Beitrag vom 19.11.2019
Osnabrücker Zeitung
KOMMENTAR
"Compact"-Gipfel: Hilfe für Afrika mangelt es an entscheidendem Element
Ein Kommentar von Thomas Ludwig
Lässt sich Afrika retten? Kanzlerin Angela Merkel heißt Akinwumi Adesina, den Präsidenten der Afrikanischen Entwicklungsbank, in Berlin willkommen. Foto: Tobias Schwarz/AFP
Lässt sich Afrika retten? Kanzlerin Angela Merkel heißt Akinwumi Adesina, den Präsidenten der Afrikanischen Entwicklungsbank, in Berlin willkommen. Foto: Tobias Schwarz/AFP
Osnabrück. So gut die deutsche Investitionsoffensive für Afrika gemeint ist, so ist sie doch zum Scheitern verdammt - es sei denn, die Bundesregierung drängt afrikanische Regierungen beim Abschluss einer Reformpartnerschaft auch zu mehr Geburtenkontrolle und Familienplanung.
Mit Hilfe der Entwicklungspolitik versucht die Bundesregierung zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: nämlich die Flucht von Afrikanern nach Europa einzudämmen und gleichzeitig deutschen Unternehmen lukrative Perspektiven auf einem neuen Markt zu verschaffen. Ist das unredlich? Nein, es ist legitim. Ob es aber von Erfolg gekrönt sein wird, das ist fraglich.
Denn so schön es ist, hier ein paar Tausend Jobs zu schaffen und dort für Zehntausende Ausbildungsplätze zu sorgen – angesichts der Bevölkerungsexplosion in Afrika sind das nur Tropfen auf den heißen Stein. Solange der Geburtenboom nicht deutlich gebremst wird, werden alle Bemühungen der Europäer, das Leben der afrikanischen Nachbarn über Reformpartnerschaften und Investitionen deutlich und vor allem nachhaltig zu verbessern, verpuffen.
Dass die Bundesregierung Partnerschaftsländern versprochene Gelder erst auszahlen will, wenn vereinbarte Reformschritte umgesetzt wurden, ist jedoch richtig. Die Verknüpfung ist ein starker Hebel für politischen Wandel; ihn sollte die Entwicklungspolitik nicht vorschnell aus der Hand geben. Wenn es glatt läuft, können die betroffenen Länder zum Vorbild für andere werden.
Bei den Vereinbarungen mit afrikanischen Regierungen sollten aber Geburtenkontrolle und Familienplanung dringend die ihnen gebührende Rolle einnehmen.