Beitrag vom 11.08.2024
Die Presse, Wien
Zwei von drei Mordfällen in Südafrika werden nicht aufgeklärt
Südafrika hat eine der höchsten Kriminalitätsraten der Welt, allein in den zurückliegenden fünf Jahren blieben 76.000 Mordfälle ungeklärt.
Pretoria Rund zwei Drittel aller Mordfälle in Südafrika werden wegen fehlender Beweise oder Indizien nicht aufgeklärt. Das geht aus offiziellen Zahlen hervor, die am Sonntag von der Partei Demokratische Allianz (DA) veröffentlicht wurden. Demnach legte die Polizei von insgesamt knapp 115.000 Mordfällen zwischen dem Geschäftsjahr 2018-2019 und Dezember 2023 mehr als 76.000 Mordfälle unaufgeklärt zu den Akten.
Diese Zahl sei „auffallend hoch“, sagte die DA-Abgeordnete Lisa Schickerling. Sie sei teilweise auf einen Mangel an ausreichend ausgebildeten Kommissaren zurückzuführen, was wiederum an einer fehlenden Finanzierung liege. „Die Arbeitsbelastung der Polizisten ist unglaublich hoch. Die meisten haben zwischen 350 und 500 Akten“, sagte Schickerling, stellvertretende Sprecherin der DA für Polizeiangelegenheiten, der Nachrichtenagentur AFP.
Neben den Mordfällen blieben auch mehr als 61.000 Fälle von Vergewaltigungen und 9.000 Entführungsfälle in diesem Zeitraum unaufgeklärt, wie aus den Daten hervorgeht, welche die DA-Abgeordneten auf Anfrage vom Polizeiministerium erhielten. „Dies ist ein schändlicher Zustand, der dringendes Handeln verlangt“, sagte Schickerling.
Südafrika hat eine der höchsten Kriminalitätsraten der Welt: Zwischen Oktober und Dezember 2023 wurden täglich im Durchschnitt fast 84 Mordfälle gezählt.
Die DA war lange Zeit die größte Oppositionspartei in Südafrika. Nun ist sie Mitglied der Koalitionsregierung unter Führung des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), der bei der Parlamentswahl im Mai erstmals seit dem Ende der Apartheid die absolute Mehrheit verloren hatte. (APA/AFP)