Dietrich Splettstoesser, Prince Henry Heights, Australien
20 Jahre Ostafrika (Kenia, Uganda, Tanzania)
Posting
Ich reagiere auf die Einladung von Kurt Gerhardt vom 5. Juli 2014 mit einigen Auszügen aus meinem in Kürze erscheinenden Buch "Im Ostafrikanischen Dreieck":
...Armut, Krankheit und Unterentwicklung können weder durch mehr Entwicklungshilfe noch durch Schuldenerlass oder finanzielle Entlastung von Regierungen und herrschenden Eliten je beseitigt werden. Um den angestrebten drastischen "Entwicklungsschub" zu erreichen, müsste eine "Kulturrevolution" stattfinden, während der sich eine neue "Unabhängigkeitsbewegung" formiert und sich von den heute noch dominierenden, westlich-materiell orientierten Eliten und deren überholtem "Entwicklungsdenken" befreit. Das würde nicht nur messbare, selbstgesetzte Ziele und Strategien verlangen, sondern auch eine drastische Verringerung der real-existierenden "power distance". Heutige Entwicklungspolitik erreicht jedoch immer noch das Gegenteil: Sie stabilisiert die existierenden Machtverhältnisse, d.h. die Machtlosigkeit der Ärmsten und die Machtfülle der Korruptesten und vollendet in dieser Weise ihren eigenen Bankrott...
...Neue Impulse zur Überwindung der afrikanischen Entwicklungskrise werden zunehmend nicht mehr aus Europa, sondern, wenn überhaupt von außerhalb Afrikas, nur von Asien kommen. China mag Afrika nicht nur den Gedanken der "Kulturrevolution", sondern auch die Besinnung auf die eigene Stärke anstelle fortgesetzter Bittsteller-Schwäche bringen.
Wahrscheinlich wird China in den nächsten Dekaden einen Teil seiner Produktionskapazitäten nach Afrika verlagern, um die Welt, besonders aber Europa, in der post-fossilen, solar-gestützten Energieerzeugungs-Epoche mit Gütern und Dienstleistungen zu versorgen. Da dann auch in Afrika das Bevölkerungswachstum gestoppt und ein demographisches Gleichgewicht eingetreten sein wird, kann dort schließlich die bisher unerreichbar gebliebene "Entwicklung" stattfinden.
China wird sich dennoch nicht dazu hinreißen lassen, possessive Ansprüche, wie vor zweitausend Jahren Cäsar in seinem 'Teneo te, Africa' zu verfolgen. Es wird sich in global-strategischem Koexistenz-Denken eher auf die weiter ungestörte eigene Wohlstandsmehrung konzentrieren. So könnte Afrikas bis heute mehr als halbleer gebliebenes Bierglas ab der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts trotz aller Hindernisse endlich und nachhaltig halbvoll werden.
Wed, 9 Jul 2014 - 18:55
Ich reagiere auf die Einladung von Kurt Gerhardt vom 5. Juli 2014 mit einigen Auszügen aus meinem in Kürze erscheinenden Buch "Im Ostafrikanischen Dreieck":
...Armut, Krankheit und Unterentwicklung können weder durch mehr Entwicklungshilfe noch durch Schuldenerlass oder finanzielle Entlastung von Regierungen und herrschenden Eliten je beseitigt werden. Um den angestrebten drastischen "Entwicklungsschub" zu erreichen, müsste eine "Kulturrevolution" stattfinden, während der sich eine neue "Unabhängigkeitsbewegung" formiert und sich von den heute noch dominierenden, westlich-materiell orientierten Eliten und deren überholtem "Entwicklungsdenken" befreit. Das würde nicht nur messbare, selbstgesetzte Ziele und Strategien verlangen, sondern auch eine drastische Verringerung der real-existierenden "power distance". Heutige Entwicklungspolitik erreicht jedoch immer noch das Gegenteil: Sie stabilisiert die existierenden Machtverhältnisse, d.h. die Machtlosigkeit der Ärmsten und die Machtfülle der Korruptesten und vollendet in dieser Weise ihren eigenen Bankrott...
...Neue Impulse zur Überwindung der afrikanischen Entwicklungskrise werden zunehmend nicht mehr aus Europa, sondern, wenn überhaupt von außerhalb Afrikas, nur von Asien kommen. China mag Afrika nicht nur den Gedanken der "Kulturrevolution", sondern auch die Besinnung auf die eigene Stärke anstelle fortgesetzter Bittsteller-Schwäche bringen.
Wahrscheinlich wird China in den nächsten Dekaden einen Teil seiner Produktionskapazitäten nach Afrika verlagern, um die Welt, besonders aber Europa, in der post-fossilen, solar-gestützten Energieerzeugungs-Epoche mit Gütern und Dienstleistungen zu versorgen. Da dann auch in Afrika das Bevölkerungswachstum gestoppt und ein demographisches Gleichgewicht eingetreten sein wird, kann dort schließlich die bisher unerreichbar gebliebene "Entwicklung" stattfinden.
China wird sich dennoch nicht dazu hinreißen lassen, possessive Ansprüche, wie vor zweitausend Jahren Cäsar in seinem 'Teneo te, Africa' zu verfolgen. Es wird sich in global-strategischem Koexistenz-Denken eher auf die weiter ungestörte eigene Wohlstandsmehrung konzentrieren. So könnte Afrikas bis heute mehr als halbleer gebliebenes Bierglas ab der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts trotz aller Hindernisse endlich und nachhaltig halbvoll werden.