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Sun, 6 Jul 2014 - 22:07

Volker Seitz, Bonn
Langjährige Tätigkeit in mehreren afrikanischen Ländern
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Durch ständige Wiederholung wirken die Floskeln nicht überzeugender. Chancen allein reichen nicht aus. Sie müssten auch genutzt werden. Fast jede Woche überraschen uns unsere Medien, Politiker mit Meldungen über den wirtschaftliche Aufschwung und Bedeutungszuwachs Afrikas .(Afrikaner sehen die Lage übrigens meist realistischer). Afrika sei demokratischer und rechtsstaatlicher geworden. Nach den "asiatischen Tigern" ist jetzt die Rede von den "afrikanischen Löwen oder Elefanten". Argumente sind günstige Konjunkturprognosen und eine kleine Mittelschicht, denen mehr als 3000 Dollar pro Jahr(!) zur Verfügung stehen. Letztere würden einen riesigen Konsummarkt eröffnen. Die großen Märkte existieren zweifellos, aber oft sind Zugang und Entwicklung verbarrikadiert. Es liegt immer an den politischen Akteuren. Es gibt zwar gute Wirtschaftsdaten, aber weder Wohlstand noch die Entwicklung wird gefördert. Wirtschaftsboom ist in vielen Ländern die Angelegenheit eines festgefügten, familiär und finanziell verbundenen Leitungspersonals, das von der breiten Bevölkerung abgeschirmt ist. Wer Politik in vielen Staaten Afrikas vor Ort miterlebt, reibt sich über unsere Naivität die Augen. Auch wird von einer politischen Stabilisierung gesprochen. Wer auf solche Erfolgsmeldungen vertraut, sollte sich fragen, warum langjährige Afrika-Korrespondenten großer Zeitungen( z.B. FAZ, Tagesspiegel, NZZ) und Agenturen ( z.B. dpa) - die häufig in Afrika reisen- nach gründlicher Recherche diese Stories mit der Realität widerlegen. Die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Ländern wie Ghana, Ruanda, Botswana, Mauritius, Sambia, Senegal und Namibia sind erfreulich, aber leider nur Einzelfälle. Enormes Potential in anderen Ländern wird bereits seit Jahren prophezeit.Durch die ungerechte Verteilung der Einnahmen aus reichen Naturressourcen in etwa 20 afrikanischen Ländern, sind soziale Spannungen vorprogrammiert. Die These, der Kontinent befände sich grundsätzlich auf gutem Wege, hält der Nachprüfung nicht stand. Wasser-und Energieversorgung sind unzuverlässig, Verkehrsverbindungen dürftig, die Verwaltung ineffizient, Korruption ein gängiges Problem bis in die politische Führung. Die Länder sind zunehmend weniger in der Lage die staatlichen Grundfunktionen zu gewährleisten und die Mindesterwartungen ihrer Bevölkerung zu erfüllen. Die Unzufriedenheit der jungen Generation über die gemästete Politikerkaste konzentriert sich auf Mängel im Lebensalltag, auf das Fehlen von (beruflicher) Perspektive, in der medizinischen Versorgung und der Bildung. Sie sehen einer trostlosen Zukunft entgegen und machen sich deshalb auf den sehr gefährlichen Weg nach Europa.