle Kritiker kaltgestellt

Alles, was diesen Mann beschäftigt, ist der Machterhalt um der Macht willen. Seine Kritiker innerhalb des ANC sind inzwischen allesamt kaltgestellt, was die ehemalige Befreiungsbewegung nach Meinung südafrikanischer Kommentatoren noch teuer zu stehen kommen könnte: Weitere fünf Jahre mit Zuma an der Spitze des Staates, und die Bevölkerung könnte aus purem Frust endlich bereit sein, den ANC abzuwählen.

Zuma lebt polygam. Jede seiner vier Frauen hat Anspruch auf staatliche Zuwendungen für repräsentative Aufgaben, Sicherheit und Transport. Unter Zumas Vorgänger Thabo Mbeki betrug das jährliche Budget für die so genannte "spouse support unit" etwa 300.000 Euro. Seither zahlt der südafrikanische Steuerzahler jedes Jahr mehr als eine Million Euro für die "First Ladies".