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Beitrag vom 27.01.2021

Afrika-ABC in Zitaten: Jüdische Flüchtlinge, Kinderbetreuung und Kleidung (17)

Jüdische Flüchtlinge auf Mauritius

Nathacha Appanah, 1973 auf Mauritius geboren, erinnert in ihrem Roman „Der letzte Bruder“, Unionverlag 2012, an die selten erzählte Deportation von mehr als 1.500 Juden, die im Dezember 1940 in der damaligen britischen Kolonie Mauritius landeten. Es waren Österreicher, Polen und Tschechen. Sie wollten nach Palästina, das unter britischem Mandat stand. Da sie über keine vorschriftsmäßigen Papiere verfügten, als sie im Hafen von Haifa eintrafen, wurden sie von den Briten kurzerhand als illegale Einwanderer eingestuft und nach Mauritius verbannt. Dort wurden sie bis August 1945 im Gefängnis von Beau-Bassin interniert, wo in diesen vier Jahren 127 von ihnen starben. Nathacha Appanah erzählt eine mitfühlende, lebendige Geschichte um den 9-jährigen Sohn eines Gefängniswärters und dem etwa gleichaltrigen David, der in der Festung eingesperrt ist.

Kinderbetreuung

„Im Alltag kümmerte sich Likak nicht viel um ihr Kind, und daran war nichts Unnormales. Kleinkinder gingen von Hand zu Hand, alle Frauen gaben auf sie acht, verwöhnten sie. Estas Haus war immer voll. Jeden Abend kochte eine Cousine, eine Tante, eine Nachbarin für die junge Mutter, kümmerte sich um das Baby, herzte es. Am Morgen, bevor sie zur Feldarbeit aufbrachen, machte die eine oder andere halt, erkundigte sich nach Mutter und Kind und brachte ihr Krapfen oder Maispüree fürs Frühstück“, schreibt die kamerunische Schriftstellerin Hemley Boum in ihrer Familiensaga „Gesang für die Verlorenen“, Hammerverlag 2018, hier S. 189 [ausgezeichnet mit Grand Prix littéraire d’Afrique Noire].

Kleidung

Oft wird der Status einer Frau am Besitz ihrer Waxprints (Baumwollstoffe, die in einem Batik-Verfahren hergestellt werden) bemessen. Hochwertige Waxprints stellen bleibende Werte dar. Die Muster werden mit Bedacht gewählt. Sie transportieren Botschaften über sozialen Status, Zugehörigkeit und Wohlstand. Ein mit Rechtecken strukturierter Stoff in Ultramarin, Bordeaux und Weiß bedeutet: „Wenn du heiraten willst, frage.“ Mit einem anderen Muster weist eine Frau auf die finanziellen Möglichkeiten ihres Ehemanns hin. Es gibt auch Waxprints, die zur Beleidigung einer Rivalin genutzt werden. Die Stoffe werden in allen Bevölkerungsschichten häufig als Wickelkleider getragen. Andere werden zu Kleidung in westlichem Stil verarbeitet. In frankophonen Ländern werden sie deshalb „pagne“ und in anglophonen Ländern „wrapper“ oder „lapa“ genannt. Bei Feiern von Firmen und Familien oder auch Beerdigungszeremonien wird ein bestimmtes Muster in Auftrag gegeben, damit sich Mitglieder der Gruppe damit einkleiden. Das veranschaulicht die Einheit einer Gruppe. „Reiche Frauen in Nigeria ziehen sich bei einer Abendveranstaltung in ihrem Hause bis zu zehnmal um, um ihren Wohlstand vorzuführen und das Ego des Hausherren zu heben“, so die nigerianische Schriftstellerin Buchi Emecheta (1944-2017) in ihrem Roman „Kehinde“ (Knaur 1996, Seite 61).