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Beitrag vom 28.02.2023

FAZ

Benin-Bronzen in Gefahr

Wie ein Welterbe verloren geht

Die von Deutschland finanzierte Datenbank „Digital Benin“ will den weltweiten Bestand an Benin-Bronzen dokumentieren. Was sie nicht zeigt, sind die vielen Kunstwerke, die aus nigerianischen Museen geraubt wurden und verschwanden.

Von Brigitta Hauser-Schäublin

Der Blick zurück auf die Kolonialzeit ist zu einem Tunnelblick verkommen: Er schließt die Gegenwart mit der Vergangenheit kurz. Nach dem Muster der Rasterfahndung will er nichts anderes erkennen als koloniale Gräueltaten, vollbracht von brutalen Tätern an unschuldigen Opfern. Ethnologische Sammlungen sind zum Inbegriff kolonialen Unrechts und der Raffgier geworden. Museen finden sich plötzlich in der Rolle von Räuberhöhlen wieder. Die in deutschen Museen gelagerten 1130 Artefakte aus Benin (unter dem Begriff „Benin-Bronzen“ zusammengefasst), de­ren Eigentumsrechte Deutschland im Sommer 2022 an Nigeria übertragen hat, gelten als Paradebeispiel dafür. Wohin diese überwältigende Sammlung tatsächlich geht, scheint niemanden zu interessieren.

Die Rückgabe erfolgt, so ist es im Vertrag festgeschrieben, ohne jegliche Auflage, ganz so, als handle es sich um Goldbarren, jederzeit umwandelbar in Cash oder Schmuck und ersetzbar. Oder eben im Tausch gegen fossile Energie, die Deutschland so dringend benötigt und die den Staat Nigeria reich gemacht hat (F.A.Z. vom 7. Januar). Nicht einmal die vom internationalen Museumsbund (ICOM) definierten Standardaufgaben von Museen – Bewahren, Schützen, Erforschen und Zugänglichmachen – sind im Vertrag erwähnt.

Dass ethnologische Museen Archive der Menschheitsgeschichte sind, die einmalige Zeugnisse der Vielfalt menschlicher Kulturen bewahren, ist in den lautstarken Schuldbekenntnissen und Rückgabekasteiungen untergegangen. Dennoch: Gerade jene Sammlungen, die am Vorabend der weltweiten kapitalistisch-konsumistischen Vereinnahmung an­­ge­legt wurden, sind für die Menschheitsgeschichte die bedeutungsvollsten. Die Benin-Bronzen – etwa die Gedenkköpfe und Reliefplatten mit ihrer künstlerisch großartigen Ästhetisierung von Krieg und Ge­walt – sind ein Weltkulturerbe der besonderen Art. Sie in ihrer Gesamtheit zu bewahren wäre mindestens so wichtig wie der Schutz der Kultur- und Naturdenkmäler, welche die Unesco auf ihrer Welterbeliste führt.

Inzwischen gibt es eine digitale Datenbank, die, wie auch die deutsche Leitung der Benin-Dialoggruppe, am Museum am Rothenbaum in Hamburg angesiedelt ist. In dieser Datenbank, die mit 1, 5 Millionen Euro von der Ernst von Siemens Kunststiftung gefördert und im November 2022 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, sind 5246 Benin-Bronzen registriert, die sich in 131 Museen/Institutionen in zwanzig Ländern befinden. Nicht erfasst sind schätzungsweise bis zu zweitausend Objekte in an­onymen Privatsammlungen (darunter auch die Privatsammlung des Oba in Benin). „Digital Benin“ vermittelt damit erstmals einen Überblick über die weltweit vorhandenen Benin-Sammlungen.

Was wurde aus den vierhundert Objekten im Museum von Lagos?

Die Datenbank zeigt jedoch noch viel mehr: etwa wie akribisch und verantwortungsbewusst viele Museen mit dem fremden Kulturgut umgegangen sind. Die eingetragenen Grunddaten – zu denen idealerweise die Maße des Objekts, Material, Herkunft, Erwerbsdatum, Erwerbungsart und Sammler/Vorbesitzer, Kurzbeschreibung und Zustand, der Standort im Mu­se­um sowie eine professionell erstellte Fotodokumentation gehören – lassen eine funktionierende Registrierung und Verwaltung der Kulturgüter erkennen.

Zudem enthält die Datenbank Angaben darüber, welche Museen und Institutionen die größten Sammlungskonvolute besitzen. Angeführt wird diese Liste vom British Museum (944 Objekte), gefolgt vom Ethnologischen Museum in Berlin (518), dem Field Museum in Chicago (393) und dem National Museum in Benin City (285). Letzteres verdankt einen Großteil seiner Objekte dem lokalen Engagement des Chiefs und Hofchronisten Jacob Egharevba (1893–1980), der eine erste Ge­schich­te des Benin-Königreichs verfasste.

Egharevba war der Leiter des von der britischen Kolonialregierung 1959 ge­grün­deten Regionalmuseums in Benin Ci­ty. Er erreichte, dass die Chiefs – die Oberhäupter – von Benin einen Teil ihrer Erbstücke dem Museum als Leihgabe überließen. Der größte Anteil an der Museumssammlung stammte jedoch, so schrieb 1963 Bernard Fagg, der damalige Direktor des von der Kolonialregierung geschaffenen Department of Antiquities (dem Vorläufer der heutigen National Commission for Museums and Monuments, NCMM), vom Oba, dem König von Benin.

In der Benin-Datenbank rangiert das Nationalmuseum in der früheren Hauptstadt Lagos mit 81 (tatsächlich nur 80) Objekten an vierzehnter Stelle. Diese Zahl erstaunt, hat doch der erste nigerianische Direktor der Nationalmuseen, der promovierte Archäologe und hervorragende Kenner der alten Kulturen Nigerias Ekpo Eyo, schon in den Achtzigerjahren schriftlich festgehalten, dass das Museum in Lagos die weltweit drittgrößte Benin-Sammlung besitzt; das müssten rund vierhundert bis fünfhundert Objekte sein. Bernard Fagg rühmte die „außergewöhnlich erlesene Sammlung von Benin Bronzen und Elfenbeinskulpturen, welche [von der Kolonialregierung] für Nigeria in Europa und Amerika aufgekauft worden war“; er bezeichnete sie ebenfalls als die weltweit drittbeste. Noch 2016 schrieb der Heri­tage-Spezialist Oyinloye, dass er in der Benin Gallery des Museums über zweihundert Kunstwerke gesehen habe, dazu weitere in der Symbol of Power Gallery und im Eingangsbereich des Museums.

Die in der digitalen Benin-Datenbank erfassten Objekte des Nationalmuseums in Lagos vermitteln nun aber alles andere als den Eindruck einer „außergewöhnlich erlesenen“ Sammlung. Zudem lassen die spärlichen Informationen zu den Artefakten samt den meist ad hoc geknipsten Ob­jekt­fotos oder Kopien von alten Aufnahmen eine effiziente Sammlungsverwaltung und Wertschätzung dieser Kulturgüter vermissen. Dabei sind es gerade die Benin-Sammlungen – oder nur diejenigen in europäischen und amerikanischen Museen? –, welche nigerianische Politiker als Symbole der „Identität“ ganz Nigerias und ihrer „geraubten Geschichte“ bezeichnen. Nach den jahrzehntelangen Rückgabeforderungen hätte man eine ordentliche Inventarisierung und Präsentation der Sammlung erwarten dürfen.

Der Generaldirektor der NCMM, Abba Tijani, hat gegenüber der News Agency of Nigeria erklärt, seine Kommission (die oberste Museumsbehörde) arbeite „un­er­müd­lich“ daran, die Objekte in einer internationalen Standards entsprechenden Um­ge­bung aufzubewahren. Westlichen Journalisten versicherte er, Nigeria verfüge über ausreichende Kapazitäten, um die zu erwartenden Mengen an zurückgegebenen Objekten adäquat zu verwalten.

Der Blick in alte Museumskataloge offenbart Erschreckendes

Wie die Zeitschrift „Art Newspaper“ bereits 2002 berichtete, hat das British Museum zwischen 1950 und 1960 (dem Jahr der nigerianischen Unabhängigkeit) insgesamt 54 Reliefplatten aus seiner Sammlung ausgegliedert und zu einem Bruchteil des Marktpreises an Nigeria verkauft. Der Oxforder Archäologe und Kurator am Pitt-Rivers-Museum, Dan Hicks, ein radikaler Restitutionsforderer der Benin-Bronzen im British Museum – er taufte es um in „Brutish Museum“, „Bestialisches Museum“ –, gibt an, dass sich in Lagos 64 mit Reliefs verzierte Bronzeplatten befänden. Die Benin-Datenbank listet jedoch bloß achtzehn auf; bei nur zweien ist als Herkunft das British Museum angegeben. Dazu ein Beispiel: Im 1980 erschienenen und von Ekpo Eyo und Frank Willett herausgegebenen Katalog, Treasures of Ancient Nigeria, ist eine Bronzeplatte mit einem Krokodil abgebildet. Sie trägt noch die Inventarnummer des British Mu­seum und befand sich im Nationalmuseum in Lagos. Sie ist heute – gemäß der Benin-Datenbank – weder im Nationalmuseum in Lagos noch in demjenigen in Benin City aufzufinden. Wo befindet sie sich – und wo sind die anderen dreihundert ehemals vorhandenen Objekte?

Bereits 1971 hatte Ekpo Eyo als Direktor des Antiquities Department davor ge­warnt, dass über kurz oder lang die nigerianischen Sammlungen verschwunden sein würden, wenn dem Diebstahl nicht endlich ein Riegel vorgeschoben werde. In einer kriminalistischen Untersuchung von 2012 stellte Usman Adekunle Ojedokun fest, im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte seien mehrere Museen in Nigeria geplündert worden. Dafür verantwortlich seien kriminelle Syndikate, welche die Objekte dem Schwarzmarkt zulieferten.

Ojedokun führt Korruption – Nigeria steht laut Transparency International an hundertfünfzigster Stelle von 180 Ländern – sowie mangelnde Kontroll- und Sicherheitsmaßnahmen als Gründe an. Der Di­rek­tor des Lagos State Record and Archives Bureau beklagte sich 2019 bei Journalisten der nigerianischen Zeitschrift „Punch“ darüber, das s in den Depots im­mer wieder Objekte gestohlen würden – und zwar von Insidern. Einen Überblick, was an Objekten vorhanden sei, gebe es nicht. Bereits früher waren fingierte Einbrüche festgestellt worden. Systematische Nachforschungen blieben aus.

Ein Abgleich der in früheren Katalogen publizierten Objekte aus dem Museum in Lagos mit der Datenbank ist erschütternd. Einige der schönsten Stücke sind offensichtlich nicht mehr vor Ort. Nachfragen in Hamburg und Nigeria nach der Vollständigkeit der erfassten Sammlungen blieben unbeantwortet. Dabei stellt sich die Frage, ob es nicht zu den Aufgaben und der Verantwortung der tonangebenden deutschen Mitglieder in der Dialoggruppe gehört hätte, abzuklären, in welchem Zu­stand sich die Sammlungen in den Museen Nigerias befinden und ob ihre Unterbringung und Verwaltung den ICOM-Standards – Nigeria ist Mitglied des Internationalen Museumsbunds – entsprechen. In einer „kulturellen Partnerschaft auf ­Au­gen­höhe“, wie Kulturstaatsministerin Claudia Roth die Zusammenarbeit nannte, kommt wegschauen und so tun, als wäre al­les in Ordnung, nicht infrage.

Ebenso fragwürdig ist der Umstand, dass die mit Drittmitteln finanzierte Da­ten­bank letztlich dazu dient, eine schöngeredete und glorifizierende Geschichte des Königreichs Benin zu verbreiten. Die über Jahrhunderte geführten Angriffskriege, in denen der Kriegerstaat seine Nachbarn terrorisierte, ausplünderte, massakrierte und hunderttausendfach versklavte, werden mit keinem Wort benannt. Auch nicht, dass die Benin-Bronzen Ausdruck des auf diese Weise erworbenen Reichtums sind. Selbst Jacob Egharevba wird nicht er­wähnt, der die britische Strafexpedition von 1897 als Segen („blessing“) bezeichnete, weil sie der blutrünstigen Gewaltherrschaft, auch über das eigene Volk, ein Ende setzte. Die Datenbank ist opportunistisch „woke“ – auf Kosten der Opfer der damaligen Benin-Herrscher.

Abgesehen von den in früheren Jahrzehnten geplünderten Museen stellt sich die Frage, was mit denjenigen Benin-Bronzen geschehen ist, die amerikanische und europäische Museen in den vergangenen Jahren restituiert haben. Das Metro­politan Museum in New York etwa gab 2021 zwei Reliefbronzeplatten an die NCMM zurück. Ursprünglich stammten sie aus dem British Museum und gingen im Zuge des oben erwähnten Transfers ins Museum nach Lagos. Dort „verschwanden“ sie zu einem nicht feststellbaren Zeitpunkt und tauchten auf dem internationalen Kunstmarkt wieder auf. Ein Kunsthändler er­warb sie und schenkte sie 1991, zusammen mit weiteren 150 afrikanischen Artefakten, dem Metropolitan Museum. Erst später stellte sich heraus, dass es sich um gestohlene Museumsobjekte aus Lagos handelte; das Metropolitan Museum gab sie deshalb zurück. Ob sie je in einem nigerianischen Nationalmuseum angekommen sind, ist unklar; in New York weiß man nichts über ihren Verbleib, und in der Datenbank der Museen in Lagos und Benin sind sie nicht vermerkt. Ähnliches gilt für das Museum of Fine Arts in Boston, das 2014 acht Objekte, darunter drei Benin-Artefakte, zurückgegeben hat, die offensichtlich ebenfalls postkolonial ge­stohlen worden und im Kunsthandel wiederaufgetaucht waren. Keines davon ist in der Benin-Datenbank vermerkt: Verbleib unbekannt. Dies sind nur zwei von vielen ähnlichen Beispielen.

Das Verschwinden von Objekten aus Nigeria ist tabu

Zudem pflegt die Datenbank-Eintragung des Museums in Lagos einen tendenziösen Umgang mit Objektgeschichten. Bei der Beschreibung eines Bronze-Gedenkkopfs mit singulärer Tätowierung (katzenähnliche Schnauzhaare) heißt es nur, dass dies „eines der Objekte [ist], die in der Schweiz gefunden wurden und das nach dem Gewinnen eines Prozesses nach Nigeria zurückgelangte“. Verschwiegen wird, dass der Kopf zuvor aus dem Regionalmuseum im nordnigerianischen Jos (der Benin-Bestand dieses Museums wie auch die königliche Sammlung des Oba in Benin City sind in „Digital Benin“ nicht erfasst) ge­stoh­len worden war und bei einem Kunsthändler in Zürich auftauchte. Das Museum Rietberg hatte – so schildert Frank Willett den Fall – alle Mühe, die nigerianischen Behörden dazu zu bringen, ei­nen Delegierten zu schicken, der das Ob­jekt zurückverlangte und nach Nigeria brachte, was dann auch geschah. Das „Verschwinden“ von Objekten aus den eigenen Museen ist offenbar tabu.

Zwar hat der Gouverneur des Bundesstaates Edo, dessen Amtszeit 2024 zu Ende geht, einen Trust ins Leben gerufen, der das Edo Museum of West African Art (EMOWAA) in Benin City errichten will, um die zurückgegebenen Benin-Sammlungen aufzunehmen.; Deutschland hat bereits zugesichert, sich mit vier Millionen Euro daran zu beteiligen. Aber mit einem Museumsneubau ist das Problem nicht ge­löst. Ein Museum hat nur Sinn, wenn langfristig nicht nur der Unterhalt des Gebäudes, sondern seine gesamte Infrastruktur einschließlich Verwaltung, Archiv, Bibliothek, Werkstätten und ausgebildeter Restauratoren, Sammlungsverwalter und Ku­ra­to­ren finanziell gewährleistet ist. Die Vision eines architektonisch bestechenden Projekts ähnelt einer Fata Morgana. Auch ist nicht klar, wie der nigerianische Staat, der nun Eigentümer der deutschen Benin-Sammlungen ist, Kontrolle über das nicht-staatliche EMOWAA, das zudem noch in Konkurrenz mit dem staatlichen Museum vor Ort steht, ausüben kann oder will.

Museen sind Non-profit-Organisationen: In sie muss kontinuierlich investiert werden, ohne dass sie Gewinn abwerfen. Genau das – die Bewahrung und Erschließung von Kulturgütern um ihrer selbst willen, als Archive der Menschheitsgeschichte – ist der Kern des Problems in vielen Ländern des Südens. Hinzu kommt, dass die Institution Museum und der damit verbundene Gedanke der Dokumentation und Aufbewahrung lokal vorhandener Kulturgüter von unterschiedlichsten, oft untereinander verfeindeten Ethnien erst durch die Kolonialmächte eingeführt wurde. Die Institution Museum mit ihrer Verankerung in der Gesellschaft hat ihre spezifisch europäische Geschichte, die bis zu den Kunst- und Naturalienkabinetten der Renaissance zurückreicht. Sie ist kein vermeintlich von selbst funktionierendes Ge­bil­de, das sich problemlos in Länder mit anderen historischen Strukturen und Ge­sell­schafts­formen verpflanzen lässt.
Wahlen in Nigeria: Gewalt bei Auszählung der Präsidentschaftswahlen Reuters

Postkoloniale Aktivisten stellen Kolonialverwaltungen ausschließlich als Ausbeuter und Übeltäter dar. Dass es auch Kolonialbeamte gab, die Kulturgutschützer waren und als Erste begannen, für die Museen, die sie in den Kolonien errichteten, Sammlungen anzulegen und Objekte zu inventarisieren, passt nicht in das aktivistische Täter-Opfer-Schema. Dabei ha­ben manche Kolonialverwaltungen sogar versucht, mit Gesetzen die massenhafte unkontrollierte Ausfuhr von Kulturgütern zu verhindern. Eins der frühesten Kulturgutschutzgesetze überhaupt, das sechs Jahre vor der ersten deutschen Regelung, der „Reichsverordnung über die Ausfuhr von Kunstwerken“ von 1919, in Kraft trat, er­ließ der höchste Kolonialverwalter von Britisch-Neuguinea, J. H. P. Murray („Pa­puan Antiquities Ordinance“). Murrays Ziel war es, historisch bedeutsame Kulturgüter vor Ort zu sichern beziehungsweise in einem zu errichtenden Museum in der Hauptstadt Port Moresby für künftige Ge­ne­ra­tio­nen zu bewahren.

Ähnliches galt, wenn auch dreißig Jahre später, für Nigeria, wo die britischen Kolonialverwaltung 1943 den Nigerian Antiquities Service einrichtete, Sammlungen anlegte und Mu­seen eröffnete. Das Nationalmuseum in Lagos wurde 1953 eingeweiht (zuvor gab es bereits drei Regionalmuseen). Bis zur Unabhängigkeit wurde es durch kunstaffine Kolonialbeamte und einen Kurator des British Museums mit dem versehen, was Ekpo Eyo als die drittgrößte Sammlung weltweit bezeichnet hat. Die Benin-Datenbank vermittelt nun auf ernüchternde Weise, was aus dem kolonialen Import „Museum“ geworden ist.

Die Autorin war von 1992 bis 2016 Ordentliche Professorin und Forschungprofessorin für Ethnologie in Göttingen.