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Beitrag vom 22.11.2013

Tagesanzeiger, Zürich

UBS umwirbt reiche Afrikaner

Von Romeo Regenass.

Die Grossbank nimmt Vermögen von 3 Millionen Dollar und mehr ins Visier und sieht hier grosses Potenzial. Anders die Credit Suisse: Sie ist in Afrika nur an Ultrareichen mit über 50 Millionen

Ghana, Kenia, Äthiopien, Uganda und Botswana sind nicht gerade Länder, in denen man auf Anhieb grosse Geschäftschancen in der Vermögensverwaltung sieht. Doch genau das sind die Staaten, welche die UBS (UBSN 16.49 -0.60%) neu ins Visier nimmt. «Die Menge an Personen, die für unsere Vermögensverwaltung von Interesse sind, nimmt täglich zu», zitiert die Agentur Bloomberg Sean Bennett, Chef der UBS im südlichen Afrika. «Es gibt tonnenweise Opportunitäten, die kaum wahrgenommen werden.» Bennett will Afrikaner mit einem Vermögen von 3 Millionen Dollar und mehr anwerben.

Tatsächlich nimmt der individuelle Wohlstand in Afrika zu, auch wenn nur eine Minderheit davon profitiert. Die Menge der Einwohner, die mindestens eine Million Dollar zu investieren haben, ist 2012 um 9,9 Prozent auf 140'000 Personen gestiegen, wie aus einer Studie von Cap Gemini und der Royal Bank of Canada hervorgeht. So stark ist ausser Nordamerika keine andere Region gewachsen. Die Volkswirtschaften von Nigeria und Ghana haben letztes Jahr um über 5 Prozent zugelegt. Der nigerianische Unternehmer Aliko Dangote verfügt als reichster Mann Afrikas über ein geschätztes Vermögen von 20,8 Milliarden Dollar. Die im Rohstoffgeschäft tätige Dangote Group gilt als grösster industrieller Mischkonzern Westafrikas. Gemäss UBS-Angaben tragen die Telekomindustrie, der Agrar- und Rohstoffbereich und das Konsumgeschäft am meisten zum Wohlstand Afrikas bei.

CS zieht Ressourcen aus Afrika ab

Während die UBS auf Afrika setzt, zieht sich die Credit Suisse (CSGN 26.19 0.31%) (CS) in der Vermögensverwaltung aus einer grossen Zahl von afrikanischen Ländern zurück. Dies ist Teil des Rückzugs aus 83 Ländern weltweit, den CS-Finanzchef David Mathers unlängst bekannt gab. Genaue Angaben zu den betroffenen Ländern macht die CS keine, aber es heisst, dass Länder wie der Kongo oder Angola betroffen seien. Mathers begründete den Entscheid mit dem zunehmenden regulatorischen Aufwand in einzelnen Ländern. «Wir glauben, dass diese Ressourcen in anderen Wachstumsregionen mit höherem Potenzial besser investiert sind.» Mit Anwälten und spezialisierten Firmen muss bei der Annahme von Geldern zum Beispiel abgeklärt werden, ob es sich allenfalls um Potentatengelder handelt. Von ihrem Sitz in Johannesburg aus will sich die CS primär auf Ultrareiche fokussieren, die über 50 Millionen Franken Vermögen besitzen. CS-Sprecher Thomas Baer bestätigt die Angaben und spricht von einer Fokussierung auf das wachstumsstarke Geschäft.

UBS-Sprecher Yves Kaufmann sagt, dass die UBS den Aufwand, der sich zum Beispiel für die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben zur Geldwäschereiprävention ergibt, selbstverständlich auch im Geschäft mit afrikanischen Ländern trägt. Die UBS sei in Südafrika mit rund 60 Leuten präsent, in Ägypten mit etwa weiteren 10. «Die schweizerischen Bestimmungen zur Geldwäscherei gehören zu den strengsten der Welt, und sie werden in allen Märkten eingehalten, in denen die Bank operiert.»

«Die Credit Suisse scheint der Ansicht zu sein, dass gewisse kleinere afrikanische Märkte das Unternehmen nicht voranbringen», zitiert Bloomberg Sebastian Dovey, Managing Partner beim Londoner Vermögensverwaltungsspezialisten Scorpio Partnership. «Es ist erfreulich, dass UBS und Credit Suisse nicht die gleiche Strategie verfolgen. In der Vergangenheit kopierten viele Bankinstitute einander in der Strategie, und das hat nicht immer funktioniert.»