Beitrag vom 06.02.2019
FAZ
Frieden in Zentralafrika?
Präsident und Rebellengruppen unterzeichnen Abkommen
tht. KAPSTADT, 5. Februar. Die Führer von 14 bewaffneten Gruppen aus der Zentralafrikanischen Republik sowie Präsident Faustin-Archange Touadéra haben am Dienstag in der sudanesischen Hauptstadt Khartum ein Friedensabkommen unterzeichnet. Es handelt sich bereits um das siebente Abkommen seit 2012; alle vorherigen wurden gebrochen. Die Gespräche zwischen den verfeindeten Gruppen hatten unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union (AU) am 24. Januar begonnen und waren am vergangenen Samstag zu Ende geführt worden.
Nachdem die Einigung erzielt worden war, sprach der AU-Kommissar für Frieden und Sicherheit, Smail Chergui, von einem „großen Tag für die Zentralafrikanische Republik und alle ihre Menschen“. Das Abkommen werde die Menschen in dem gebeutelten Land auf einen „Pfad der Versöhnung, Harmonie und Entwicklung“ führen. Einzelheiten wurden vorerst aber nicht bekannt – ein entscheidender Punkt in den Verhandlungen war stets die Forderung der Rebellen nach einer Amnestie gewesen. Bislang hatte die Regierung eine solche abgelehnt.
In der Zentralafrikanischen Republik war im Jahr 2013 ein Bürgerkrieg ausgebrochen, nachdem muslimische sogenannte Séléka-Milizen die Macht in der Hauptstadt Bangui übernommen und den damaligen Präsidenten François Bozizé abgesetzt hatten. Plünderungen und Massaker an der Zivilbevölkerung waren die Folge. Lange konnten sich die Rebellen nicht halten. Insbesondere im Süden des an Bodenschätzen reichen Landes haben sie keinen Rückhalt. Nur zehn bis fünfzehn Prozent der Gesamtbevölkerung der Zentralafrikanischen Republik sind Muslime, während die überwältigende Mehrheit aus Christen besteht. Christliche sogenannte Anti-Balaka-Milizen bereiteten der Séléka-Herrschaft recht schnell ein Ende, richteten ihrerseits allerdings ebenfalls Greueltaten an.
Große Teile des Landes versanken daraufhin im Chaos. Die Zahl der Binnenflüchtlinge wird derzeit auf 430000 geschätzt, die Zahl derjenigen, die in Nachbarländer geflüchtet sind, auf 450000. Rund zwei Millionen Menschen sollen von Nothilfe abhängig sein; die Gesamtbevölkerung des Landes beträgt knapp fünf Millionen. Obwohl die Zentralafrikanische Republik unter anderem über Erdöl, Uran und Diamanten verfügt, liegt sie auf dem „Index der menschlichen Entwicklung“ der Vereinten Nationen auf dem vorletzten Platz. Das Bruttoinlandseinkommen pro Kopf beträgt gerade einmal 370 Dollar. Zur Stabilisierung sind derzeit mehr als 12000 Blauhelm-Soldaten der Minusca-Mission im Land stationiert – trotz ihrer Anwesenheit kontrollieren Rebellen immer noch 70 bis 80 Prozent des Territoriums.
Jeffrey Hawkins, ehemaliger amerikanischer Botschafter in Bangui und heute Professor an der Pariser Universität „Sciences Po“, bezweifelt, dass das Abkommen das Land dauerhaft befrieden kann. In einem Gastbeitrag für die französische Zeitung „Le Monde“ weist Hawkins darauf hin, dass Präsident Touadéra 2016 „in einer von der internationalen Gemeinschaft überwachten Wahl gewählt“ wurde und rechtmäßiger „Präsident aller Zentralafrikaner“ sei. Vertreter bewaffneter Banden als „mehr oder weniger gleichwertig“ zu behandeln könne diese stärken und den Staat weiter schwächen. Zudem sei zweifelhaft, ob die Milizen ihre „lukrativen Geschäfte mit Diamanten, Gold, Vieh“ und die „Kontrolle über Minen und Dämme“ für eine Amnestie „und ein paar Posten in Bangui“ aufgeben würden.