Beitrag vom 01.07.2021
NZZ
Eswatini
Afrikas letzte absolute Monarchie unter Druck: Massenproteste für demokratische Reformen in Eswatini
Im Königreich Eswatini (früher: Swasiland) gehen die Sicherheitskräfte mit voller Härte gegen Demonstranten vor. Die Zustände werden als chaotisch beschrieben.
Die pro-demokratischen Proteste in Afrikas letzter absoluter Monarchie Eswatini haben auch am Donnerstag weiter angedauert. «Die Menschen werden von Soldaten beschossen – nur weil sie sich auf der Strasse befinden», sagte Martin Dlamini der Deutschen Presse-Agentur. Der Journalist aus dem weitgehend von Südafrika umschlossenen Königreich Eswatini sprach von einer chaotischen Situation. In dem Kleinstaat mit knapp 1,2 Millionen Einwohnern gibt es seit Tagen Zusammenstösse zwischen Polizei und Demonstranten, die demokratische Reformen verlangen.
Die Massenproteste mit zunächst mehreren Tausend Menschen hätten mittlerweile das ganze Land erfasst, sagte Dlamini, der sich gerade in Südafrika aufhält. Das Internet sei weiter abgestellt. Augenzeugen im Land berichteten in Telefonaten ebenfalls über landesweite Proteste und weitere Schüsse. Eine offizielle Bestätigung gab es nicht. Die Regierung machte Ausländer für die Unruhe verantwortlich. Im Rundfunk wurden sie beschuldigt, «Terrorakte» im Land zu verüben.
Die Regierung hatte am Dienstagabend weitreichende Beschränkungen wie Schulschliessungen und nächtliche Ausgangssperren erlassen, als Begründung aber auch die Corona-Pandemie genannt. Nach offiziell unbestätigten Berichten gab es am Mittwoch mehrere Tote.
Im Nachbarland Südafrika hat sich die Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongress (ANC) besorgt über die zunehmende Instabilität geäussert und die regionale Staatengemeinschaft SADC zur Vermittlung aufgerufen. Der ANC forderte die Zulassung politischer Parteien und die Vermeidung einer «autokratischen Krisenlösung mit harter Hand». Der absolutistische König Mswati III. steht wegen Verschwendungssucht in der Kritik. Politische Parteien sind in Eswatini verboten.