Beitrag vom 22.08.2019
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Kommender UBA-Präsident kündigt Kurswechsel an
Prof. Dr. Dirk Messner wird zum 1. Januar 2020 neuer Präsident des Umweltbundesamtes (UBA) und löst damit Maria Krautzberger ab. Das Bundeskabinett stimmte am 31. Juli 2019 einem entsprechenden Personalvorschlag von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) zu. Schon jetzt hat der Politikwissenschaftler im Spiegel-Interview erklärt, wie er seine neue Rolle sieht. Er wolle jeden einzelnen Bürger in die Pflicht nehmen. Es gehe um einen „anderen Lebensstil“ mit „weniger Fleisch, weniger Fernreisen und weniger tonnenschweren Pkw“.
Aber wer ist eigentlich dieser Mann, der als UBA-Chef „die Auseinandersetzung über Normen und Werte in die Gesellschaft tragen“ und sich aktiv in die Umwelt- und Klimapolitik einmischen will? Dirk Messner wurde 1962 geboren und studierte von 1982 bis 1988 Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre an der Freien Universität (FU) Berlin und der Sogang University in Seoul (Südkorea). Ab 1989 arbeitete er am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) in Bonn, dessen Leitung er von 2003 bis 2018 innehatte.
1995 promovierte Messner an der FU Berlin zu Innovation, Nachhaltigkeit und Armutsbekämpfung. 2002 habilitierte er ebenfalls an der FU Berlin mit der Arbeit „Herausforderungen der Globalisierung in Lateinamerika“. Messner forschte und lehrte an verschiedenen Universitäten im In- und Ausland, darunter die Ludwig-Maximilians-Universität in München, die Universität Duisburg-Essen (wo er heute Professor für Politikwissenschaft ist) und die Universität der Vereinten Nationen in Bonn (wo Messner seit 2018 das Institut für Umwelt und Menschliche Sicherheit leitet).
Neben seiner Tätigkeit für das DIE und seiner wissenschaftlichen Arbeit wurde Messner 2004 in den Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) berufen, ein „unabhängiges wissenschaftliches Beratergremium“, das 1992 gegründet wurde um globale Umwelt- und Entwicklungsprobleme zu analysieren und der deutschen Politik Handlungs- und Forschungsempfehlungen zu geben. Von 2009 bis 2013 war Messner stellvertretender Vorsitzender des WBGU, seit 2013 ist er Co-Vorsitzender der Organisation.
Der WBGU spricht sich für eine sogenannte „Große Transformation“ aus. Der Begriff wurde 2011 durch das WBGU-Hauptgutachten „Welt im Wandel – Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation“ geprägt, an dem unter anderem Dirk Messner und der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber maßgeblich mitwirkten. Hauptanliegen ist eine weltweite Transformation zu einer „klimaverträglichen“ Gesellschaft ohne Nutzung fossiler Brennstoffe. Interessanterweise schreiben die Autoren explizit, dass dieses Ziel, das sie hinsichtlich seiner Bedeutung für die Menschheit mit der neolithischen Revolution sowie der Industriellen Revolution vergleichen, ohne Nutzung der weitestgehend emissionsfreien Kernenergie erreicht werden soll.
Als Menschen, die ihn „nachhaltig beeindruckt“ haben, nannte Dirk Messner gegenüber „Tagesspiegel Background Energie & Klima“ neben dem Umweltwissenschaftler Ernst Ulrich von Weizsäcker und dem Ökonom Peter Hennicke auch den Sozialwissenschaftler Wolfgang Sachs. Letzterer gilt als Kritiker des Wirtschaftswachstums und Befürworter eines „genügsamen Lebensstils“ (Suffizienz). Selbst die Idee der „nachhaltigen Entwicklung“ wird von Sachs abgelehnt, wenn sie mit dem „Dogma des wirtschaftlichen Wachstums“ verbunden ist.