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Beitrag vom 10.12.2018

NZZ

Tansanias Cashew-Händler bekommen eins auf die Nuss

Cashewnüsse sind für Tansania ein wichtiger Devisenbringer. Nun hat der autoritäre Präsident des Landes den Handel und die Verarbeitung der Nüsse faktisch verstaatlicht – ein offenbar politisch motiviertes, aber hochriskantes Manöver.

Christian Putsch, Kapstadt

Seinen Spitznamen «der Bulldozer» hat sich Tansanias Präsident John Magufuli verdient. Ursprünglich bezog er sich auf dessen Anti-Korruptions-Kurs, doch längst wendet der Staatschef das Prinzip des Niederwalzens auf alle Bereiche seiner Politik an. Mal verlangt er Zwangsarbeit für Gefangene, mal fordert er trotz dem rasanten Bevölkerungswachstum die Frauen des Landes zu mehr Geburten auf («Verhütung ist ein Zeichen der Faulheit»).

Nun profiliert sich Magufuli als Cashewnuss-Interventionist. Tansania ist einer der grössten Produzenten dieser Frucht, eines für das Land wichtigen Devisenbringers. Dass der Marktpreis der Cashewnüsse in jüngster Zeit fällt, will das Staatsoberhaupt nicht akzeptieren. Er hat einen Preis festgelegt, der zehn Prozent über dem Marktwert liegt.

Als sich die örtlichen Händler trotz der Drohung mit dem Entzug ihrer Lizenz nicht daran halten wollten, wies Magufuli eine staatliche Bank an, die gesamte Jahresproduktion zu kaufen. Für das Einsammeln der Ware ist die Armee zuständig. Der Präsident reagierte damit auf sinkende Umfragewerte, offenbar wollte er seine Popularität bei den überwiegend in oppositionellen Gegenden lebenden Cashewnuss-Farmern erhöhen.

Doch damit nicht genug: Präsident Magufuli ordnete auch an, dass die Nüsse vom Staat nicht unverarbeitet exportiert werden dürften. Er will damit die Wertschöpfungskette im Inland verlängern. Diese Absicht ist angesichts der Rohstoff-Fokussierung der meisten afrikanischen Länder gewiss löblich.

Allerdings hat der Präsident der unfolgsamen Privatwirtschaft vorerst jegliche Aktivität in der Branche untersagt. Wenig vorteilhaft fügt sich da, dass das dafür vorgesehene Staatsunternehmen nicht über die Kapazitäten verfügt, um die rohen Cashewnüsse für den Export verkaufsfertig zu machen.

Die beiden zuständigen Minister für Landwirtschaft und Handel wurden jüngst entlassen; sie hatten wohl nicht mit der gebotenen Euphorie auf die Idee des Präsidenten reagiert. Die neue Cashew-Politik kostet den Fiskus des ohnehin überschuldeten Landes umgerechnet knapp drei Milliarden Franken.