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Für eine andere Entwicklungspolitik!

Beitrag vom 27.03.2013

tacheles.tv

Dokumentarfilmer Peter Heller:
Staatliche Entwicklungshilfe stoppen

"Entwicklungshilfe wirkt wie süßes Gift, das süchtig macht und die Eigeninitiative lähmt. Denn man bekommt sie gratis und ohne Mühe", schreibt der Dokumentarfilmer Peter Heller aus München. Er fordert, die staatliche Entwicklungshilfe zu stoppen - zum Wohle Afrikas.

Peter Heller: Viele Dinge sind schief gelaufen

Mehr als 450 Milliarden Euro sind in 50 Jahren nach Afrika geflossen, aber die Bauern Afrikas sind heute ärmer als zuvor. Seit 1975 drehe ich Filme in Afrika. In dieser Zeit ist nicht die Unabhängigkeit gewachsen, sondern die Abhängigkeit. Entwicklungshilfe wirkt wie süßes Gift, das süchtig macht und die Eigeninitiative lähmt. Denn man bekommt sie gratis und ohne Mühe.

Gleichzeitig gibt es eine Sucht der Helfer zu helfen. So begegnete ich in den vergangenen Jahren immer wieder denselben weißen Helfern. Die kommen einfach nicht davon los. In Afrika genießen sie ein hohes Ansehen und erhalten viel Anerkennung. Eine Wertschätzung, die sie in Deutschland in einem anderen Job so niemals bekommen würden.

Mein Film "Süßes Gift - Hilfe als Geschäft" hat ein Tabu gebrochen. Lange Zeit war es verpönt, über die Janusköpfigkeit des karitativen Prinzips zu sprechen. Viele haben mich gebeten: "Mach den Film nicht. Du entmutigst die Menschen." Das Gegenteil ist der Fall. Viele diskutieren jetzt darüber und suchen nach Lösungen. Insofern kommt der Film 20 Jahre zu spät.

Tansanische Politiker bauen sich Luxusvillen

Viele Dinge sind schief gelaufen. Tansania zum Beispiel, reich an Bodenschätzen, ohne religiöse oder wesentliche politische Konflikte, hängt bis heute am Tropf der Geberländer. Die Hälfte des Staatshaushaltes wird aus Hilfsgeldern bestritten. Und tansanische Politiker bauen sich Luxusvillen.

Staatliche Entwicklungshilfe muss gestoppt werden. Die afrikanischen Staaten müssen lernen, selbst für Bildung, Gesundheit und eine florierende Wirtschaft sorgen. Das fordere nicht nur ich, das sagen viele afrikanische Experten, mit denen ich gesprochen habe.

"Das ist Industriepolitik pur, aber keine Hilfe für die Armen"

Staatliche Entwicklungshilfe ist vor allem ein Geschäft. Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel rühmt sich, dass für einen Euro, den wir als Entwicklungshilfe geben, 1,80 Euro und mehr zurückfließen. Weil deutsche Unternehmen Geräte und Ausrüstung exportieren können. Das ist Industriepolitik pur, aber keine Hilfe für die Armen.

So manches gut gemeinte Hilfsprojekt habe ich scheitern sehen. Sie alle verfolgten den Anspruch, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, und haben diesen Anspruch verfehlt. Vor allem Großprojekte werden am grünen Tisch in Europa geplant, sind aber gar nicht an die örtlichen Gegebenheiten angepasst. Vieles sind auch Wunschträume afrikanischer Regierungsmitglieder.

Peter Hellers Dokumentarfilmer "Süßes Gift - Hilfe als Geschäft" über gescheiterte Hilfsprojekte läuft gerade im Kino.