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Beitrag vom 07.02.2011

suite101.de (Netzwerk der Autoren)

Ohne Frauen wäre Afrika ohne Hoffnung
Volker Seitz

Die Rettung des Kontinents liegt in den Händen der Frauen.
Frauen in Afrika dominieren das Leben, managen Haushalte und tragen die Verantwortung für das Überleben der Familien. Sie sind - obwohl benachteiligt - die Konstante im Leben ihrer Familie und zuverlässige Arbeiterinnen für den Erhalt und die Weiterentwicklung ihrer Gesellschaft. Sie haben inzwischen erkannt, wie wichtig es ist, dass sie ins Licht der Öffentlichkeit treten und sich zum Beispiel in der Politik engagieren. So können sie spürbar Einfluss auf die Politik nehmen. Die Frauen entdecken, dass sie Rechte haben. Sie gewinnen Selbstvertrauen und die Kraft, sich zu wehren.

Staatspräsidentin und Nobelpreisträgerin
Seit dem Amtsantritt der Harvard-Absolventin Ellen Johnson-Sirleaf ("Ma Ellen”) 2006 als erste Frau an der Spitze eines afrikanischen Staates hat in Liberia erstmals seit 100 Jahren eine bescheidene Entwicklung begonnen. Sie erließ nach der Wahl ein strenges Gesetz gegen Vergewaltigung. Nach 14 Jahren Bürgerkrieg war ihr dieses Gesetz zum Schutz der Frauen und Mädchen vor sexuellen Übergriffen und Gewalt ein wichtiges Anliegen. (Noch heute werden etwa im Kongo bei kriegerischen Auseinandersetzungen Vergewaltigungen als Waffe eingesetzt).
Auch auf Wangari Maathai ("Mutter der Bäume”), die Friedens-Nobelpreisträgerin aus Kenia, sind viele Afrikanerinnen stolz. Sie ist unbequem und erzählt in Interviews, dass ihr kenianischer Mann sie und ihre drei Kinder verlassen habe, weil sie "zu gebildet, zu starrköpfig, zu erfolgreich und zu schwer zu lenken” gewesen sei.
Damit weist sie nebenbei darauf hin, dass afrikanische Gesellschaften immer noch patriarchalisch organisiert sind. Männer hatten immer mehr Rechte und Privilegien als Frauen. Der Mann ist - nach althergebrachten Denkweisen - der unumstrittene Chef der Familie, selbst wenn die Frau den täglichen Überlebenskampf organisiert. Auch moderne Männer kommen oft nicht am eigenen Überlegenheitsdünkel vorbei.

Frauen sind keine Lastesel
80 Prozent der Nahrung werden in Afrika unbezahlt von Frauen produziert, aber sie besitzen weniger als 10 Prozent der Felder. Wenn sie vom Feld zurückkommen, sammeln sie Feuerholz, gehen weite Wege, um Wasser zu holen, machen Essen, fegen Haus und Hof und erziehen die Kinder. Weltbankstudien haben belegt, dass Frauen im ländlichen Senegal, in Mosambik und Uganda im Durchschnitt 16 Stunden in der Woche allein mit Wasserholen verbringen. Andere Studien zeigen, dass Frauen südlich der Sahara mehr auf ihren Köpfen transportierten, als im gleichen Zeitraum in Fahrzeugen transportiert wurde.
Oft verfügen Frauen nicht über einfachste Technologien, wie Schubkarren, Getreidemühlen, die ihnen Zeit und mühsame Plackerei ersparen würden. Der anstrengende Feuchtreisanbau ist in Westafrika reine Frauensache. Trotz der in Glanzbroschüren der Entwicklungshilfeindustrie sehr geläufigen Formulierung "Frauen zu stärken” bleibt es meist bei rhetorischen Forderungen, und die Hilfe kommt in erster Linie staatlichen Strukturen und damit wieder Männern zugute.
Talente und Fähigkeiten der Frauen besser nutzen
Die wenig überzeugenden Ergebnisse der Regierungsverantwortung in den letzten 50 Jahren seit der Unabhängigkeit haben klar gezeigt: Kompetenz kann nicht der Grund dafür sein, warum in Afrika Männer die Regierungen dominieren. Afrika zahlt für die Marginalisierung seiner Frauen einen hohen Preis. Es hat sich gezeigt, dass Frauen in Afrika weitaus produktiver sind als Männer, wenn sie Zugang zu Bildung, Besitz, Kredit sowie Recht auf Boden und Erbschaft bekommen. Auch die Ausgestaltung von Ehe- und Familienrecht spielt eine zentrale Rolle und beeinflusst maßgeblich die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Frauen.

Die Nana-Benz-Frauen, Afrikas Unternehmerinnen
Einige starke Frauen - meist ledig, verwitwet oder geschieden - in Togo, Ghana, Nigeria haben bereits vor drei Jahrzehnten begriffen, dass "Frauen, die nichts fordern, beim Wort genommen werden. Sie bekommen nichts.” (Simone de Beauvoir) Durch exklusiven Stoffhandel sind sie wohlhabend geworden. Nach ihren Mercedes-Karossen werden sie als "Nana Benz” bezeichnet. In Ghana wird niemand Präsident, der nicht das Wohlwollen der Marktfrauen hat. In Kamerun sind fast das gesamte Transportwesen und die Druckereien in Frauenhand. In Togo und Benin gehört ein großer Teil der Fischfangflotte den Fischhändlerinnen des Landes.
Eine erkleckliche Zahl junger Frauen Afrikas ist gebildet, reist um die Welt, informiert sich durch das Internet und scheint eine schier unerschöpfliche Energie und Kraft zu haben. Diese Frauen machen Karriere, werden finanziell unabhängig und bestimmen ihr Leben selbst. Die Globalisierung bedeutet für sie Zugang zu Informationstechnologien, besonders im Internet. Sie trägt zur gesellschaftlichen Veränderung bei und bietet neue Chancen politischer Mitgestaltung für Frauen, neue Möglichkeiten gesellschaftlicher Entwicklung hin zu mehr Gleichberechtigung. Unter Männern spricht sich langsam herum, dass eine gut ausgebildete Frau mehr Einkommen für die Familie erzielt. Umtriebige Geschäftsfrauen nutzen Mobiltelefone, um Kundenkontakte zu pflegen, Marktpreise in anderen Regionen herauszufinden, Rechnungen zu bezahlen, und bringen dank der Informations- und Kommunikationstechnologien Familie und Geschäft problemlos unter einen Hut.

Problem Chancengleichheit
Das eigentliche Problem der Frauenförderung liegt in den großen Unterschieden beim Zugang zu Chancen vor allem für Bildung, Ausbildung und Arbeit. Hier müssen Entwicklungsländer und die Geber ansetzen. Es fehlt bislang an Entschlossenheit. Frauen werden die Politik und die Diktatur der Funktionäre ihrer Länder in Frage stellen. Ruanda ist auf dem richtigen Weg. In keinem Land findet man heute mehr Frauen in wichtigen Positionen als in Ruanda. 45 von 80 Abgeordneten sind Frauen. 9 von 24 Ministerien werden von Frauen geführt. Die ruandische Botschaft in Berlin wird von einer Frau geleitet, die perfekt deutsch spricht. In Ruanda ist es völlig normal , dass der oberste Richter und viele hohe Justizbeamte Frauen sind. Auch die Bürgermeisterin der Hauptstadt, Hotelmanager, viele Unternehmer sind Frauen. Nicht nur die "Washington Post” glaubt ("Women run the Show”), dass Frauen in Ruanda - trotz einiger demokratischer Defizite - für den Aufschwung zu einem der fortschrittlichsten Staatswesen Afrikas verantwortlich sind.

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