Die deutschen (europäischen) Interessen und Afrika
--- Ein Ansatz für eine effektive, zukunftsorientierte Eingliederung Afrikas im Zeitalter des globalisierten Miteinanders in die eigene Interessenlage ---
A.
1. Die Lageentwicklung in Afrika südlich der Sahara zeigt Veränderungen auf, die durch allmähliche Umschichtung und Interdependenzwirkungen die deutsche (europäische) politische, wirtschaftliche und sicherheitspolitische Interessenlage mit Zukunftswirkung beeinflussen, auch wenn die offizielle deutsche Politik darüber hinweg zu gehen scheint. Sie wirft Fragen zur deutschen (europäischen) politischen und wirtschaftlichen Interessenlage auf, sowohl zu Ansatz, Akzenten und Ziel.
2. Die weltweite Staatenstruktur hat sich seit dem Ende des Ost-West Konfliktes mit dem Ende der Sowjetunion als zweiter Weltmacht (Bipolarität) bedeutungsmäßig zu einer Pyramidenstruktur hin entwickelt. Strategisch ruht Deutschland nicht mehr zwischen zwei Weltmächten, was ihm bis dahin ein interessantes, weit gefächertes internationales Mitspracherecht eingeräumt hatte. Die Pyramidenspitze wird heute von den USA besetzt.
Trotz ihres bedeutenden Hilfsprogramms hat die Europäische Union wegen einer fehlenden, wenn auch sich untereinander verbessernden gemeinsamen Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik nur auf den unteren weltpolitischen Etagen einen Platz gefunden.
3. Politisch universell werden die derzeitigen Weltgeschäfte, machtmäßig abgestuft, schlecht und recht von den USA beherrscht. Ein Wechsel an der Spitze der USA dürfte hier weder wesentliche noch schnelle Änderungen herbeiführen.
4. System und Inhalt der internationalen Zusammenarbeit hat sich seit dem Ende der Ost-West Konfrontation geändert, die die politischen Karten weltweit umverteilte. Die bis dahin geltenden Politziele wurden von politischen Abwehrtendenzen und Politiken in den Bereichen Energie, Klima, Terrorismus, Religion und Kultur als Tops abgelöst.
In welche Gruppierung die Idee des sich fortsetzenden Irakkrieges, der neben der Lage in Afghanistan die Frontseiten der Tageszeitungen negativ erfüllt, endlich und schließlich einzuordnen ist, bleibt abzuwarten (Motivations- und Interessenanalyse). Zu viele neue, und in alle Himmelsrichtungen zielende Fragen und Probleme, die sich auch auf Europa auswirken, wurden durch ihn aufgeworfen. Antworten wurden bisher kaum gefunden. Afrika rückte politisch ins Abseits.
B.
1. Deutlich zeichnet sich ab, dass sich neben internationalen Institutionen (VN, Weltbank, IWF, EU, ev. auch die Afrikanische Union) sechs Akteure mit unterschiedlicher Akzentuierung und wechselndem Erfolg eine Rolle spielen: 1. USA als Weltmacht (Interesse an Erdölvorkommen); 2. Frankreich und Großbritannien als Ständige Mitglieder des VN-Sicherheitsrates und als Noch-Verwalter eigener sentimentaler und wirtschaftlicher kolonialer Restbestände; 3. Nigeria; 4. Südafrika; 5. das Commonwealth mit britischen Einflüsterungen; 6. Die politische Rolle Chinas erscheint wenig klar, sein Interesse an wirtschaftlicher Nutzung der immensen Rohstoffvorräte des Kontinents mit allen ihm verfügbaren Mitteln umso mehr.
Die Europäische Union und die Mehrzahl ihrer Mitglieder finanzieren in Afrika ein nicht immer untereinander abgestimmtes, bedeutsames Hilfsprogramm. Die allseitig allgemein formulierten und immer wieder bekräftigten Zielvorstellungen haben bisher keine politischen Zugänge sowohl für die Europäische Union und ihre Mitglieder in Afrika wie für die afrikanischen Staaten in Europa auf der Basis der Gegenseitigkeit und Gleichwertigkeit mit Wechselwirkung geschaffen, die den afrikanischen Staaten Mitsprache im internationalen globalen Geschehen eingeräumt hätten. Afrika mit seinen fünf Regionen hat bisher noch kein eigenes Glück gefunden.
Der Europäischen Union mangelt es in Afrika nach wie vor, auch auf Grund fehlender einheitlicher Vorstellungen ihrer Mitgliedstaaten, an gemeinsamen politischen Zielvorstellungen und gemeinsamen Interessenlagen, schließlich an gemeinsamer, politischer Entschiedenheit, somit an gemeinsamer politischer Durchsetzungskraft. Sie scheint sich dort von den früheren Kolonialmächten bei gegebener politischer Indifferenz der übrigen Mitgliedstaaten leiten zu lassen.
2. Die politische und wirtschaftliche Situation Afrikas südlich der Sahara könnte - trotz immenser Entwicklungshilfe des Auslands, trotz politischem, wirtschaftlichem und persönlichem Einsatzes der unterschiedlichsten Akteure - ohne eine Wertung ihrer politischen Gewichtung für Europa wie folgt skizziert werden:
a. Afrika südlich der Sahara spielt eine politische Randexistenz im internationalen Geschehen;
b. Die Globalisierungsströme gehen über Afrika hinweg;
c. Bürgerkriege, Metzeleien, Coup d'Etats, Staatskrisen, Einkommens- Ungleichheiten, soziale Unterentwicklung, Kontinent- und Kapitalflucht, Krankheiten, Marginalisierung, Verschuldung und Korruption gedeihen unter den Staaten und Völkern Afrikas;
d. Die Vereinten Nationen wie die Afrikanische Union erzeugten bisher keine Durchsetzungskraft;
e. Die afrikanischen internationalen Organisationen haben bis auf wenige Ausnahmen keine politische und wirtschaftliche Wirksamkeit entfalten können;
f. Die Demokratieansätze einiger afrikanischen Staaten haben nicht zu einem höheren Lebensstandard der Mehrheit ihrer Bürger ("Essen vor Demokratie?") geführt und die Kontinentflucht eindämmen können ("kein glückliches Afrika": "Die toten Flüchtlinge auf italienischen Stränden");
g. Weder der Kontinent als Ganzes, noch seine Regionen, noch einzelne Staaten nehmen eindeutige, entscheidungsbereite Positionen im weltweiten sicherheitspolitischen Geschehen ein, die sie zu verantwortungsvollen Partnern der internationalen Staatengemeinschaft, Europas, machen könnten;
h. Die möglichen Ansätze zwischen Deutschland/Europa und den afrikanischen Regionen und Staaten zum Miteinander in einer sich zunehmend globalisierenden Welt werden von beiden Seiten nicht genutzt. Die Politik der Einbahnstraße ist geblieben. Die regionalen afrikanischen Organisationen werden kaum, wenn überhaupt, genutzt.
C.
1. Zeigen sich aus diversen Gründen unter dem Dach der Afrikanischen Union außer verbalen Programmen und Zielen keine Aktionen, die dem geopolitischen und wirtschaftlichen Potential des Kontinents, weltpolitisch und weltwirtschaftlich gerecht werden, empfiehlt sich für die europäischen Staaten aus eigenem Interesse die Prüfung eines anderen Ansatzes.
2. Die Staaten südlich der Sahara verfügen über eine Anzahl nicht uninteressanter, regional arbeitender internationaler Organisationen, die trotz knapper Mittel und Möglichkeiten einige bemerkenswerte Leistungen erbringen konnten. Anzeichen einer zunehmenden regionalen Mentalität und einer regionalen Zusammengehörigkeit sind vorhanden. Oft werden allerdings derartige Absichten durch aktionslähmende Geschehnisse wie Bürgerkriege, grenzüberschreitende Unruhen, Korruption u. a. gemindert, wenn nicht sogar verhindert.
D.
1. Hilfe zu Selbsthilfe?
Deutsche Entwicklungspolitik: Zitat aus: E+Z, Jg. 42. 2001:5:
"Ausgangspunkt deutscher Unterstützung sind nationale Entwicklungsstrategien und -anstrengungen (in IDA-Ländern nationale Strategien zur Armutsminderung); dem Dialog und Austausch mit Staat (Regierung, Parlamente) und Gesellschaft (Nichtregierungs-Organisationen, Frauen, Unternehmern) kommt eine zentrale Rolle zu.
Die deutsche Unterstützung ordnet sich gleichzeitig in den internationalen Kontext ein und orientiert sich an international vereinbarten Entwicklungszielen. Die Wirksamkeit der Unterstützung wird erhöht durch Konzentration auf ausgewählte Kooperationsländer und die Fokussierung der Zusammenarbeit auf Schwerpunkte."
2. Schön und gut. Diese Politik hat trotz geleisteter Milliardenbeträge und menschlichem, oft bewunderungswertem Einsatz der Entwicklungshelfer das politische Verhältnis von afrikanischen Staaten zu Europa, und auch zu Deutschland in den vergangenen 40 Jahren nicht verbessert und nicht zur Einordnung Afrikas und seiner Regionen in die sich globalisierende Welt beigetragen.
Sie hat Ungleichheiten zwischen afrikanischen Staaten und auch zu anderen Kontinenten vertieft. Diese Entwicklung geht zu unseren Lasten (zunehmende Armut in Afrika, Krankheiten, Kontinentflucht, chinesische Präsenz, etc. - Terrorismus?).
3. Der Ansatz unserer Politik gegenüber Afrika sollte überdacht werden, auch um den afrikanischen Staaten im weltweiten Globalisierungsprozess den ihnen politisch, auch wirtschaftlich gebührenden Platz zu geben und sie aus unserem ureigensten Interesse zu Partnern werden zu lassen.
Der globale Ansatz, der noch immer von den Akzenten der früheren Kolonialmächte bestimmt ist, hat bisher trotz Unabhängigkeit der afrikanischen Staaten vor über vierzig Jahren, trotz guter Landeskenntnisse und Kontakte der ehemaligen Kolonialmächte und der kulturellen und sentimentalen Bande zwischen ihnen und ihren früheren Kolonien keine zeitgemäßen, befriedigenden Lösungen erbracht.
4. Zwei politische Ansätze könnten sich anbieten:
a. Zusammenarbeit mit den regionalen internationalen Organisationen Afrikas;
b. Zusammenarbeit mit den Regionen, ihren Organisationen und ihren Mitgliedstaaten.
5. Ob eine intensivierte Zusammenarbeit nur mit den regionalen internationalen Organisationen die Lösung der politischen und wirtschaftlichen Platzfrage der afrikanischen Staaten im internationalen Prozess bringt, ist sicherlich zu prüfen und könnte uns Europäern nahe liegen. Konstruktiver und auch Erfolg versprechender dürfte die Zusammenarbeit mit den Staaten auf regionaler Basis mit regionalen Akzenten sein. Dies würde die regionalen Organisationen mit einbeziehen. Ein regionaler Approach personalisiert, erzeugt Kommunikation und nutzbares Verständnis.
6. Eine geänderte Annäherung sollte aus unserem ureigensten Interesse erfolgen.
Wenn wir erkennen sollten, dass es schließlich und endlich auch um uns geht, werden wir auch auf Grund der Inhalte unserer Zivilisation zu unserem afrikanischen Nachbar, seinen Regionen ein gleichwertigeres Verhältnis aufbauen als es zurzeit besteht und ein effektiveres Konzept entwickeln, das sich dem weltweiten Umfeld anpasst, es mitbestimmt und weiter entwickelt. Es könnte zu dem wünschenswertem Endziel führen, dass Europa durch Verlust seiner sozialen und mondänen Attraktion in den Augen der afrikanischen Flüchtlinge zu einem Partner der Normalität für die afrikanischen Regionen, für seine Bürger wird.
Dies ist nur dann zu erreichen, wenn Europa für den Afrikaner nicht mehr Endziel seiner Glückserwartung und Lebenshoffnung ist, die auch er beanspruchen kann.
Ein glücklicher Afrikaner in Afrika wird in die interkontinentalen Beziehungen einen neuen, noch nicht bekannten, noch nicht erkannten Akzent einfügen und könnte so für uns, für Europa zu einem effizienten Partner werden.
Partner stehen in den Regionen Afrikas zur Disposition, sowohl auf politisch / wirtschaftlich interessierter Ebene wie auf menschlicher. Diese denken nationalpolitisch, sicherheitspolitisch, wirtschaftlich, kulturell und leben international bezogen.
7. Wer in Deutschland (Europa) nur an den Kontinent Afrika als solchem denkt, handelt anders als der, der regional-afrikanisch denkt und danach agiert.
Die erste Gruppe kennt die negativen Entwicklungen und Tatsachen des Kontinents, pauschaliert, ist erschreckt, reagiert negativ und besucht abgeschlossene Badestrände und Safariregionen ("Neckermann-Tourismus").
Die zweite Gruppe bemerkt Gleiches, findet Ansätze, menschliche, historische, kulturell-soziale, wirtschaftliche und politische, auch um ihrer selbst Willen, um möglicherweise auch sie bedrohenden bedrohlichen Indikationen in den weltweiten Interdependenzen und allumfassenden Globalisierungsströmen begegnen zu können.
Sun, 7 Sep 2008 - 13:33
Die deutschen (europäischen) Interessen und Afrika
--- Ein Ansatz für eine effektive, zukunftsorientierte Eingliederung Afrikas im Zeitalter des globalisierten Miteinanders in die eigene Interessenlage ---
A.
1. Die Lageentwicklung in Afrika südlich der Sahara zeigt Veränderungen auf, die durch allmähliche Umschichtung und Interdependenzwirkungen die deutsche (europäische) politische, wirtschaftliche und sicherheitspolitische Interessenlage mit Zukunftswirkung beeinflussen, auch wenn die offizielle deutsche Politik darüber hinweg zu gehen scheint. Sie wirft Fragen zur deutschen (europäischen) politischen und wirtschaftlichen Interessenlage auf, sowohl zu Ansatz, Akzenten und Ziel.
2. Die weltweite Staatenstruktur hat sich seit dem Ende des Ost-West Konfliktes mit dem Ende der Sowjetunion als zweiter Weltmacht (Bipolarität) bedeutungsmäßig zu einer Pyramidenstruktur hin entwickelt. Strategisch ruht Deutschland nicht mehr zwischen zwei Weltmächten, was ihm bis dahin ein interessantes, weit gefächertes internationales Mitspracherecht eingeräumt hatte. Die Pyramidenspitze wird heute von den USA besetzt.
Trotz ihres bedeutenden Hilfsprogramms hat die Europäische Union wegen einer fehlenden, wenn auch sich untereinander verbessernden gemeinsamen Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik nur auf den unteren weltpolitischen Etagen einen Platz gefunden.
3. Politisch universell werden die derzeitigen Weltgeschäfte, machtmäßig abgestuft, schlecht und recht von den USA beherrscht. Ein Wechsel an der Spitze der USA dürfte hier weder wesentliche noch schnelle Änderungen herbeiführen.
4. System und Inhalt der internationalen Zusammenarbeit hat sich seit dem Ende der Ost-West Konfrontation geändert, die die politischen Karten weltweit umverteilte. Die bis dahin geltenden Politziele wurden von politischen Abwehrtendenzen und Politiken in den Bereichen Energie, Klima, Terrorismus, Religion und Kultur als Tops abgelöst.
In welche Gruppierung die Idee des sich fortsetzenden Irakkrieges, der neben der Lage in Afghanistan die Frontseiten der Tageszeitungen negativ erfüllt, endlich und schließlich einzuordnen ist, bleibt abzuwarten (Motivations- und Interessenanalyse). Zu viele neue, und in alle Himmelsrichtungen zielende Fragen und Probleme, die sich auch auf Europa auswirken, wurden durch ihn aufgeworfen. Antworten wurden bisher kaum gefunden. Afrika rückte politisch ins Abseits.
B.
1. Deutlich zeichnet sich ab, dass sich neben internationalen Institutionen (VN, Weltbank, IWF, EU, ev. auch die Afrikanische Union) sechs Akteure mit unterschiedlicher Akzentuierung und wechselndem Erfolg eine Rolle spielen: 1. USA als Weltmacht (Interesse an Erdölvorkommen); 2. Frankreich und Großbritannien als Ständige Mitglieder des VN-Sicherheitsrates und als Noch-Verwalter eigener sentimentaler und wirtschaftlicher kolonialer Restbestände; 3. Nigeria; 4. Südafrika; 5. das Commonwealth mit britischen Einflüsterungen; 6. Die politische Rolle Chinas erscheint wenig klar, sein Interesse an wirtschaftlicher Nutzung der immensen Rohstoffvorräte des Kontinents mit allen ihm verfügbaren Mitteln umso mehr.
Die Europäische Union und die Mehrzahl ihrer Mitglieder finanzieren in Afrika ein nicht immer untereinander abgestimmtes, bedeutsames Hilfsprogramm. Die allseitig allgemein formulierten und immer wieder bekräftigten Zielvorstellungen haben bisher keine politischen Zugänge sowohl für die Europäische Union und ihre Mitglieder in Afrika wie für die afrikanischen Staaten in Europa auf der Basis der Gegenseitigkeit und Gleichwertigkeit mit Wechselwirkung geschaffen, die den afrikanischen Staaten Mitsprache im internationalen globalen Geschehen eingeräumt hätten. Afrika mit seinen fünf Regionen hat bisher noch kein eigenes Glück gefunden.
Der Europäischen Union mangelt es in Afrika nach wie vor, auch auf Grund fehlender einheitlicher Vorstellungen ihrer Mitgliedstaaten, an gemeinsamen politischen Zielvorstellungen und gemeinsamen Interessenlagen, schließlich an gemeinsamer, politischer Entschiedenheit, somit an gemeinsamer politischer Durchsetzungskraft. Sie scheint sich dort von den früheren Kolonialmächten bei gegebener politischer Indifferenz der übrigen Mitgliedstaaten leiten zu lassen.
2. Die politische und wirtschaftliche Situation Afrikas südlich der Sahara könnte - trotz immenser Entwicklungshilfe des Auslands, trotz politischem, wirtschaftlichem und persönlichem Einsatzes der unterschiedlichsten Akteure - ohne eine Wertung ihrer politischen Gewichtung für Europa wie folgt skizziert werden:
a. Afrika südlich der Sahara spielt eine politische Randexistenz im internationalen Geschehen;
b. Die Globalisierungsströme gehen über Afrika hinweg;
c. Bürgerkriege, Metzeleien, Coup d'Etats, Staatskrisen, Einkommens- Ungleichheiten, soziale Unterentwicklung, Kontinent- und Kapitalflucht, Krankheiten, Marginalisierung, Verschuldung und Korruption gedeihen unter den Staaten und Völkern Afrikas;
d. Die Vereinten Nationen wie die Afrikanische Union erzeugten bisher keine Durchsetzungskraft;
e. Die afrikanischen internationalen Organisationen haben bis auf wenige Ausnahmen keine politische und wirtschaftliche Wirksamkeit entfalten können;
f. Die Demokratieansätze einiger afrikanischen Staaten haben nicht zu einem höheren Lebensstandard der Mehrheit ihrer Bürger ("Essen vor Demokratie?") geführt und die Kontinentflucht eindämmen können ("kein glückliches Afrika": "Die toten Flüchtlinge auf italienischen Stränden");
g. Weder der Kontinent als Ganzes, noch seine Regionen, noch einzelne Staaten nehmen eindeutige, entscheidungsbereite Positionen im weltweiten sicherheitspolitischen Geschehen ein, die sie zu verantwortungsvollen Partnern der internationalen Staatengemeinschaft, Europas, machen könnten;
h. Die möglichen Ansätze zwischen Deutschland/Europa und den afrikanischen Regionen und Staaten zum Miteinander in einer sich zunehmend globalisierenden Welt werden von beiden Seiten nicht genutzt. Die Politik der Einbahnstraße ist geblieben. Die regionalen afrikanischen Organisationen werden kaum, wenn überhaupt, genutzt.
C.
1. Zeigen sich aus diversen Gründen unter dem Dach der Afrikanischen Union außer verbalen Programmen und Zielen keine Aktionen, die dem geopolitischen und wirtschaftlichen Potential des Kontinents, weltpolitisch und weltwirtschaftlich gerecht werden, empfiehlt sich für die europäischen Staaten aus eigenem Interesse die Prüfung eines anderen Ansatzes.
2. Die Staaten südlich der Sahara verfügen über eine Anzahl nicht uninteressanter, regional arbeitender internationaler Organisationen, die trotz knapper Mittel und Möglichkeiten einige bemerkenswerte Leistungen erbringen konnten. Anzeichen einer zunehmenden regionalen Mentalität und einer regionalen Zusammengehörigkeit sind vorhanden. Oft werden allerdings derartige Absichten durch aktionslähmende Geschehnisse wie Bürgerkriege, grenzüberschreitende Unruhen, Korruption u. a. gemindert, wenn nicht sogar verhindert.
D.
1. Hilfe zu Selbsthilfe?
Deutsche Entwicklungspolitik: Zitat aus: E+Z, Jg. 42. 2001:5:
"Ausgangspunkt deutscher Unterstützung sind nationale Entwicklungsstrategien und -anstrengungen (in IDA-Ländern nationale Strategien zur Armutsminderung); dem Dialog und Austausch mit Staat (Regierung, Parlamente) und Gesellschaft (Nichtregierungs-Organisationen, Frauen, Unternehmern) kommt eine zentrale Rolle zu.
Die deutsche Unterstützung ordnet sich gleichzeitig in den internationalen Kontext ein und orientiert sich an international vereinbarten Entwicklungszielen. Die Wirksamkeit der Unterstützung wird erhöht durch Konzentration auf ausgewählte Kooperationsländer und die Fokussierung der Zusammenarbeit auf Schwerpunkte."
2. Schön und gut. Diese Politik hat trotz geleisteter Milliardenbeträge und menschlichem, oft bewunderungswertem Einsatz der Entwicklungshelfer das politische Verhältnis von afrikanischen Staaten zu Europa, und auch zu Deutschland in den vergangenen 40 Jahren nicht verbessert und nicht zur Einordnung Afrikas und seiner Regionen in die sich globalisierende Welt beigetragen.
Sie hat Ungleichheiten zwischen afrikanischen Staaten und auch zu anderen Kontinenten vertieft. Diese Entwicklung geht zu unseren Lasten (zunehmende Armut in Afrika, Krankheiten, Kontinentflucht, chinesische Präsenz, etc. - Terrorismus?).
3. Der Ansatz unserer Politik gegenüber Afrika sollte überdacht werden, auch um den afrikanischen Staaten im weltweiten Globalisierungsprozess den ihnen politisch, auch wirtschaftlich gebührenden Platz zu geben und sie aus unserem ureigensten Interesse zu Partnern werden zu lassen.
Der globale Ansatz, der noch immer von den Akzenten der früheren Kolonialmächte bestimmt ist, hat bisher trotz Unabhängigkeit der afrikanischen Staaten vor über vierzig Jahren, trotz guter Landeskenntnisse und Kontakte der ehemaligen Kolonialmächte und der kulturellen und sentimentalen Bande zwischen ihnen und ihren früheren Kolonien keine zeitgemäßen, befriedigenden Lösungen erbracht.
4. Zwei politische Ansätze könnten sich anbieten:
a. Zusammenarbeit mit den regionalen internationalen Organisationen Afrikas;
b. Zusammenarbeit mit den Regionen, ihren Organisationen und ihren Mitgliedstaaten.
5. Ob eine intensivierte Zusammenarbeit nur mit den regionalen internationalen Organisationen die Lösung der politischen und wirtschaftlichen Platzfrage der afrikanischen Staaten im internationalen Prozess bringt, ist sicherlich zu prüfen und könnte uns Europäern nahe liegen. Konstruktiver und auch Erfolg versprechender dürfte die Zusammenarbeit mit den Staaten auf regionaler Basis mit regionalen Akzenten sein. Dies würde die regionalen Organisationen mit einbeziehen. Ein regionaler Approach personalisiert, erzeugt Kommunikation und nutzbares Verständnis.
6. Eine geänderte Annäherung sollte aus unserem ureigensten Interesse erfolgen.
Wenn wir erkennen sollten, dass es schließlich und endlich auch um uns geht, werden wir auch auf Grund der Inhalte unserer Zivilisation zu unserem afrikanischen Nachbar, seinen Regionen ein gleichwertigeres Verhältnis aufbauen als es zurzeit besteht und ein effektiveres Konzept entwickeln, das sich dem weltweiten Umfeld anpasst, es mitbestimmt und weiter entwickelt. Es könnte zu dem wünschenswertem Endziel führen, dass Europa durch Verlust seiner sozialen und mondänen Attraktion in den Augen der afrikanischen Flüchtlinge zu einem Partner der Normalität für die afrikanischen Regionen, für seine Bürger wird.
Dies ist nur dann zu erreichen, wenn Europa für den Afrikaner nicht mehr Endziel seiner Glückserwartung und Lebenshoffnung ist, die auch er beanspruchen kann.
Ein glücklicher Afrikaner in Afrika wird in die interkontinentalen Beziehungen einen neuen, noch nicht bekannten, noch nicht erkannten Akzent einfügen und könnte so für uns, für Europa zu einem effizienten Partner werden.
Partner stehen in den Regionen Afrikas zur Disposition, sowohl auf politisch / wirtschaftlich interessierter Ebene wie auf menschlicher. Diese denken nationalpolitisch, sicherheitspolitisch, wirtschaftlich, kulturell und leben international bezogen.
7. Wer in Deutschland (Europa) nur an den Kontinent Afrika als solchem denkt, handelt anders als der, der regional-afrikanisch denkt und danach agiert.
Die erste Gruppe kennt die negativen Entwicklungen und Tatsachen des Kontinents, pauschaliert, ist erschreckt, reagiert negativ und besucht abgeschlossene Badestrände und Safariregionen ("Neckermann-Tourismus").
Die zweite Gruppe bemerkt Gleiches, findet Ansätze, menschliche, historische, kulturell-soziale, wirtschaftliche und politische, auch um ihrer selbst Willen, um möglicherweise auch sie bedrohenden bedrohlichen Indikationen in den weltweiten Interdependenzen und allumfassenden Globalisierungsströmen begegnen zu können.
Bonn, 2008
Hans-Albrecht Max Schraepler