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Beitrag vom 29.05.2012

Wall Street Journal

Wachsende Bevölkerung bringt Afrika in Stellennot

Von PATRICK MCGROARTY

DARESSALAM, Tansania - Die Länder Afrikas müssen noch schneller mehr Arbeitsplätze schaffen. Das fordern führende internationale Institutionen und verweisen auf die wachsende Zahl junger Menschen auf dem Kontinent.

Bis 2045 wird es laut dem am Montag veröffentlichten Wirtschaftsausblick für den Kontinent doppelt so viele Afrikaner in der Altersgruppe von 15 bis 24 Jahren geben. Die Studie wurde gemeinsam von der Afrikanischen Entwicklungsbank, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und den Vereinten Nationen erstellt. Im Moment gebe es selbst in führenden Volkswirtschaften auf dem Kontinent nur wenig Anzeichen dafür, dass ihnen die Aufnahme dieser Jugendlichen unter die Beschäftigten gelingen kann, heißt es in dem Report.

Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation ILO liegt die Arbeitslosenquote in vielen Ländern bei über 20 Prozent. In Südafrika, der größten Volkswirtschaft auf dem Kontinent, beträgt sie 25,2 Prozent. Unter jungen Menschen ist sie noch höher. 60 Prozent der arbeitslosen Afrikaner sind jünger als 24 Jahre.

Sozialer Zusammenhalt gefährdet

"Der Kontinent erlebt ein Wachstum der Arbeitslosen", kommentierte Mthuli Ncube, Chefvolkswirt der Afrikanischen Entwicklungsbank, die Ergebnisse. "Das ist eine nicht zu akzeptierende Tatsache auf einem Erdteil mit einem solchen beeindruckenden Reservoir von Jugend, Talent und Kreativität."

Die Organisationen schätzen, dass Afrikas Wirtschaft in diesem Jahr um 4,5 Prozent wächst und 2013 um 4,8 Prozent. Der Großteil des Wachstums wird aber in rohstoffreichen Ländern erwartet, die von ihren Ölvorkommen profitieren wie Nigeria oder Äquatorialguinea oder von Kohle- und Gaslagerstätten wie Mosambik.

Die Wachstumserträge müssen zudem noch die unteren Schichten erreichen, bevor sie zu einer breiten materiellen Verbesserung der zunehmend jünger werdenden Bevölkerungen führen, stellt der Bericht fest. Das gefährde den sozialen Zusammenhalt und die politische Stabilität vor allem in den Ländern, die ihr Arbeitslosenproblem ignorieren.

Keine Hoffnung auf schnelle Besserung

Um die Lage zu verbessern, empfehlen die Organisationen, mehr für rasches Wachstum im Privatsektor zu tun, vor allem in der Schattenwirtschaft und im Agrarbereich, die in vielen afrikanischen Ländern immer noch dominieren. Auch die Förderung der Bildung sei entscheidend sowie der Ausbau von Produktion und Dienstleistungssektor, um sich von den wenig nachhaltigen Erträgen aus den Rohstoffexporten unabhängiger zu machen.

"Eine Ausweitung der Exporte über die Rohstoffe hinaus und die Entwicklung des Privatsektors sind wichtig, um die Anfälligkeit des Kontinents für externe Schocks zu dämpfen", sagte Emmanuel Nnadozie, der bei der UNO die Wirtschaftskommission für Afrika leitet. Gleichzeitig gab er sich realistisch: "Das braucht seine Zeit", bremste er übertriebene Hoffnungen auf schnelle Besserung. Der Bericht stellte aber bereits Fortschritte fest. Telekommunikation, Handel und Dienstleistungen würden stark wachsen, allerdings ausgehend von einem extrem niedrigen Niveau.