Beitrag vom 04.05.2013
Stimme Russlands (Radio)
Die Chinesen sind die neuen Herrscher Afrikas
Chinas Wirtschaft expandiert seit Jahren in Afrika. Indem China den afrikanischen Kontinent mit Geld versorgt, bekommt das Land nicht nur Zugang zu den Ressourcen Afrikas, sondern es verbreitet dort auch seinen politischen Einfluss. Dies hat in den letzten Jahren nicht nur westliche Politiker, sondern auch die Afrikaner selbst in Sorge versetzt.
China festigt konsequent seine Positionen in Afrika. Der Handelsumsatz zwischen Afrika und China stieg von 2000 von 20 Mrd. Dollar bis auf 200 Mrd. Dollar im Jahre 2012 an. Der Umfang der direkten Investitionen Chinas in Afrika betrug im vergangenen Jahr 20 Mrd. Dollar, und die Zahl der chinesischen Firmen, die in Afrika arbeiten, erreichte 2 000. Peking gewährt den Ländern Afrikas günstige Kredite. Dafür bekommt es den Zugang zu den dortigen Bodenschätzen, und die chinesischen Unternehmen bekommen Verträge für die Umsetzung von großen Infrastrukturprojekten vor Ort. Der Chef des Zentrums für russisch-chinesische Studien an der Moskauer Universität, Jewgeni Sajtzew, kommentiert die Situation.
"China ist im Vergleich zur EU, der ehemaligen UdSSR (dem heutigen Russland) und den USA ein einfallsreicher Akteur auf dem afrikanischen Kontinent. China ist ein junger und sich dynamisch entwickelnder Partner der afrikanischen Staaten und meiner Meinung nach sehr viel dynamischer als andere Teilnehmer an diesem Prozess."
Das Zusammenwirken zwischen China und Afrika beschränkt sich nicht auf die Wirtschaft. In 22 afrikanischen Staaten arbeiten Institute des Konfuzius, die die chinesische Politik der " soft power" durchführen. Tausende Studenten haben ein chinesisches Regierungsstipendium bekommen und studieren in China. In einigen Jahren werden die herrschenden Eliten Afrikas mit ihren chinesischen Partnern in der Sprache Maos sprechen können. All das spricht dafür, dass das Interesse Chinas für Afrika eine strategische Bedeutung hat, sagt Jewgeni Sajtzew.
"Ich denke, dass die chinesische Führung sich das langfristige Ziel gesetzt hat, sich auf dem afrikanischen Kontinent festzusetzen. China will in Afrika fest und ernsthaft Fuß fassen".
Eine solche Aktivität Chinas in Afrika beunruhigt die Länder des Westens, in erster Linie die USA. Im vergangenen Sommer unternahm US-Außenministerin Hillary Clinton eine große Tournee durch Afrika. In einer ihrer Reden erklärte sie, dass die Zeiten, als die Fremden nach Afrika kommen und sich bereichern konnten, zu Ende gehen sollten. Dabei hat Frau Clinton die Länder scharf kritisiert, die " Afrika Geld geben und sich keine Sorgen darüber machen, dass es in autoritärere Hände kommen könnte". Direkt nannte sie China nicht. Doch niemand hatte Zweifel, dass sie gerade dieses Land meinte. Peking interessiert tatsächlich nicht, inwieweit seine ausländischen Partner demokratisch sind, sagt der führende wissenschaftliche Mitarbeiter des Afrika-Instituts in Moskau, Wladimir Schubin.
"China gewährt öfters Kredite unter sehr günstigen Konditionen. China verbindet solche Kredite nicht mit politischen Fragen. Die Staaten, die im Westen als Schurkenstaaten gelten, sind für China ganz akzeptabel."
Man könnte denken, dass die Ängste, die mit der chinesischen Expansion verbunden sind, nur für die Vertreter des Westens charakteristisch sind. Amerika und Europa fühlen sich wegen der wachsenden Stärke Chinas unbequem, und Afrika hat damit nichts zu tun. Doch die Aktivität Chinas macht auch einen Teil der afrikanischen Eliten besorgt. Vor kurzem hat der Chef der Zentralbank von Nigeria, Lamido Sanusi, in der Financial Times einen Artikel veröffentlicht. Dort wirft er Peking Kolonialpolitik vor. Seiner Meinung nach gilt China immer noch irrtümlicherweise als Entwicklungsland, und die Länder Afrikas vertrauen ihm mehr als dem Westen, obwohl es lange keine Gründe mehr dafür gibt. Der Nutzen der Partnerschaft mit China ist öfters zweifelhaft. Die Infrastrukturprojekte Chinas in Afrika werden mit den Händen von chinesischen Arbeitern umgesetzt und nicht denen der örtlichen Einwohner. Somit werden keine neuen Arbeitsplätze für die Afrikaner geschaffen.