Beitrag vom 09.05.2020
Achgut.com
Der Tschadsee ist kein sterbender See
von Volker Seitz
Die Region um den Tschadsee ist binnen weniger Jahre mit insgesamt fast 2,3 Millionen Vertriebenen und Flüchtlingen zu einem gefährlichen Krisenherd geworden. Der Klimawandel wird seit Jahren für die Krise um den Tschadsee in der Sahelzone verantwortlich gemacht. Immer wieder wird behauptet, dass der See austrocknen wird. Zwar ist durch Dürren und Hitzeperioden ein erheblicher Teil der Wasseroberfläche verdampft, aber der See schrumpft nicht mehr. Trotzdem halten sich hartnäckig in den Medien derartige Berichte. Weil das plausibel erscheint, schreiben Journalisten voneinander ab. Die sollten aber von Berufs wegen besonders skeptisch und faktentreu sein. Die falschen Berichte haben neben dem wirtschaftlichen auch einen politischen Hintergrund.
Die angeblich drohende Umweltkatastrophe könne nur durch einen Kanal, der Wasser vom Kongobecken zum Tschadsee führt und so den See wieder auffüllt, abgewendet werden. Nur so könne Hunger beendet werden und Arbeitsplätze geschaffen, und nur so hätte die Region eine Zukunftschance. Ein prominenter Befürworter des Projekts – unter Beteiligung italienischer Firmen – ist Romano Prodi, ehemaliger italienischer Ministerpräsident und Präsident der Europäischen Kommission. Honi soit qui mal y pense.
Alexander Carius leitet das Forschungs- und Beratungsinstitut Adelphi in Berlin. Adelphi hat sich auf die Themen Klimawandel, Umwelt und Entwicklung spezialisiert. Alexander Carius und seine Mitarbeiter arbeiteten im Auftrag des UNDP und des niederländischen Außenministeriums und des Auswärtigen Amts an einer Studie über das Tschadseebecken. Sie sollten skizzieren, welche Risiken und Elemente die Krise in dieser Region hat.