Beitrag vom 06.12.2019
FAZ
Paris erwägt Truppenabzug aus Sahelzone
mic. PARIS. Nach dem Tod von 13 Soldaten in Mali vor zwei Wochen will der französische Präsident Emmanuel Macron einen Truppenrückzug aus der Sahelzone nicht länger ausschließen. Bei einem Gipfeltreffen mit den Staatschefs der fünf Sahelstaaten Mali, Niger, Burkina Faso, Mauretanien und Tschad am 16. Dezember in Pau sollten „der Rahmen und die politischen Bedingungen“ einer fortgesetzten Militärpräsenz geklärt werden, kündigte Macron an. Die Pyrenäen-Stadt Pau wurde bewusst gewählt, hier lag die Heimatkaserne von sieben der bei einem Hubschrauberunfall während eines Kampfeinsatzes getöteten Soldaten.
Macron formulierte die Erwartung, dass sich die afrikanischen Staatschefs in ihren Heimatländern klar dazu bekennen, militärische Hilfe Frankreichs und der EU zu benötigen, um den Kampf gegen den Terrorismus aufzunehmen. Während einer Pressekonferenz zum Abschluss des Nato-Gipfels in London führte Macron aus, dass sich antifranzösische Ressentiments in mehreren Ländern – insbesondere in Mali und Burkina Faso – verstärkt hätten. Diese Ressentiments würden oftmals von politisch Verantwortlichen genährt. Macron sprach „mehrere Minister“ an, ohne deren Namen zu nennen. Er könne nicht das Leben französischer Soldaten riskieren, wenn es kein breites Einverständnis gebe, dass diese willkommen seien. Frankreich verfolge mit dem Antiterroreinsatz „Barkhane“ keine „neokolonialen“ oder „imperialistischen“ Ziele, betonte Macron. Die Soldaten seien auch nicht ins Sahelgebiet geschickt worden, um französische Wirtschaftsinteressen zu verteidigen. Dies müssten die politisch Verantwortlichen ihrer Bevölkerung auch klarmachen. Macron hatte sich bei einem Abendessen im Hotel Savoy in London mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zu diesem Thema beraten. Macron hat die Bundesregierung um militärische Hilfe gebeten, um eine europäische Spezialkräfte-Einheit aufzubauen, die malische Elitekräfte ausbildet. Sie sollen gemeinsam Kampfeinsätze gegen Terrorgruppen führen. Die europäische Mission „Takuba“ („Säbel“) soll nach Möglichkeit im Januar beginnen. Estland, die Tschechische Republik und Belgien haben bereits die Entsendung von Spezialeinheiten zugesagt. Angefragt wurden von Paris deutsche Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK). Es ist von einer Größenordnung von 500 Mann aus der Bundeswehr die Rede.