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Für eine andere Entwicklungspolitik!

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Kommentar

Mi. 11 Sep 2013 - 13:51

Silke Hillmann, Fulda
5 Jahre als EH für DED 99 bis 01 Kamerun und 05- 08 Niger
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1. Demokratieförderung so wie wir es betreiben ist in Ländern mit wenig Bildung und hohen Analphabetenquoten aus meiner Sicht ein merkwürdiges Unterfangen. Ein Kollege im Niger sagte, er wünsche sich einen wohlwollenden Diktator zurück, der Ideen für sein Land habe (er bezog sich auf z.B.Kountché im Niger und Zankara in Burkina Faso).
2. Die für die jeweiligen Länder gedachten Budgets landen zu großen Teilen wieder dort, wo sie herkommen: Gehälter, Autos, Computer usw. werden ja selten in den sog. Entwicklungsländern verausgabt. Eine ehemalige Kollegin riet daher: gebt euer Geld auf dem lokalen Markt aus -dann hat das Land wenigstens etwas davon.
3. Außer der Entwicklungshilfe binden uns ja noch ganz andere Interessen, nämlich die nach Rohstoffen. Leider, wie ich finde, werden diese Themen jedoch separat verhandelt. Ein Schelm, wer meint, dass dies zu Gunsten der Entwicklungsländer geschehe.
4. Die oben erwähnte Demokratieförderung mit den Legislaturperioden trägt dann dazu bei, dass auch die Politiker in den Entwicklungsländern gerne bereit sind, über die Rohstoffe des Landes separat zu entscheiden - wissen sie doch nicht, ob sie in der nächsten Periode noch dabei sind und haben so wenig lang- und mehr kurzfristige, mehr persönlich und wenig andere Interessen.
5. Dazu kommt, dass es in den meisten Ländern an Rechtssicherheit mangelt - wer mag schon ein Unternehmen aufziehen, wenn er/sie davon ausgehen kann: wenn's gut läuft, nimmt man es mir weg! Hier wäre echt ein Feld zu bearbeiten, das lohnend wäre, aber fragt sich natürlich für wen? Für unsere Interessen bzgl. Rohstoffe sicherlich nicht (Uran im Niger).
6. Organisationen der Zivilgesellschaft - auch hier haben wir unsere Modelle vorgeben: es braucht Satzung und Statuten, die Organisation muss anerkannt sein etc. Sinn dieser Organisation soll Hilfe zur Selbsthilfe sein. Dass es in fast allen Ländern eigene und wirklich gut funktionierende Formen der Selbsthilfe gibt, ignorieren wir geflissentlich. Wir erkennen sie nicht an, wir fördern sie auch nicht, da sie ohne die o.g. Formalitäten auskommen und dies auch müssen, sind doch eine Vielzahl ihrer Mitglieder Analphabeten.
7. Veränderung braucht Zeit und Geduld - davon bringen wir in der Regel nur sehr wenig mit. Vertragslaufzeiten und Projektphasen betragen meist so um die 3 Jahre - viel zu kurz, um wirklich Werte und Normen zu verstehen. Negativ verstärkend wirkt dabei, dass in etwa gleicher Taktung neue Themen und Schlagwörter durchs "Dorf" getrieben werden.
8. Das Berichtswesen - manchmal hatte ich das Gefühl, es geht um viele Seiten Bericht, die in einer Verwaltung durhgereicht wurden, um dann abgeheftet zu werden. Was eine Papier-/ Ressourcenverschwendung!

Mo. 2 Dez 2013 - 00:18

Winfried Reppe, Pulsnitz
Tätigkeit in der Baustoffbranche in Ruanda, Ghana, Nigeria
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"Nach Gesprächen mit Vertretern von IHK, GIZ und GTAi habe ich den Eindruck, dass der "Bonner Aufruf" viel zu wenig bekannt ist in den Kreisen derer, die die Macht hätten, die völlig unbefriedigenden Zustände in der Entwicklungshilfe zu verändern. Gibt es nicht noch effektivere Möglichkeiten, den Aufruf und seine Themen, incl. des EZ-Forums, publik zu machen?"

Di. 24 Dez 2013 - 17:05

Volker Seitz, Bonn
Autor von “Afrika wird armregiert“
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zu Bundesminister Müllers Erklärung vom 23. 12. (siehe unter "Neues"):

Schade, der neue Minister Dr. Müller macht Ankündigungen bevor er sich in dem Ministerium einen Überblick über die Wirkungen der jährlichen Milliarden"hilfen" machen konnte.Das rituelle Beschwören der 0,7 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt, die wir für Entwicklungshilfe bereitstellen sollen, ist an Ideenlosigkeit kaum zu unterbieten. Ich hatte mir erhofft, dass der Erfahrungsmangel des neuen Ministers ihm einen frischeren Blick und beherzteres Handeln ermöglicht hätte. Es gibt seit Jahren viel mehr Geld in der Entwicklungshilfe zu verteilen, als annähernd sinnvoll ausgegeben werden kann. Immer mehr Geld fordern und keine Ausstiegsklauseln wegen Verstoß gegen Transparenzregeln fügt den Menschen in Entwicklungsländern großen Schaden zu. Es ist immer dasselbe: mehr Geld muss dann auch um jeden Preis ausgegeben werden, damit wir dieses törichte 0,7 Ziel(Prozentsatz des Nationaleinkommens (BNE) als Entwicklungshilfe geben.) erreichen. Das Schlimmste an "0,7" ist, dass es die Richtigkeit der Gleichung "mehr Geld = mehr Entwicklung" suggeriert. Mit weniger Geld für besonders fördernswerte Länder d.h. mit Führungen, die den Rechtsstaat achten und ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen, würden wir die Länder endlich in die Unabhängigkeit von entwürdigender Hilfe entlassen.

Sa. 28 Dez 2013 - 18:21

Kurt Gerhardt, Köln
Mitinitiator des Bonner Aufrufs
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zu:
"Armes Afrika, reiches Afrika", Berliner Zeitung 27.12.13
siehe in "Neues"

Was Autor Thomas Schmid als Utopie bezeichnet, ist Realität. Für utopisch hält er, dass die EU aufhört, "Überschüsse der subventionierten europäischen Agrarproduktion auf die afrikanischen Märkte zu werfen". Damit dürfte er vor allem die EU-Agrarexportsubventionen meinen, die allerdings im Handel mit Afrika schon lange keine Rolle mehr spielen. Sie sind inzwischen völlig gestrichen. Die in Dauerentwicklungshilfe vernarrte Dritte-Welt-Szene will das allerdings nicht zu Kenntnis nehmen, weil ihr sonst Argumente, von denen sie lebt, abhanden kämen.

Weiter schreibt Schmid, den afrikanischen Staaten sollte die Ausfuhr ihrer Agrarprodukte nach Europa "durch den vollständigen Abbau von Zollschranken" erleichtert werden. Die ärmsten Entwicklungländer ("Least Developed Countries") können seit vielen Jahren alles außer Waffen völlig zollfrei in die EU ausführen. Die anderen, wirtschaftlich fortgeschritteneren Länder Afrikas genießen de facto dieselben Vorzüge.

Das Handelsproblem Afrikas sind nicht europäische Schranken, sondern ist die Tatsache, dass es (jedenfalls Schwarzafrika/Subsahara-Afrika) so gut wie keine Güter herstellt, die auf dem Weltmarkt verkäuflich sind.

Mi. 1 Jan 2014 - 21:07

Volker Seitz, Bonn
17 Jahre Tätigkeit in Afrika
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Mit dem Spiegelartikel von K.Hartmann vom 1.1. 2014 sollen wieder einmal Mikrokredite in Verruf gebracht werden. Mikrokredite helfen vielen Menschen mit schwierigen Lebenssituationen fertig zu werden. Sie sind ein brauchbares Instrument im Kampf gegen Armut. Bei Mikrokrediten soll armen Haushalten neue Einkommensquellen erschlossen werden, indem der Schritt in die Selbständigkeit vereinfacht wird. Diese Kredite gehen bevorzugt an Frauen. Frauen bringen mehr Opfer, um das Geld zurückzubezahlen, schränken mithin ihren eigenen Konsum ein. Die Ausfallraten unter den Mikrokreditnehmern sind traditionell gering. Auch sind sie mehr als Männer von konventionellen Kreditquellen abgeschnitten. Noch sind in Subsahara-Afrika viele, insbesondere arme Menschen vom Finanzsystem ausgeschlossen. Nur etwa 24 % der Erwachsenen haben ein Konto. Dennoch wird heutzutage gerne behauptet, dass Mikrofinanz als Entwicklungsmodell gescheitert ist. Die Zinsen seien zu hoch. Nun sind die Transaktions-und Managementkosten in abgelegenen Gebieten mit schlechter Infrastruktur hoch, weil die Organisationen sehr viele kleine Summen abwickeln müssen. Es werden Zweifel am wahren Nutzen der Mikrokredite am Beispiel Indien gesät. Auf der individuellen Ebene haben die Kleinkredite zumindest in Afrika die Eigenverantwortung der Mittellosen, z.B. in den Gebieten Landwirtschaft, Gesundheit, Bildung und Energie gefördert. Wichtig ist es jene zu finden , die genug Geschäfts-und Verantwortungssinn haben, um mit dem Geld etwas aufzubauen statt es zu konsumieren. Erfolgreich sind die Kredite immer dann, wenn sorgfältig ausgewählt und gut kontrolliert werden. Die Gegenbeispiele aus Indien sind darauf zurückzuführen, dass die indische Regierung den Banken vorschrieb, dass 40 % ihrer Darlehen Mikrokredite sein müssten. Dadurch wurde der Markt überversorgt. Es gab zu viel und zu billiges Geld.

Sa. 4 Jan 2014 - 13:58

Mag. Dr. Helmut Berg, Wien, Österreich
Re-Finanzierung von Mikrofinanzinstituten und Genossenschaft
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Bezug:
"Warum Mikrokredite den Armen nur selten helfen" in Spiegel Online, 01.01.2014
(siehe "Neues")

Ich muss der Autorin K. Hartmann heftig widersprechen. Ich beschäftige mich seit über zehn Jahren wissenschaftlich mit Mikrofinanz und Beteiligungsgerechtigkeit und muss immer wieder feststellen, dass von Kritikern der Anschubfinanzierungen für Kleinstunternehmer völlig unangemessen und realitätsfern europäische Maßstäbe an unabdingbare Gegebenheiten der Lebens- und Arbeitswelt in Ländern des Südens angelegt werden, wie etwa die Forderung nach Arbeitsplätzen statt Selbständigkeit. Dabei wird ausgeblendet, dass es in vielen Ländern überhaupt kein Angebot an unselbständiger Erwerbsarbeit wie wir sie kennen gibt, und wenn Arbeitsplätze von Großkonzernen angeboten werden, dann sind diese nicht selten mit Hungerlöhnen dotiert. "Non bankable People" faires Geld für faire, einkommensgenerierende Tätigkeiten zu anzubieten, ist Kernaufgabe sozial verantwortlich geführter Mikrofinanz. Freilich gibt es auch Missbräuche in diesem System, jedoch diese als mediale Aufhänger gegen die Mikrofinanz allgemein in Stellung zu bringen ist unangemessen, denn der Nutzen für die Menschen überwiegt bei weitem.

Unsere eigene Geschichte in Österreich und Deutschland beweist die Wirkung der Mikrofinanz. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden mittellose Bauern und Handwerker erst durch die Initiative von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch bankfähig. Damals war die Situation der Menschen gut vergleichbar mit den heute vorfindbaren Problemen der Menschen im Süden. Sie waren dem informellen Finanzsektor mit seinen Kredithaien ausgeliefert. Gefangenen in einem System von Ausbeutung und Unterdrückung bis hin zur Bedrohung der eigenen Existenz. Daher gründeten Schulze-Delitzsch und Raiffeisen vor etwa 150 Jahren das genossenschaftlich strukturierte Netzwerk von Volks- und Raiffeisenbanken für die "nicht bankfähigen" KreditnehmerInnen. Das Mikrofinanz-System ist nichts anderes - sondern nur eine Rückbesinnung auf das Primärbankgeschäft.

Man kann bei allen Bemühungen der Entwicklungszusammenarbeit den Fokus klar ressourcenorientiert oder defizitorientiert ansetzen. Letzteres unternimmt Frau Hartmann in leider unjournalistischer Unausgewogenheit. Hinzu tritt auch der m. E. politische Fokus. Wer Finanzdienstleistungen per se Unanständigkeit attestiert und in der Mikrofinanz ab ovo nur eine neoliberale Überformung des kapitalistischen Systems sieht und dabei nicht auf den einzelnen Menschen und seine persönlichen Bedürfnisse hört, sondern sich paternalistisch in der Deutehoheit eines Denkansatzes wähnt, der das Kollektiv über den Einzelnen stellt, wird individuellen Lösungsansätzen stets kritisch gegenüberstehen. Ich habe in meiner Dissertation "Vom Gelde, das dem Leben dient" (P. Lang Verlag, Frankfurt 2011) versucht, die Pros und Contras in wissenschaftlicher Redlichkeit einander gegenüberzustellen.

So. 5 Jan 2014 - 18:51

Winfried Reppe, Pulsnitz
Baustoffproduktion in Entwicklungsländern
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Zu" Altreifen für Afrika" in der Rubrik "Neues".
Hoffentlich bin ich nicht der Einzige, den dieser Artikel empört.
Genau so läuft unser Umgang mit der Armut und dem Elend in der Dritten Welt!
Die deutschen Werkstätten kassieren von ihren Kunden rund 5,-€ für jeden alten Reifen, der dann kostenlos abgeholt und nach Afrika verschifft wird. Wieviel Menschenleben in den überfüllten Stadt- und Buschtaxis wegen Reifenschäden gefährdet sind, interessiert hier keinen.
Und zum Recyceln der Reifenreste können sich die Schwarzen ja immer noch Sandalen daraus basteln, damit sie nicht barfuß laufen müssen, wenn sie ihre verunglückten Angehörigen zu Grabe tragen.
Wie krank ist unsere Gesellschaft schon, wenn sich so ein Artikel noch als Erfolgsmeldung vermarkten lässt?

Mi. 8 Jan 2014 - 19:14

Edith Lanfer, Grabenstetten
im Stiftungsbeirat der Stiftung Sabab Lou
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Ich bedaure sehr, dass immer wieder undifferenzierte Artikel über Mikrokredite erscheinen. Wie von Volker Seitz erwähnt, sind sie ein wirksames Instrument, Eigeninitiative und Eigenverantwortung zu fördern, und vielen Menschen eine selbst bestimmte Zukunftschance zu geben. Vorausgesetzt man begleitet sie über die Hürden unternehmerischer Anstrengung. Wir können die Erfolge dieses Vorgehens in unserem So Memu Projekt in Ghana beweisen. www.sabab-lou.de
Als schädlich empfinden wir naives Gutmenschentum. Geld zu verschenken, sich im schlimmsten Fall dafür bekränzen zu lassen, und die Bedürftigen dann alleine lassen, macht Menschen initiativlos und abhängig. Hier muss die Entwicklungszusammenarbeit radikal umdenken. Die vielen ´Entwicklungsruinen´, denen wir in Afrika begegnet sind, machen uns wütend.
Und noch etwas macht uns zunehmend wütend: die europäische Subventionspolitik, welche die lokalen Märkte in Afrika zerstört. Was ist das für eine heuchlerische Entwicklungshilfe, die zugleich von gedankenloser Exportpolitik konterkariert wird? Da kann ich nur Jean Ziegler zitieren: "es geht nicht darum, den Menschen mehr zu geben, sondern ihnen weniger zu stehlen".
Gerne diskutiere ich weiter.

Fr. 10 Jan 2014 - 22:04

Friedrich Keller-Bauer, Grabenstetten
Vorstand der Stiftung Sabab Lou
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Zu dem Spiegelartikel von Kathrin Hartmann über Mikrokredite

Es ist wie immer im Leben: ein Instrument wie Mikrokredite kann so oder so angewandt werden, zum Guten oder Schlechten. Herr Mader und Frau Hartmann verfallen einem klassischen Trugschluss, wenn sie von den Auswüchsen des Mikrokreditgeschäfts in Indien auf Mikrokredite an sich schließen (existential fallacy). Mikrokredite, wie wir sie sehen und anwenden, helfen armen Frauen, eine eigene Existenz aufzubauen und ihre Kinder zu ernähren. Wir beraten die Frauen vor der Kreditaufnahme, betreuen sie während der Laufzeit und auch danach. Ohne die Darlehen hätten sie keine Chance, auf eigene Beine zu kommen und blieben abhängig von Spenden.

Umfangreichere Recherchen sowie die nüchterne Analyse des Materials hätten den Doktor Mader vor solchen Fehlschlüssen bewahren können.

Di. 14 Jan 2014 - 22:21

Gerhard Karpiniec, Laxenburg, Österreich
1965-1968 Kongo/Zaire, Begleitung der EZA seit 45 Jahren
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zu einigen Thesen von V. Seitz:

"Die (zeitweise) Rückkehr der Diaspora könnte neue Ideen und Kapital für den Start neuer Unternehmen bringen. Sie hätten das Expertenwissen und Geschäftsmodelle aus der industrialisierten Welt."

Kenne viel Afrikaner, die versuchen, in ihrem Heimatland wirtschaftlich etwas aufzubauen - und dies seit einigen Jahrzehnten. Typischer Fall: Afrikaner, Geschäftsführer eines deutschen mittelständischen Unternehmens. Hier, bei uns, erfolgreich, aber in seinem Heimatland bringt er kleinen Betrieb mit großem finanziellen Einsatz nicht auf Touren. Ich kenne leider keinen, dem dies gelungen ist. Viele suchen dazu Zusammenarbeit mit Europäern oder anderen "Weißen”.

"Die effizienteste Hilfe ist die Bildungs- und Wirtschaftsförderung."

Es wird sehr viel Geld in Bildung und Wirtschaftsförderung gesteckt. Es funktioniert nicht, weil es in der lokalen und in der betriebsinternen "Verwaltung” versickert. Es ist sinnlos, wenn dieser Aufwand nicht in die Betriebe "hineingesteckt” werden. Es fehlt an Praxisbezug. Erschütterndes Beispiel: technische Schule mit HTL Niveau - Elektrotechnik und Maschinenbau - in Burkina Faso an. Für hochqualifizierte Abgänger wurde von EZA-Seite nichts getan, obwohl mit geringen Investitionen, kurzfristig Erfolge erzielbar wären.

"Mit Hilfe bei der Aufstellung von Businessplanen könnte freies Unternehmertum gefördert und damit Arbeitsplatze geschaffen werden."

Mit Businessplänen können Sie kein freies Unternehmertum fördern, nur mit der Durchführung (wenn die möglich ist). Leider kenne ich viele praktische Beispiele mit schönen Businessplänen, die daran scheiterten, dass sie nicht an die afrikanische Realität angepasst waren.

"Lokales Know-how und umfassende Betreuung über mehrere Jahre könnten ein Schlüssel zum Erfolg werden. Denn Einheimische - außerhalb der Ministerien - kommen oft auf die beste Lösung."

Es gibt dieses afrikanische Know-how, es hat aber meist an der Gesamtproblemlösung einen geringen Anteil. In einer vernetzten Welt ist lokales Wissen enorm wichtig und notwendig.

"Von größter Bedeutung wäre es, das sehr hohe Bevölkerungswachstum in Afrika zu stoppen. Niemand kann heute sagen wie der Kontinent mit seinen derzeit fast 1,2 Milliarden Menschen im Jahre 2050 rund doppelt so viele Menschen ernähren will."

Die Geburtenrate nimmt tendenziell mit dem Wohlstand ab. Wenn der Wohlstand in den EZA-Ländern zunimmt, hätten wir weniger Menschen, die für geringsten Lohn unseren Luxus erhalten. Hier ist die grundlegende Frage, ob wir wirklich helfen wollen.

"In der Langeweile des technokratischen Geredes der Theoretiker der Unübersichtlichkeit wird jeder unkonventionelle Gedanke von kritischen, inzwischen zornigen Afrikanern wie George Ayittey, Moeletsi Mbeki, Andrew Mwenda, Themba Sono, Veye Tatah oder Wole Soyinka begraben ..."

Was haben diese Persönlichkeiten für den Kontinent in der Praxis getan. Haben sie sich mit jenen Afrikanern vernetzt, die mit (zeitweiser) Rückkehr aus der Diaspora mit neuen Ideen und Kapital das afrikanische Leben verbessern? Damit meine ich besseres Wasser und Essen, funktionierende Toiletten ... Zornige Afrikanern/innen sind mir zu wenig. Hier fehlt mir eine Liste mit "positiven Projekten”.

Fr. 17 Jan 2014 - 18:02

Kurt Gerhardt, Köln
Mitinitiator des Bonner Aufrufs
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Ende einer Phantom-Diskussion
Dass die EU mit subventionierten Agrarexporten afrikanische Märkte überschütte und damit die Entwicklungschancen der einheimischen Landwirtschaft zunichte mache, gehört seit langem zum Standardrepertoire der deutschen Dritte-Welt-Szene. Dieser Vorwurf trifft zwar schon seit Jahren ins Leere, aber das hat die Kritiker in NRO's und Verbänden nicht bekümmert.
De facto war vor allem Subsahara-Afrika von den im Laufe der Jahre bereits drastisch reduzierten Exportbeihilfen kaum noch tangiert. Und im Juli letzten Jahres verkündete die deutsche Agrarministerin Aigner schließlich, es würden von der EU überhaupt keine neuen Anträge auf Exportsubventionen mehr genehmigt, sondern bestehende nur noch abgewickelt. Interessanterweise wurde diese an sich aufsehenerregende Mitteilung von den Medien nicht zur Kenntnis genommen, nicht einmal vom Entwicklungsministerium. Noch heute, ein halbes Jahr später, ist auf den Internet-Seiten des BMZ zu lesen, Deutschland setze sich dafür ein, die Exportsubventionen abzuschaffen.
Nach der gestrigen Rede des EU-Landwirtschaftskommissars Ciolos auf der Grünen Woche in Berlin sind nun offenbar die Medien aufgewacht: dieser wolle den vermaledeiten Beihilfen den Garaus machen - was, wie gesagt, bereits vor einem halben Jahr geschehen ist. Herr Ciolos will die damalige Entscheidung lediglich um den Vorschlag ergänzen, gegenüber afrikanischen Ländern auf Ausfuhrsubventionen zu verzichten, die in Krisenzeiten an sich erlaubt wären.
Aber auch das wird weite Kreise der Dritte-Welt-Szene nicht davon abhalten, auch zukünftig lauthals gegen die böse EU-Politik zu Felde zu ziehen.

Fr. 21 Mär 2014 - 13:15

Albrecht Heise, Karlsruhe
fast 50 Jahre Berichterstattung aus Afrika
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Nach fast 50 Jahren Afrika-Erfahrung bin ich überzeugt, dass dort keine Hilfe fruchten kann, solange die Ursachen des Elends weiter bestehen: Regierungen, die weniger dem Wohl der eigenen Völker dienen, als den Interessen multinationaler Konzerne. Denen gelten Dinge wie Demokratie, Teilhabe der Bürger am natürlichen Reichtum, Menschenrechte, Gewerkschaften, Umwelt- und Verbraucherschutz als Standortnachteile, die es zu vermeiden gilt. Afrikanische Kleptokraten helfen gerne beim Vermeiden und dürfen dafür mitverdienen.

Was in Afrika schon so lange so gut funktioniert, soll nun offenbar auf die übrige Welt ausgeweitet werden: Weniger Demokratie - mehr Gestaltungsfreiheit für die Konzerne. Und wieder sind Politiker die Komplizen. Unter strenger Geheimhaltung ist ein Freihandelsabkommen in Arbeit, das geeignet ist, auch uns weitgehend unserer Rechte zu berauben.

3sat brachte es gestern auf den Punkt mit einem Themenabend und der Dokumentation "Gefährliche Geheimnisse”, anzuschauen in der 3sat-Mediathek.

Ich finde das beängstigend!

Sa. 22 Mär 2014 - 16:10

Jürgen Haushalter, Meckenheim
1990-1993 Entwicklungsarbeit in Lesotho
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Leserbrief (vom 20.3.) zum Interview mit Entwicklungsminister Gerd Müller im Bonner General-Anzeiger vom 8.3. (siehe in "Neues"):

Entwicklungshilfeminister Gerd Müller betont im GA-Interview, dass die Entwicklungszusammenarbeit des BMZ verstärkt dem Schwarzen Kontinent gewidmet sein wird. Erfreulicherweise schlägt der neue BMZ-Chef sensiblere Töne an als sein Vorgänger Dirk Niebel, doch die Grundsätze der Entwicklungspolitik stellt er nicht infrage. Kein anderer, überzeugender Ansatz ist in Sicht, der die gescheiterte Entwicklungspolitik in Afrika aufhalten könnte, so mein Eindruck.
Die Ursachen sind vielschichtig, doch einer der Hauptgründe wird beharrlich ausgeblendet, nämlich die Unvereinbarkeit von Wertesystemen höchst unterschiedlicher Gesellschaftsformen. Auch Müller hält am klassischen Hilfsdogma fest, nämlich fremdartige Kulturen entwickeln zu können, dieses mit noch mehr Geld und Wachstum. Er weiter im Interview: Afrika wäre - vor unserer Haustür - mit seinen Ressourcen der Chancen- und Wachstumskontinent. Vornehmlich für wen, so die Frage? Er reduziert damit die Existenz von Armut auf eine technische Aufgabe, entpolitisiert die Probleme, mentale Gegensätze bleiben außen vor.
Dass der Bundesminister die überproportionale Verantwortung der Industriestaaten für die globalen Umweltprobleme nicht anspricht, ist befremdlich, besteht doch gerade in diesen Ländern ein erheblicher Entwicklungsbedarf. Offenkundig dürfte inzwischen sein, dass sich afrikanische Gesellschaften mit dem industriellen Wachstumsmodell nicht identifizieren können, steht es doch im krassen Widerspruch zu deren Wertesystem. Selbstgerecht meinen die Überflussländer, das Vorbildmodell zu besitzen und ignorieren Potenziale afrikanischer Gesellschaften.
Was spricht dagegen, wenn Entwicklungsexperten beider Seiten gemeinschaftlich mentale, kulturelle und wirtschaftliche Gegensätze respektvoll, offen und freimütig thematisieren? Dass den essenziellen Versagensgründen nicht nachgegangen wird, ist m. E. ein unentschuldbares Versäumnis der verantwortlichen Entwicklungsexperten.

Sa. 22 Mär 2014 - 17:33

Kurt Gerhardt, Köln
Mitinitiator des Bonner Aufrufs
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zum Interview mit Entwicklungsminister Müller im Bonner General-Anzeiger vom 8.3.2014:

Aus den Antworten des Ministers spricht eine Haltung, die sich in der Geschichte der Entwicklungshilfe als falsch erwiesen hat.
Zum Problem der vielen hungernden Menschen in der Dritten Welt sagt er: "Das müssen und können wir ändern. ... Die Potenziale an Boden, Wasser und Land sind vorhanden … Wir müssen sie ... entwickeln."
Das ist sicher gut gemeint, aber damit schwingt er sich zu dem auf, der andere entwickeln will. Zumindest seine ministerialen Berater müssten aus Erfahrung wissen, dass das nicht geht, dass wir niemanden - und für andere nichts - entwickeln können außer uns selbst. Wer den Minister derartig Falsches sagen lässt, bereitet das Scheitern seiner Politik vor.

Mo. 24 Mär 2014 - 12:50

Dr. Helmut Danner, Nairobi, Kenia
19 Jahre Projektleiter der Hanns-Seidel-Stiftung in Afrika
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zu: Anmerkung Gerhardt (22.3.) zum Müller-Interview

Es ist wichtig, immer wieder auf dieses einseitige Denken hinzuweisen: WIR müssen das machen; wir sind verantwortlich für die Entwicklung anderer Leute; und WIR können dies auch… Noch kein Ende der Arroganz?

Do. 10 Apr 2014 - 00:44

Winfried Reppe, Pulsnitz
Baustoffproduktion in Entwicklungsländern
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Ich reagiere auf den Beitrag von Kurt Gerhardt vom 17.01.2014
Diesen Film sollten sich alle, die in irgendeiner Weise mit der "Entwicklungshilfe" zu tun haben, dringend mal anschauen.
---Hähnchenreste auf Reisen---
Film von Katarina Schickling
Es ist das Lieblingsessen unserer Kindheit: Hähnchen - gebraten, knusprig und saftig. In Deutschland werden jedes Jahr über 627 Millionen Masthähnchen geschlachtet; ein Billigprodukt, das sich dank moderner Produktionsmethoden und Turbomast jedermann jederzeit leisten kann.

Kind in Liberia isst Hähnchenreste (Quelle: ZDF)
Doch kaum jemand brutzelt sich heute noch ein ganzes Brathähnchen. Stattdessen kaufen die Bundesbürger viel lieber Brust oder Keule. Nur jedes fünfte Huhn geht noch im Ganzen über die Theke.
Bei rund 627 Millionen geschlachteten Masthähnchen im Jahr bedeutet das, dass die deutsche Geflügelindustrie gigantische Mengen Abfall produziert: Hälse, Karkassen, Innereien - Teile, für die es in Europa keine Abnehmer gibt und die die Hersteller eigentlich kostenpflichtig entsorgen müssten. Aber auch für diese Reste gibt es einen Markt - in Afrika.
Lohnendes Geschäft
ZDFzoom-Autorin Katarina Schickling wirft einen Blick hinter die Kulissen der Geflügelindustrie und findet heraus: Deutsche Hähnchenschlachter verkaufen in Afrika all das, was Kunden hierzulande nicht essen mögen. Ein lohnendes Geschäft.
Sendetermine
So. 06.04.14, 18.00 Uhr
Mi. 09.04.14, 21.45 Uhr
Denn jeder Erlös ist besser, als die Entsorgung der Teile in der Tierkörperverwertung zu bezahlen. Doch weil unsere Fleischreste in Afrika zu Dumpingpreisen verkauft werden, können lokale Geflügelzüchter nicht damit konkurrieren. Die Folge: In einigen afrikanischen Ländern ist die heimische Geflügelproduktion komplett zusammengebrochen. ZDFzoom über den wahren Preis des Billiggeflügels.

So. 27 Apr 2014 - 16:58

Norman Kretzer , Aachen
Bergbauunternehmungen in Afrika
Beitrag

Bergbau ist ein über Grenzen hinweg greifender, globaler Prozess und eine der mächtigsten Industrien der Welt. Der schwarze Kontinent ist reich an Bodenschätzen, vor allem Erze und Öl werden in gigantischer Zahl durch global operierente Firmen exportiert, der Raubbau fördert kaum die kommunale Entiwcklung vor Ort. Neben den Erzen und den fossilen Brennstoffen wird die Gewinnung mineralischer Rohstoffe, also Steine und Erden völlig außer Acht gelassen, da die Branche nicht umsatzstark ist und sich vor allem durch viele kleine, dezentrale Produktionsstandorte auszeichnet.

Die Entwicklungsländer Afrikas sind auf eine halbwegs funktionierente Infrastruktur angewiesen, um eine Verbesserung zu erreichen. Leider ist es jedoch so, dass vor allem aus Europa schrottreife Anlagen zur Erzeugung von Splitt- und Schotterkörnungen oder Gesteinsmehl exportiert werden. Es mangelt demnach an den essentiellsten Dingen, um eine funktionierente Bauwirtschaft zu gewährleisten, wenn bereits die Baustoffe den nötigen Qualitäten nicht entsprechen und die Bauwerke schon nach einiger Zeit Ruinen gleichen, bzw. asphaltierte Straßen einen schlechteren Zustand aufweisen als jeder deutsche Forstweg.

Es ist dringend nötig, den Import von Baustoffen als Schenkungen zu stoppen und die Gelder der Entwicklungshilfe aufzuteilen, um die regionale Baustoffproduktion zu fördern. Der Bergbau ist Bestandteil des primären Wirtschaftssektors und sehr arbeitsintensiv. Zahlreiche Arbeitsplätze könnten entstehen, die auch eine Boom im Baugewerbe hervorrufen, weil mit einem Schlag genügend bezahlbares Material dem Markt zur Verfügung steht.

Nachhaltigkeit geht dabei einher mit der Produktion standardisierter, qualitativ hochwertiger Baustoffe. Dies ist nur mit den in den Industrieländern etablierten Techniken möglich, die hohe Investitionskosten generieren, aber durch die Langlebigkeit und geringen Produktionskosten die größte Gewinnspanne abwerfen. Mit dem gezielten Bereitstellen von Entiwcklungsgeldern auf regionalen Märkten sind diese Techniken finanzierbar, die für die gesamte Infrastruktur so fundamental sind und die Selbstständigkeit der Länder fördern. Mithilfe einer sich weiter entwickelnten Infrastruktur ist das Grundlegendste neben der Ernährung der Menschen gegeben und das Entwicklungsland könnte erst einmal tiefe Wurzeln schlagen, um daraus zu erblühen. Im Gedanken der Rechtstaatlichkeit muss das Geld auch dort ankommen, wo es gebraucht wird und sollte nicht durch zu viele Hände gehen. Die direkte Bereitstellung der Geräte an verantwortungsvolle Personen hilft, die Korruption einzudämmen.

Auch wenn es sich banal anhört, denke ich mit Verfolgung dieser Strategie Entwicklungsländer zu stärken und ein autonomes Handeln dieser zu zulassen.

Di. 29 Apr 2014 - 15:42

Gerhard Karpiniec, Laxenburg, Österreich
50 Jahre in Theorie und Praxis mit der EZA verbunden
Beitrag

Ursprünglich dachte ich der "Bonner Aufruf” wäre eine Plattform welche praxisbezogene Arbeit, für positive lokale Veränderungen in sogenannten EZA-Ländern unterstützen/leisten wolle. Nun erstellt sich aus meiner Sicht, eine Plattform wo die Eine oder der Andere seinen Kommentar zu einem kleine Teilaspektes des Gesamtproblems abgibt. Nun möchte ich an das, was ich ursprünglich glaubte zwei Schritte setzen. Erstens eine Positivprojetdatenbank vorschlagen. Wurde von mir 1.12.2011 auf dieser Plattform angeregt. Am 13.12.2011 von Herr Kurt Gerhardt wegen Kapazitätsmangel abgelehnt. Nun bin ich überzeugt das es notwendig ist, der interessierten Öffentlichkeit Hinweise über gute EZA-Arbeit zu geben. Mir persönlich sind leider nur wenige bekannt. Sehr wohl erwähnenswert "Songhai” und auch "Sekem” aber auch "Mondragon”, obwohl in Europa seit 50 Jahren situiert, dies als Wegweiser an zunehmen ist. Nicht zu vergessen die Linie von "La Via Campesina” sollte diese Linie - angepasst an EZA -Länder durchgeführt werden so hätten wir im EZA- Bereich bereits sichtbarere Erfolge.

Natürlich wäre mir als durchführender Praktiker ein weiteres Vorzeigeprojekt wie "Songhai” sehr gelegen und auch meiner persönlichen Mitwirkung sicher.

Darum meine Frage an die interessierte Leserschaft des Bonner Aufrufes, gibt es Persönlichkeiten welche a) an einer Positivprojektdatenbank mitarbeiten möchten, b) einem weiteren Vorzeigeprojekt mitarbeiten/teilhaben möchten.

Für beide Linien würden mich Rückmeldungen freuen.

Leider war es trotz Bemühungen nicht möglich Links von diesen sehr positiven Projekten hier auf dieser Seite zu platzieren, das System nimmt leider keine Links an. Wenn Interesse besteht sende ich diese Links per E-Mail gerne zu.

Gerhard Karpiniec

Laxenburg/Österreich

g.karpi ( @ ) aon.at

Do. 1 Mai 2014 - 14:35

Kurt Gerhardt, Köln
Mitinitiator des Bonner Aufrufs
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zu: Köhler-Rede "Von der Unmöglichkeit, über Afrika zu sprechen"; siehe unter "Neues" vom 18.3.

Eine geradezu leidenschaftliche Zuneigung gegenüber Afrika zeigt der ehemalige Bundes- und IWF-Präsident Horst Köhler seit langem, auch in dieser Rede. Seine sympathische Grundhaltung ist gekennzeichnet von unserer Pflicht zur Selbstkritik und von einer Warnung vor Selbstüberschätzung, andererseits von großem Respekt vor Afrika und seinen Menschen.

Umso irritierender sind einzelne Äußerungen zum Thema "Afrika", nicht erst in dieser Rede. Als er über die Schuld spricht, die deutsche Kolonisatoren auf sich geladen hätten, und darüber, dass Afrika während des Kalten Krieges zum "Spielball der großen Mächte" geworden sei, sagt er, nach dem Ende des Kalten Krieges sei Afrika "brutal fallengelassen worden".

Nach Angaben der OECD haben deren Mitgliedsstaaten ihre Entwicklungshilfe für Afrika in der Zeit zwischen 1988 und 1992 von jährlich knapp 12 auf über 16 Milliarden US-Dollar erhöht. Und auch in der weiteren Außenpolitik nach 1990 gibt es keine Anzeichen einer "brutalen" Abkehr. Was meint Köhler also?

An einer anderen Stelle spricht er davon, dass Afrika ein "Kontinent der rastlosen Bewegung, der permanenten Veränderung" sei. Im Kontext der Rede kann diese Bewegung nur als eine für die Entwicklung des Kontinents nützliche verstanden werden. Wo aber ist sie, wo ist diese "permanente Veränderung" zum Nutzen der Völker?

Köhler erwähnt zu Recht die Bedeutung der Wirtschaft und des Privatsektors in den Entwicklungsländern. Andererseits propagiert er einen "neuen Entwicklungsbegriff", der auch zu der Frage führen müsse: "Was kann Europa von den Afrikanern lernen?" Meint der Redner diese Frage ernst, etwa auf dem entscheidenden Felde der wirtschaftlichen Entwicklung? Was in der katastrophalen Misswirtschaft des Kontinents kann uns Beispiel sein?

Köhler bemüht auch die in der Dritte-Welt-Szene inzwischen ritualisierte, aber unzutreffende Kritik, unsere Agrarpolitik hindere die Afrikaner daran, "selbstständig für Ernährungssicherheit zu sorgen". Und er mahnt ein "faires internationales Handelssystem" an - als sei das jetzige unfair; was es nicht ist.

Völlig rätselhaft wird der ehemalige Bundespräsident bei seiner Bemerkung, Afrika sei "nicht mehr bereit, politisch veralbert zu werden". Wenn es Veralbernde gibt, dann sind es die führenden Akteure des Kontinents, die zu Lasten ihrer Völker vor allem eigene finanzielle Interessen verfolgen.

Und schließlich die unsinnige Feststellung, afrikanische Eigenverantwortung bedeute "vor allem Selbstverpflichtung unsererseits". Das Gegenteil ist richtig.

Was kann dabei herauskommen, wenn jemand mit solchen Ansichten international auf höchster Ebene, etwa im Post-2015-Prozess, als Berater wirkt?

Sa. 3 Mai 2014 - 14:04

Volker Seitz, Bonn
17 Jahre in 7 afrikanischen Ländern tätig
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Herr Karpiniec fragte nach positiven Beispielen.Das Songhai Centre in Porto Novo in Benin und seinen Gründer Pater Godfrey Nzamujo kannte ich zu meiner Zeit in Benin sehr gut. Allerdings hat dieses hervorragende Projekt erfreulicherweise nichts mit Entwicklungshilfe zu tun, sondern es ist ein Projekt das aus Eigeninitiativen entstanden ist. Ich habe es oftmals besucht, denn es baut das Selbstbewusstsein und das Eigenwertgefühl der Menschen auf. Wenn ich mich richtig erinnere, hat Pater Godfrey Nzamujo mir schon vor Jahren gesagt, dass man den Afrikanern nicht helfen muss, weil sie ja ach so arm sind. Es würde schon reichen, wenn man sie in Ruhe lässt.
Sabab Lou www.sabab-lou.de. ist aus meiner Sicht eine beispielhafte zivilgesellschaftliche Initiative, die durch gezielte unternehmerische, Arbeit schaffende Initiativen dazu beiträgt, die Potenziale junger Afrikanerinnen und Afrikaner zur Entfaltung zu bringen. Vor allem freut mich, dass Sieinsbesondere Frauen den Weg in ein unabhängiges, selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Gemeinschaften, in denen Frauen über eigenes Geld verfügen, verändern sich zum Positiven: die Ernährungs- und Gesundheitslage ihrer Kinder verbessert sich und, ganz nebenbei, führt es auch zu dem Anspruch, Rechte zu haben.Die African Medical and Research Foundation(AMREF) baut seit 1957 einen Basisgesundheitsdienst in Ostafrika auf. Allein die Tatsache, dass von den 700 Mitarbeitern 95 % von AMREF ausgebildete Afrikaner sind zeigt, dass richtige Lösungen gefunden wurden: Afrikaner helfen Afrikanern. Die "Flying Doctors” wie sie auch genannt werden, betreuen über 240 Krankenstationen. Rund 20 000 Krankenschwestern wurden von ihnen ausgebildet.
Vielen Afrikanern ist es nicht möglich das Studium ihrer Kinder eigenständig zu finanzieren. Hier hilft u.a. der Verein ZIKOMO("Danke”) in Graz. Es werden afrikanische Studenten und Studentinnen in ihren Heimatländern gefördert. Studienbezogene Kosten werden übernommen. (www.zikomo.at) Die Überwindung der Bildungsarmut bedeutet besonders für die Frauen Selbstvertrauen und eine Chance ihre Situation dauerhaft zu ändern. Mit diesen so genannten Sur Place Stipendien kann auch der Abwanderung des hochqualifizierten akademischen Nachwuchses aus ökonomischen Gründen entgegen gewirkt werden. Auf diese künftigen Fach-und Führungskräfte, insbesondere im naturwissenschaftlich technischen Bereich, sind die Länder dringend angewiesen.Ich bin der Meinung , dass staatliche Hilfe stark zurückgefahren werden sollte. Es sollten nur noch in wenigen Ländern eigene Anstrengungen in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Landwirtschaft unterstützt werden. Bildung spielt eine enorm wichtige Rolle in der Armutsbekämpfung; nur wer lesen, schreiben und rechnen kann, kennt seine Rechte und kann sie einfordern, nur er hat die Chance, eine besser bezahlte Arbeitsstelle zu finden.

Di. 6 Mai 2014 - 17:00

Gerhard Karpiniec, Laxenburg, Österreich
50 Jahre in Theorie und Praxis mit der EZA verbunden
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Herrn Seitz Beitrag wundert mich. Songhai - scheinbar eine afrikanische "Erfindung” nach Herrn Seitz, wird in Zukunft von mir immer mehr und überall im EZA-Bereich positivist zitiert. Das gibt es scheinbar auf diesen Kontinent nur einmal. Man stelle sich praktisch vor, in jedem Land gäbe es 100 oder 500 x SONGHAI. Die Hilfsindustrie könnten ihre Tätigkeiten einstellen. Leider macht Herr Seitz für AMREF, ZIKOMO und BABAB-LOU Werbung, welche zugleich Teile der von Ihnen kritisierten Hilfsindustrie sind. Auf ihren Webseiten geht es eindeutig um Spendenaufrufe, so wie Herr Seitz in vielen Schriften uns klar macht, durch diese "Geschenke” eine Sucht erzeugt wird und falsch/schlecht ist.
Anders wäre es bei der "Marke” Songhai, hier bedarf es nur der Anschubfinanzierungen und all die Sammlungen der obengenannten und vieler anderer NGO´s könnten überflüssig werden. Es ist auch verwunderlich das sich Persönlichkeiten wie Frau Moyo Herr Shikwati und auch Sie Herr Seitz nicht für Promotion und Anschubfinanzierung des Systems "Songhai” stark machen.
Ein weiterer Punkt ist der übertriebene Hinweis auf akademische Bildung, aber auch nur der Hinweis wer lesen schreiben und rechnen kann, kennt seine Rechte.
Entschuldigen Sie mir hier vielleicht einen leichten Untergriff. Es fehlt Ihnen an diplomatischer Ausgewogenheit an weitergebender Information. Jene Menschen die nach Europa fliehen, können großen teils, lesen schreiben und rechnen. Akademiker welche jetzt in Überfluss "produziert” werden, haben weder eine große Chance in Europa noch in ihren Heimatländer, außer beim Staat oder bei NGO´s. Der Taxifahrende Doktor und die in prekären Arbeitsverhältnissen arbeitende und sehr gut ausgebildete 3-5 sprachige Magistra wird Ihnen bei uns nicht fremd sein. Hier kann nur gesagt werden, wenn es keine positiv funktionierende Wirtschaft á la Songhai und einer nachhaltigen Gemeinwohlökonomie mit allen Weiterentwicklungschancen wie es bei Sekem gibt, werden wir es nicht schaffen.
Gerhard Karpiniec
Laxenburg/Österreich
g.karpi ( @) aon.at

Mi. 14 Mai 2014 - 12:51

Volker Seitz, Six Fours les Plages, Frankreich
Tätig u.a. in Guinea,Niger, Benin, Kamerun
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Der Vorschlag von Rupert Neudeck: -vgl. NEUES vom 13.5.2014:" Vielleicht wäre es ein Modell, wenn jeder Staat der westlichen Welt mit einem Entwicklungsland einen Vertrag schließt. Die Bundesregierung würde etwa jungen Menschen aus Ghana hier eine Ausbildung finanzieren, aber ein Teil des Geldes, was die Leute anschließend hier verdienten, würde einbehalten und erst ausbezahlt, wenn die Leute wieder zurück in ihr Heimatland gehen." sollte in einem Pilotprojekt erprobt werden. Aufpassen müsste man aber, dass die Auswahlkommission wirklich unabhängig ist. Andernfalls werden die Mächtigen -wie ich es bei der Stipendienvergabe erlebt habe- versuchen ihren Verwandten oder Günstlingen einen Vorteil zu verschaffen.

Mi. 24 Sep 2014 - 14:07

Dr. med. Werner Wittkowski, Münster
Eigenes Bildungsprojekt in Brasilien und nun auch Afrika
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Im Folgenden möchte ich die Arbeit der Studienförderung Passo Fundo e.V. vorstellen:
Ziel der aus privaten Spenden finanzierten, gemeinnützigen Studienförderung Passo Fundo e.V. (www.passofundo.de) ist es, besonders begabten, armen BrasilianerInnen eine Universitätsausbildung zu ermöglichen. Die Förderung durch Stipendien ist an die Bedingung geknüpft, dass die Stipendiaten sich für soziale Projekte einsetzen.
Seit 1988 unterstützt die Studienförderung Passo Fundo e.V. nach dem Vorbild deutscher Studienstiftungen brasilianische Studenten. Mit ortsansässigen, brasilianischen Freunden haben wir seitdem in verschiedenen brasilianischen Städten Partnerorganisationen gegründet, zunächst in Passo Fundo (1988) dann in Porto Alegre (1994), weiter in São João del Rei (1996), in São Luis und Bacabal (2005) und schließlich in Araruna (2009). Diese fünf gemeinnützigen Vereine sind für die Auswahl und Betreuung der Stipendiaten sowie den Kontakt zu den Altstipendiaten zuständig. Der Fächerkanon der Studierenden reicht von den Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften bis zu Medizin, Ingenieur- und Agrar-Wissenschaften. Mehr als 200 Stipendiaten konnten mit Hilfe der Studienförderung ihr Studium erfolgreich abschließen. Die Partnervereine haben durch Gruppenarbeit, Seminare und intensive Betreuung durch Vertrauensdozenten den Blick der Studenten für die sozial ungerechten Gesellschaftsstrukturen des Landes geschärft und sie dazu motiviert, eigene Sozialprojekte zu planen und durchzuführen. Zahlreiche dieser Projekte unserer Stipendiaten haben in modellhafter Weise geholfen, die Lebensbedingungen in städtischen Armenvierteln zu verbessern. Zielgruppen waren vor allem Kinder und Jugendliche sowie Familien.
Die Studienförderung Passo Fundo verfolgt also die Doppelstrategie: "Fördern" und "Fordern"
1. Förderung junger Menschen aus armen Verhältnissen durch Stipendien für ein Hochschulstudium
2. Koppelung der Stipendien mit ideeller und praktischer Sozialarbeit, die eigenverantwortlich geplant und durchgeführt wird. Dadurch werden Studenten befähigt, sich auch in ihrem Berufsleben als Multiplikatoren für soziale Gerechtigkeit einzusetzen.
Aufgrund der positiven Erfahrungen in Brasilien möchte die Studienförderung Passo Fundo nun in Afrika zwei neue Stipendiatengruppen aufbauen. In Nairobi/Kenia haben wir mit der St. Aloysius Secondary School (www.sagnairobi.org) einen kompetenten Partner gefunden, mit dem wir gerade eine Stipendiatengruppe gründen. Die ersten 6 Stipendiaten werden bereits gefördert. Eine weitere Kooperation besteht mit dem Nchima Trust (www.nchimatrust.org), der in Malawi Agrar-, Gesundheits- und Bildungsprojekte fördert. Gemeinsam werden wir auch hier Studenten fördern, betreuen und zu sozialem Engagement anhalten.
Bisherige Versuche, Fördergelder von BMZ oder EU zu erhalten sind stets abschlägig beschieden worden.

Fr. 26 Sep 2014 - 12:34

Kurt Gerhardt, Köln
Mitinitiator des Bonner Aufrufs
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Verhindert die EU den afrikanischen Export verarbeiteter Produkte?

Im Zentrum dieser Kritik stehen seit Jahren die EU-Agrarexportsubventionen. Die gibt es allerdings schon lange nicht mehr. Sie wurden schon vor vielen Jahren drastisch reduziert, und Afrika war davon so gut wie gar nicht mehr betroffen.

Mitte letzten Jahres wurden sie auch rechtlich abgeschafft. Das hält aber viele Kritiker nicht davon ab, weiter deren Abschaffung zu fordern.

Etwas anderes sind die allgemeinen EU-internen Agrarsubventionen. Daran ist sicher manches zu kritisieren, aber in allen Bundesregierungen der letzten Jahrzehnte gab und gibt es die Überzeugung, dass ohne diese Subventionen die deutsche Landwirtschaft nicht überlebensfähig wäre. Man will sie aber erhalten.

Zweitens, können alle ärmsten Länder (LDCs) völlig quoten- und zollfrei alles - außer Waffen - in die EU exportieren.
Und auch die afrikanischen Nicht-LDCs können zu Vorzugsbedingungen exportieren. Deswegen hat die WTO die EU aufgefordert, diese "Privilegierung" zu beenden.

Weil es das Gerücht gibt, Afrika könne keine verarbeiteten Agrarprodukte in die EU ausführen, habe ich vor kurzem beim Bundeslandwirtschaftsministerium nachgefragt, ob es stimme, dass z.B. ein Schokoladenfabrikant in Ghana wegen Quoten und anderer Hemmnisse keine Schokolade in die EU exportieren könne.
Die Antwort:

"Ghana gehört zu den AKP-Staaten die zoll- und quotenfreien Marktzugang in die EU haben. Zölle auf Schokolade werden daher nicht erhoben. Besondere Bestimmungen für den Import von Schokolade aus Ghana gibt es nicht. Die Schokolade muss aber selbstverständlich alle einschlägigen Bestimmungen der EU einhalten, die auch für Schokolade aus dem Inland oder europäischen Ausland gelten.

Eine Übersicht der EU-Bestimmungen die auf Schokolade Anwendung finden, finden Sie unter:

http://exporthelp.europa.eu/thdapp/form/output?action=output&prodLine=&…

Hierzu gehören zum Beispiel Produktdefinitionen und Qualitätsanforderungen an Schokolade - die so genannte Schokoladen-Verordnung (http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/kakaov_2003/gesamt.pdf), Kennzeichnungsvorschriften, Hygienevorgaben oder Vorschriften zu Rückstandshöchstmengen für Pflanzenschutzmittel und Kontaminanten.

Die EU hat einen Exporthelpdesk eingerichtet um Drittländern, insbesondere Entwicklungsländern, den Zugang zum EU-Markt zu erleichtern (s.o. exporthelp.europa.eu). Auch das BMELV gibt Hinweise auf seiner Homepage in deutscher und englischer Sprache: http://www.bmelv.de/SharedDocs/Standardartikel/Ernaehrung/SichereLebens….

Sa. 1 Nov 2014 - 11:56

Volker Seitz, Six Fours les Plages, Frankreich
17 Jahre in 7 Ländern in Afrika tätig
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Der Tod des sambischen Präsidenten Michael Sata in London am 28. 10. 2014 sollte uns und vor allem den Afrikanern zu denken geben.(vgl. NEUES vom 30.10.) Warum sterben afrikanische Staatschefs oft im Ausland?
Es gibt zahlreiche Beispiele: angefangen von Sekou Touré aus Guinea, gestorben in Cleveland); Eyadema (Togo/ im Flugzeug nach Israel);Bongo (Gabun/Barcelona); Levy Mwanawasa (Sambia/Paris);Meles Zawani (Äthiopien/Brüssel); Malam Bacai Santa (Guinea-Bissau/Paris).Die meisten afrikanischen Staaten haben seit der Unabhängigkeit vor über 50 Jahren ihre Gesundheitssysteme mit schwerwiegenden Folgen vernachlässigt. Dies vor allem weil Afrikas Führungspersonal zur eigenen Behandlung ins Ausland reisen kann. Sie haben nicht erkannt, dass Gesundheit eine lebenswichtige Grundlage für die Entwicklung eines Landes ist. Menschen sterben an vermeidbaren Krankheiten, weil ländliche Krankenstationen verfallen.Die jahrelange Vernachlässigung der Gesundheitssysteme bezahlen wieder einmal die Ärmsten und Schwächsten(vgl. besonders Liberia, Sierra Leone, Guinea).Dabei hatten 2001 alle Regierungen des Kontinents in Abuja versprochen mindestens 15 Prozent des Staatshaushalts in die Gesundheitsversorgung seiner Bürger zu investieren. Nur Ruanda, Burkina Faso und Südafrika haben dies auch getan.Afrikaner sind nach meinen Erfahrungen gute Ärzte und könnten die vernachlässigten Kliniken in ihren Ländern bei entsprechendem politischen Willen auf den notwendigen Standard bringen.

Sa. 1 Nov 2014 - 12:34

Volker Seitz, Six Fours les Plages, Frankreich
17 Jahre in Afrika tätig
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Dass der Langzeitpräsident von Burkina Faso aus dem Amt gejagt wurde, wird mancher als späte Rache für Thomas Sankaras Ermordung begreifen. Zum Verhängnis wurde Compaoré, dass er seine Dauerherrschaft durch eine Verfassungsänderung zementieren wollte. Er hatte sich an den Herrschern in Angola, Dschibuti, Kamerun und dem Tschad orientiert, die zuletzt die Beschränkung der Amtszeit aus der Verfassung streichen ließen. In Afrika sprechen die Journalisten- in Anlehnung an den Arabischen Frühling- jetzt vom "Schwarzen Frühling". Das schließt die Hoffnung ein, dass die anderen acht Staatschefs die seit über 20 Jahren die Macht nicht mehr aus der Hand gegeben haben, endlich abgelöst werden. Teodoro Obiang Nguema, Äquatorialguinea (35 Jahre), José Eduardo dos Santos, Angola (35),Robert Mugabe, Simbabwe 34),Paul Biya, Kamerun (32), Yoweri Museveni, Uganda (28), Omar el-Bechir, Sudan (25), Idriss Déby Itno, Tschad (24), Issayas Afewerki, Eritrea (21) . In drei anderen Ländern gibt es Republiken mit Erbfolge. Die 41 Jahre dauernde Präsidentschaft Omar Bongos wird durch seinen Sohnes Ali Bongo fortgeführt. In Togo, wurde 2005 nach dem Tod von Gnassingbé Eyadéma - nach 38 Jahren Regentschaft - sein Sohn Faure Gnassingbé "gewählt”. Auch in Kongo-Kinshasa folgte auf Laurent-Désiré Kabila sein Sohn Joseph Kabila (der übrigens auch die Verfassung zum Machterhalt ändern will). Diese Herrscher bedienen sich unverfroren der Reichtümer ihrer Länder während viele Kinder in ihren Ländern keinen Wasserhahn kennen. Es gibt kaum Afrikaner, die ihrem Führungspersonal noch eine Lösung der drängenden Probleme zutraut: der Armut und der Arbeitslosigkeit. Es fehlt an Effizienz und Transparenz im opaken Netz an der Spitze der Staaten. Nach dem Africa Progress Report 2013, dem der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan vorsitzt, verliert Afrika "durch illegale Finanzabflüsse doppelt so viel, wie der Kontinent an internationalen Hilfsgeldern erhält". Ronald Lauder, hat eine drastische Formulierung für den unbedingt turnusmäßigen Wechsel gefunden: "Politiker sind wie Windeln. Sie müssen regelmäßig ausgewechselt werden, und zwar aus dem gleichen Grund"

Fr. 12 Dez 2014 - 17:13

Volker Seitz, Bonn
17 Jahre in Afrika tätig
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Zur BMZ Pressemeldung vom 11. 12. (vgl. NEUES):Die Erweiterung der HERMES Deckungsmöglichkeiten für Länder der Subsahararegion ist eine erfreuliche Entscheidung. Schade nur, dass grundsätzlich Lieferungen und Leistungen nur an öffentliche Besteller durch staatliche Exportkreditgarantien abgesichert werden. Zukunftsorientierte private Unternehmen die seit Jahren erfolgreich sind und Arbeitsplätze schaffen, sollten nicht ausgeschlossen werden. Das fundamentale Problem ist, dass die Entwicklungshilfe keine Jobs geschaffen hat. 38 der 54 Länder Afrikas sind bislang in die höchsten Risikoklassen eingestuft. Nur etwa ein Dutzend haben bislang ein Anrecht auf eine Hermes-Bürgschaft des Bundes . Mit diesen Staatsgarantien sichert die Bundesregierung deutsche Unternehmen ab, die sich in Afrika engagieren. Es gibt zwar Risiken, die liegen in der Natur eines Versicherungsgeschäfts, aber in den letzten Jahren wurden eher Gewinne erzielt. Ein größerer Teil der Entwicklungshilfe sollte als Staatsgarantie für mittelständische Unternehmen gegeben werden. Das könnte Menschen auch in Afrika in Lohn und Brot bringen. Ich meine, diese Entscheidung beweist Mut, weil sie im Rahmen des Afrikaengagements der Bundesregierung entsprechende Risiken absichert.In vielen Ländern fehlt es aber noch an guten Instutionen. Nur gut funktionierende Institutionen ziehen produktive Unternehmer an. Dann wächst der Wohlstand.

Mi. 1 Apr 2015 - 17:44

Eva Rudolph, Karlsruhe
Jugendhilfe Ostafrika e.V.
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Jugendhilfe Ostafrika: 25 Jahre Hilfe zur Selbsthilfe in Uganda

Ich wurde gebeten, den Verein Jugendhilfe Ostafrika auf der Seite des Bonner Aufrufes vorzustellen.

Die Idee und die Haltung des "Bonner Aufrufes" gefallen mir sehr gut, denn ich finde darin einige Leitprinzipien unseres Vereins im Umgang mit unseren afrikanischen Partnern wieder - etwa: Förderung der Eigeninitiative, Stärkung der Eigenverantwortung, Entfaltung des kreativen Potenzials und Kommunikation auf Augenhöhe - aber auch die Nachweispflicht über eine sachgemäße Verwendung der finanziellen Unterstützung, um drohender Korruption entgegenzuwirken.

Vor 25 Jahren gründeten wir eine kleine Fahrradwerkstatt in Uganda mit dem Ziel, Jugendliche auszubilden. Daraus entstand die Idee der "Fahrradpatenschaften": Mit Hilfe von Spendengeldern werden neue, ortsübliche Räder nach strengen Vergabekriterien an die ugandische Bevölkerung vergeben. Ein Eigenanteil muss geleistet werden - die Höhe hängt von der Einkommenssituation der Familie ab. Bei der Fahrradausgabe erhalten die Empfänger eine Einweisung und Tipps, wie sie ihre Haushaltssituation verbessern können. Zahlreiche Dorfgruppen, z.B. selbstorganisierte Mikrokredit-, Frauen- und Gesundheitsvorsorgegruppen und ländliche Produktionsgemeinschaften sind in der Vergangenheit mit Rädern ausgestattet worden. Etwa 30 000 Räder wurden bisher verteilt.
Montiert werden die aus Asien stammenden Räder in der Werkstatt, die mittlerweile zu einem größeren Kompetenz-Zentrum herangewachsen ist. Diese Werkstatt wird als eigenständige NGO in Uganda betrieben ("BSPW" - Bicycle Sponsorship Projekt and Workshop). Zwischen 10 und 15 Menschen finden dort Arbeit . Durch den Verkauf eigener Produkte, z.B. Energiesparöfen oder auch Solarkocher, wird ein Teil der Betriebs- und Lohnkosten von BSPW finanziert. Weltwärts-Freiwillige haben die Möglichkeit, ein Jahr bei BSPW mitzuarbeiten.

Die Verantwortlichen von BSPW auf ugandischer Seite entwickeln stets neue Ideen. Beispielsweise das Programm "Tree in a bike" - mit jedem Rad werden zwei Baumsetzlinge samt Pflegeanleitung verteilt. Nach bereits einem Jahr können Früchte geerntet und auf dem Markt verkauft werden. Ziel dieses Programms ist die Wiederaufforstung und der Klimaschutz, denn der Klimawandel ist in Uganda durch die Verschiebung der Regen- und Trockenzeit deutlicher spürbar als in Deutschland. Auch die Fertigung und Verteilung von Behinderten-Dreirädern wurde von ugandischer Seite forciert, da es in Uganda eine große Zahl gehbehinderter Menschen gibt.
Außer dem Fahrradprojekt begleiten wir zwei Kinderprojekte, die in Uganda von Einheimischen selbst gegründet wurden: "Morence Mporas Rural Family" und "Mama Janes Children Care Centre".

Weitere Informationen finden Sie unter: www.jugendhilfe-ostafrika.de

Eva Rudolph (1. Vorsitzende)

Fr. 19 Jun 2015 - 14:30

Elke Zarth, Wadern
23 Jahre in Mali
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Stellungnahme zum Bericht des Statistischen Bundesamtes vom

14.06.2015
Statistisches Bundesamt | WISTA | 3 | 2015

AUSSENHANDEL MIT AFRIKA

Sabine Allafi, Julia Koch

ZUSAMMENFASSUNG

„Obwohl der afrikanische Kontinent aufgrund seines Bevölkerungswachstums zunehmend
als Konsumgütermarkt mit guten Wachstumschancen gewürdigt wird, spielen
für den deutschen Außenhandel die Warenverkehre mit Afrika mit Anteilen zwischen
2 % und 3 % weiterhin eine nachgeordnete Rolle. Die Analyse zeigt, dass bei den
deutschen Einfuhren nach wie vor Rohstoffe, vor allem Energieträger, im Vordergrund
stehen, während die Gewichtung bei den Ausfuhrgütern den deutschen Ausfuhren allgemein
entspricht.
Die bedeutendsten Gütergruppen des deutschen Außenhandels mit Afrika werden
dargestellt und die Haupthandelspartner anhand ihrer weltweiten Handelsverflechtungen
und zusätzlicher Indikatoren charakterisiert.“

Das statistische Bundesamt wartet pünktlich zur Zwischenbilanz Minister Müllers zur Erweiterung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern mit Analysen auf. Leider enthalten diese keinerlei Zahlen zu den Partnerländern mit neuer Hermesdeckung. Die Schlussfolgerungen der Analyse für „Afrika“ (in 47 Staaten bleibt das Licht aus!) beziehen sich einzig auf 5 Maghrebstaaten, Nigeria und Südafrika. Was ist davon zu halten?

Mi. 30 Sep 2015 - 12:59

Volker Seitz, Bonn
17 Jahre in Afrika tätig
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BMZ Minister Müller behauptet in seinem Heimatblatt "Kreisbote" aus Kempten:"Die deutsche Entwicklungshilfe ist stets an die Bedingung geknüpft, dass kein Euro in korrupte Kanäle verschwindet. Es werden nur Länder unterstützt, die sich um Rechtsstaatlichkeit bemühen und in denen die Ausbeutung ihrer Ressourcen nicht völlig an der einheimischen Bevölkerung vorbei geschieht." (Mein Leserbrief mit der Bitte um Erläuterung wurde sofort gelöscht.)
In dem Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International schneiden afrikanische Staaten -mit wenigen Ausnahmen - regelmäßig schlecht ab. Der Organisation zufolge liegt die Hälfte der dreißig korruptesten Staaten in Afrika. Manch einer hat dort geradezu grotesken Reichtum angehäuft. Jährlich wandert ein Viertel des afrikanischen Bruttoinlandsprodukts in private Taschen. OXFAM hat ausgerechnet, dass jährlich etwa 200 Milliarden Dollar Afrika illegal verlassen und damit der Entwicklung fehlen. Die Korruption und der Missbrauch von öffentlichen Geldern stellt eines der größten Hindernisse für die Entwicklung afrikanischer Staaten dar.

Do. 26 Nov 2015 - 15:05

Volker Seitz, Six Fours les Plages, Frankreich
17 Jahre in Afrika
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Wissenschaftler der James Cook University im australischen Cairns kritisieren, dass neue Straßen und Bahnlinien die Umwelt Afrikas bedrohen. Aber sollten die Afrikaner nicht selbst entscheiden wie sie ihr Leben organisieren wollen? Ist Umweltschutz wirklich wichtiger als die Ernährungssicherung in Afrika? Die bewohnbare Fläche Afrikas ist so groß wie die der USA, der EU, Indiens, Chinas und Japans, zusammen. Afrika verfügt über 50-70% des fruchtbaren Bodens der Welt. Achtzig Prozent der Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft und Viehzucht, wobei die Ernährung der eigenen Familie im Mittelpunkt steht. Der Bedarf des Kontinents an Nahrungsmitteln kann so nicht gedeckt werden. Verstärkte Investitionen in Infrastruktur könnten die Erträge der Region , die Einkommen der Bauern drastisch steigern und endlich dazu beitragen, dass sich der Kontinent selbst ernähren kann. Am Anfang der Produktionskette gehen heute viele Lebensmittel wegen falscher Lagerung und schlechten Transportmöglichkeiten verloren. Es fehlt an einer Infrastruktur wie ganzjährig befahrbare Pisten oder Straßen. Es gibt selten Infrastruktur, die den Namen verdient, kaum Eisenbahnen, kaum Straßen, keine sicheren und leistungsfähigen Häfen oder Flughäfen, die eine moderne Wirtschaft benötigt. Fehlende Infrastruktur erschwert den Warenfluss. Mangels Infrastruktur sind die Transportkosten innerhalb Afrikas durchschnittlich 63-mal höher als in den Industrienationen. Es ist heute einfacher Waren aus Europa z.B. nach Angola zu importieren als von Südafrika aus.

Fr. 4 Dez 2015 - 15:14

Kurt Gerhardt, Köln
Mitinitiator des Bonner Aufrufs
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zum Interview mit Josef Boven von der DEG, in E+Z (siehe "Neues" vom 4.12.)

Boven kann keinen einzigen Artikel aus subsaharischer Produktion nennen, der auf dem Weltmarkt verkäuflich wäre. "Chancen" dafür habe aber ein kenianischer Saft. Chancen, mehr nicht.
Mit traurigeren Worten kann man den Zustand der afrikanischen Exportwirtschaft kaum beschreiben.

Fr. 15 Jan 2016 - 13:12

Kurt Gerhardt, Köln
Mitinitiator des Bonner Aufrufs
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Zum Thema "Fluchtursachen" zwei fundamentale Irrtümer (aus denen keine vernünftige Politik erwachsen kann):

Merkel, FAZ 15.1.16:
"Ich glaube, dass wir die Lebensbedingungen der Menschen verbessern müssen."

("Wir" können es nicht.)

Schäuble, Bild am Sonntag 28.12.15:
"Wir haben die Ausgaben für Entwicklungshilfe gesteigert, aber angesichts der weltweiten Krisen reicht das nicht. Wir werden das Tempo, bis wann wir die 0,7 Prozent erreichen, beschleunigen müssen. Hier muss es zusätzliche spürbare Fortschritte geben. Dafür werde ich mich einsetzen."

(Was hat das eine mit dem anderen zu tun?!)

Sa. 30 Apr 2016 - 15:37

Roland Herold, Lome, Togo
EH-DED/87-93 Niger/Togo) 2008- jetzt EH GIZ RW+Togo
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Zum Thema Entwicklungszusammenarbeit/Reform der Entwicklungszusammenarbeit.

Ich zitiere (Die Welt 02.09.08 Ruf nach radikaler Reform der Entwicklungshilfe):
80 Prozent der Mittel würden über die staatliche Bürokratie verteilt. Wegen deren Ineffizienz und aufgrund von Korruption komme von den Geldern bei den Armen "fast nichts an", "mit schlechten Regierungen in Afrika sei keine Entwicklung zu erreichen."

Ich selbst bin in diesem System gefangen und muss jeden Tag aufs Neue mit diesen widrigen Umstaenden kaempfen. Dabei sind mir als Entwicklungshelfer genauso die Haende gebunden wie unseren Programmverantwortlichen. Der Bürokratieapparat in Deutschland wie auch in den Partnerlaendern schluckt oft einen Grossteil unserer finanziellen wie auch unserer physischen und psychischen Ressourcen. Z.B. benoetige ich fuer die Vorbereitung/Berichterstattung einer Technischen Fortbildung von 15 Handwerksmeistern (Dauer der Fortbildung 5 Tage) etwa 2 -3 Wochen. Die Dokumente durchlaufen mindestens 3 Verwaltungsinstanzen. Wenn ein Internationaler Trainer angefordert werden muss, ist meist auch noch das Buero in Deutschland involviert. Die im Zitat genannten 80% fuer staatliche Bürokratie erscheinen mir sehr real. Aus meiner eigenen 14- jaehrigen EH-Erfahrung kann ich auch besteatigen, dass oft die Ineffizienz der EZ-Srukturen ein Hinderungsgrund fuer das Gelingen von Projekten sind. Die Eigenverantwortung unserer einheimischen Partnerstrukturen wird oft nicht genug gefordert. Der politische Wille der Partnerlaender, etwas zur Verbesserung der Strukturen in ihrem Land zu tun, ist in tollen Gesetzestexten niedergeschrieben. Es werden von den Regierungen aber keinerlei Mittel fuer die Umsetzung eingeplant. Worte und Schriftstuecke zu Taten, das muss der Aufruf sein.

Mo. 15 Aug 2016 - 19:05

Kurt Gerhardt, Köln
Mitinitiator des Bonner Aufrufs
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zu:
"Müller fordert Ende der Ausbeutung Afrikas"
Zeit Online 15.08.2016 (siehe Bonner Aufruf, "Neues")

1. Wer beutet Afrika seit 50 Jahren aus? Warum sagt Müller nicht, wen er meint: uns oder die afrikanischen "Eliten"?

2. Was sind "gerechte" Rohstoffpreise? Wer soll die bestimmen?
Weiß Müller nicht, dass mehr Geld für Rohstoffe den Kontostand der afrikanischen Herrschenden auf Schweizer Banken, nicht aber den Lebensstandard der breiten Bevölkerung erhöhen würde?

3. Verarbeitende Industrie - ja sicher! Aber soll die Bundesregierung Fabriken in Subsahara-Afrika bauen? Das können nur Unternehmer machen; die gibt es dort aber so gut wie nicht. Und dass z. B. deutsche Unternehmer kaum in Afrika investieren, hat natürlich seinen guten Grund.

Das ist die triste Realität. Müller klingt so, als kenne er sie gar nicht.

So. 1 Jan 2017 - 18:44

Kurt Gerhardt, Köln
Mitinitiator des Bonner Aufrufs
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Kommentar zu "Hühnchen aus Holland", SZ 30.12.2016
siehe Neues

Die Autoren erwecken den Eindruck, dass die Subventionen, die die EU der hiesigen Landwirtschaft zahlt, das wesentliche Problem seien - und übersehen dabei, dass das wirkliche Problem
woanders liegt: Auch ohne Subventionen wäre die deutsche Landwirtschaft in der Lage, Hähnchenteile zu Preisen zu exportieren, gegen die afrikanische Hähnchen keine
Chancen hätten. Der Grund, der von fast allen Kritikern nicht beachtet wird, ist das enorme Gefälle der Produktivität.
Die europäische Landwirtschaft arbeitet hochproduktiv, die afrikanische auf einem Niveau, das es bei uns vor ein paar hundert Jahren gegeben hat.

Zweitens schreiben die Autoren, dass die EPAs (Wirtschaftspartnerschaftsabkommen), über die seit langem verhandelt wird, "eine fast vollständige gegenseitige Marktöffnung" vorsehen.
Die "Gegenseitigkeit " sieht so aus, dass die EU den Vertragspartnern ihre Märkte sofort und zoll- und quotenfrei für alle Produkte öffnet. Die afrikanischen Partner öffnen ihre Märkte teilweise und allmählich, über einen Zeitraum von bis zu 20 Jahren. Außerdem können sie viele „empfindliche Produkte“, wie landwirtschaftliche, von dieser Marktöffnung ausklammern.

Di. 17 Jan 2017 - 00:21

Winfried Reppe, Pulsnitz
Industriemontagen weltweit, auch in Afrika
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Sehr geehrter Herr Gerhardt,
Ihr Vergleich zur afrikanischen Produktivität in der Landwirtschaft trifft auch auch die Baustoffproduktion in den meisten Regionen Afrikas zu.
Darum fehlen die elementarsten Voraussetzungen für eine Industrialisierung des Kontinentes, für eine flächendeckende Verkehrsinfrastruktur und für viele Millionen Arbeitsplätze.
Bezahlbarer, komfortabler Wohnraum nach europäischen Standards wird deshalb ein unerfüllbarer Traum für die allermeisten Afrikaner bleiben.
Das versuche ich Ihnen seit Jahren zu vermitteln. Wie Sie mir selbst schrieben, ist die Basisindustrie „Steine & Erden“ im gesamten System der „Entwicklungshilfe“ völlig unbekannt.
Die offiziellen Antwortschreiben, die ich aus dem BMZ erhalten und Ihnen weitergeleitet habe, bestätigen diese Feststellung in einer kaum zu übertreffenden Naivität und fachlicher Unkenntnis der einfachsten volkswirtschaftlichen Start- und Rahmenbedingungen.
Wenn Sie wirklich eine ANDERE ENTWICKLUNGSPOLITIK anstreben, warum ignorieren Sie dann dieses "VERSÄUMNIS" in mehr als 5 Jahrzehnten wirkungsloser Entwicklungshilfe und mehr als 2 Billionen verbrannter Euros?
Ohne die zielstrebige Entwicklung einer leistungsfähigen Baustoffindustrie würden wir heute noch auf Bäumen leben, oder in Höhlen wohnen!
Sie ist der Ursprung unserer urbanen Zivilisation und auf sie ist unser Wohlstand im wahrsten Wortsinne aufgebaut.
Warum sollten in Afrika andere volkswirtschaftliche Gesetze gelten?
Wegen der STRATEGISCHEN Rohstoffe (Erdöl, Gold, Diamanten, Uran usw.) braucht man den Afrikanern nicht auch noch die effektive und nachhaltige Nutzung der regionalen „Steine & Erden“- Rohstoffe zu verweigern.
Diese beiden Rohstoffgruppen kann man entwicklungspolitisch streng getrennt betrachten.
Hartgestein, Sand, Kalk, Gips, Tone usw. gibt es überall und diese Stoffe und die daraus hergestellten Bauprodukte sind fast vollständig recycelbar.
Weil aber das viele Geld(unser aller Steuergelder!) einer selbstsüchtigen und verlogenen Entwicklungshilfe eine gesunde ENTWICKLUNG in den Staaten verhindert, wo sie sich einmischt, haben die Afrikaner die falschen Versprechungen gründlich satt und machen sich auf den Weg.
Das ist nur zu verständlich, wenn man wie ich, das Elend in den Lehmhütten auf dem Lande und den immer größer werdenden Slums am Rande der afrikanischen Großstädte gesehen hat.

So. 22 Jan 2017 - 18:44

Michael Junginger, Pfullendorf
Unternehmerische CSR-Projekte in Gambia und Tansania
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„Eckpunkte für einen Marshallplan mit Afrika“ eine leere Hülse?!

Rupert Neudeck sagte in einem ZDF-Interview Folgendes:

„Staatliche Hilfe hilft oft wenig. In 40 Jahren wurden 500 Milliarden USD nach Afrika gebracht. Nicht in einem Land hat sich die Situation so verändert, dass es in der Lage ist, am globalisierten Weltmarkt teilzunehmen. Afrika ist abgehängt.“

Warum soll mit einem Marshallplan des BMZ plötzlich alles besser werden?

Warum sollen in Zukunft die Milliarden Steuergelder wissentlich nicht mehr in der „Administration“ afrikanischer Regierungen verschwinden, in sinnlosen Großprojekten versenkt, von den staatlichen und privaten Beratungsunternehmen verschwendet werden, Großkonzernen zufließen, die auch ohne Fördermittel ihr Investment in Afrika durchführen würden?

Ich habe im Dezember 2015 einen Termin im BMZ erhalten. Im Sinne „Unternehmer sind die besseren Entwicklungshelfer“ habe ich angeboten, an der Entwicklung eines Förderprogrammes, das den Aufbau von kleinen und mittelständischen Unternehmen - insbesondere CSR-Unternehmen - fördert, mitzuarbeiten. Statt den Regierungen der afrikanischen Staaten sollten die Steuermittel diesen Unternehmen als Fördermittel zur Verfügung gestellt werden.

Das BMZ hatte an einem solchen Förderprogramm kein Interesse, da Folgendes nicht gefördert werden soll:

• kleine und mittlere Unternehmen
• Start-up-Unternehmen
• CSR-Unternehmen
• Investitionen von Unternehmen
• „kleine“ Investoren
• Einzelpersonen als Investoren, die bereit sind, ein Projektkapital von 1 Mio. EUR bereitzustellen

Die Gefahr, dass Steuergelder verschwendet würden, sei zu groß.
Deshalb waren und werden der Aufbau unseres Business Park Tanji, Gambia und unserer Sisalfarm in Tansania nicht förderfähig sein.

Folgende Schlüsselkriterien könnten für ein Förderprogramm zielführend sein:

• Unternehmerische Kompetenz des Investors (auch Einzelpersonen)
• Unternehmensidee mit positiver Erfolgsprognose
• Bereitschaft des Investors, einen zu definierenden Prozentsatz der Gesamtinvestition zu übernehmen
• Vorhandensein eines personellen Netzwerkes im Land, das verlässlich ist
• Die Höhe der Fördermittel orientiert sich an den zu schaffenden Arbeitsplätzen in Relation zu den erforderlichen Investitionen entsprechend dem Businessplan.
• Gefördert werden, entgegen der vom BMZ formulierten Restriktion, Investitionen (Grundstück, Infrastruktur, Gebäude, Maschinen, Geschäftsausstattung) und Personalausbildung.

Zwischenstaatliche Vereinbarungen müssen gewährleisten, dass Investoren, die gemäß definierten entwicklungspolitischen Standards bereit sind zu investieren, zügig die erforderlichen Genehmigungen erhalten (bestechungsfreier Behördenapparat). Dies muss auch für die operativen Behördenabwicklungen des laufenden Geschäftes gelten (Zoll, Import und Export von Gütern, Unternehmenssteuern).
Wenn das von mir geforderte Programm nicht Inhalt des Marshallplanes sein soll, was soll sich dann in Zukunft verbessern?

So. 22 Jan 2017 - 19:55

Jürgen Haushalter, Meckenheim
Drei Jahre Tätigkeit in einem technischen Projekt in Lesotho
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Die hehren Ziele des Marshallplans mit Afrika sehe ich eher symbolhaft, dieses im Jahr einer Bundestagswahl und in Zeiten der Flüchtlingskrise. Man möchte geneigt sein, in den allumfassenden Handlungszielen einen Hoffnungsschimmer zu sehen, jedoch ist Skepsis aufgrund der zurückliegenden Fehlschläge in der Entwicklungshilfe angesagt. Die Verwendung des nach dem 2. Weltkrieg besetzten Begriffs Marshallplan für die Entwicklung Afrikas ist irreführend wie irreal. Die Voraussetzungen für das damalig erfolgreiche Wirtschaftswiederaufbauprogramm der USA für Europa sind in keiner Weise vergleichbar mit denen in Afrika.

Der vom BMZ vorgestellte, monströse Marshallplan mit dem schwarzen Kontinent ist der falsche Weg, die Vergeudung von Steuergeldern würde sich fortsetzen. Eine massive Aufstockung der staatlichen Entwicklungshilfe wird nach aller Erfahrung keine wesentliche Verbesserung der Lebensverhältnisse in den afrikanischen Ländern bewirken, so das von renommierten Experten unterzeichnete „Kölner Memorandum“ von November 2016. Weiterhin u. a. : Staatliche Entwicklungshilfe verstärkt die Abhängigkeit der Empfängerländer und behindert das Entstehen wirtschaftlicher Eigendynamik. Alle Ansätze, staatliche Korruption - das Hauptübel Afrikas - einzudämmen, hat sich bisher weitgehend als unwirksam erwiesen.

Aus meiner Sicht ist das überwiegende Nichtgreifen der Entwicklungshilfe maßgeblich in kulturellen Barrieren zu sehen, was in allen Debatten unverständlicherweise immer noch ausgeblendet wird. Diskurse über diesen wesentlichen Aspekt - zusammen mit anerkannten Politikern und Experten Afrikas - sind längst überfällig. Zweifelhaft ist, ob der deutsche Mittelstand trotz geplanter Absicherung das Risiko eingehen wird, in Afrika in breiter Form tätig zu werden. Ohne das Verständnis für andere Denkweisen und Einstellungen wie auch für die Vereinbarkeit soziokultureller Unterschiede wird es m. E. keine von innen kommende, den Kulturen angepasste Entwicklung geben. Diesen Ansatz mit wenigen, ausgewählten Ländern auf unterschiedlichen Feldern zu testen, sollte erprobt werden. Mit einem völlig überzogenen, überaus anspruchsvollen Marshallplan werden sich die Beteiligten beider Seiten nicht identifizieren können.

Mo. 23 Jan 2017 - 12:07

Elke Zarth, Ségou, Mali
24 Jahre in Mali
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Viele Denkansätze des Marshallplans sind richtig und wichtig – drohen allerdings wie gehabt im Institutionendschungel ihre Effizienz einzubüßen – Deutschland kann nicht für alles und überall zuständig sein – man muss sich auf Überschaubares und Realisierbares beschränken. Hierfür müssen nicht neue Strukturen geschaffen, sondern ineffiziente alte abgeschafft werden, wenn man klare und übersichtliche Wirkketten herstellen will. Unternehmerisches Engagement muss direkt und unmittelbar wirken können. Hierfür sind vor Ort verlässliche Rahmenbedingungen für eine zielführende Zusammenarbeit notwendig, die mit wenig Aufwand sehr klar definiert und umgesetzt werden könnten. Wirtschaft und Unternehmenskultur muss für Afrika schließlich nicht neu erfunden werden.

Grundvoraussetzung für eine Neuorientierung ist der unerschütterliche Wille der afrikanischen Regierungen, die Nehmermentalität zugunsten einer unternehmerischen aufzugeben. Afrikanische Regierungen sind immer noch geprägt von einer Händlermentalität (Ressourcenhandel als oft einzige Kapitalquelle), die unternehmerische Innovation kaum zu fördern weiß, weil ihr hierfür in den meisten Fällen das Knowhow und der Weitblick fehlen.

Bis heute haben sie nicht die alles entscheidende Bedeutung einer Grund- und Berufsausbildung erkannt, die für den Aufbau einer tragfähigen Wirtschaft und Industrie unverzichtbar sind. Der Mangel an Fachkräften ist neben dem destruktiven Gebaren der Behörden das größte Hindernis beim Aufbau kleiner und mittelständischer Unternehmen. Fachkräfte könnten allerdings in absehbarer Zeit geschult werden, wenn den Unternehmen hierfür Unterstützung und Schutz gewährt würde.

Jedes gar windige Projekt, das einmal ONG-Status erlangt hat, wird mit reichlich finanzieller Unterstützung aus Steuergeldern für relativ geringe Eigenleistung versehen. Warum also nicht die Hürden für arbeitsplatzgenerierende Unternehmen abschaffen (wie auch Herr Junginger zu Recht fordert), die obendrein nachweislich Steuern und Sozialabgaben zahlen, Risiken tragen und permanente Präsenz/interkulturelle Kompetenz garantieren?

So. 5 Mär 2017 - 12:29

Adjoa Frimpong-Boateng, Tübingen
Augenärztin aus Ghana
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Folgenden TED talk von Frau Mallence Bart-Williams finde ich beeindruckend und empfehlenswert:
www.tedxberlin.de/mallence-bart-williams-change-your-channel.

Folgend ein Auszug aus dem Talk (Quelle Transcript: https://perrystreetpalace.com/2016/02/18/mallence-bart-williams-tedxber…)

It’s quite evident that the aid is in fact not coming from the West to Africa, but from Africa to the Western world. The Western world depends on Africa in every possible way, since alternative resources are scarce out here.

So how does the West ensure that the free aid keeps coming? By systematically destabilizing the wealthiest African nations and their systems, and all that backed by huge PR campaigns, leaving the entire world under the impression that Africa is poor and dying, and merely surviving on the mercy of the West.

Well done Oxfam, Unicef, Red Cross, Life Aid, and all the other organizations that continuously run multi-million dollar advertisement campaigns depicting charity porn, to sustain that image of Africa, globally. Ad campaigns paid for by innocent people under the impression to help, with their donations

While one hand gives under the flashing lights of cameras, the other takes, in the shadows.

We all know the dollar is worthless, while the euro is merely charged with German intellect and technology, and maybe some Italian pasta.

How can one expect donations from nations that have so little? It’s super sweet of you to come with your colored paper in exchange for our gold and diamonds. But instead, you should come empty-handed, filled with integrity and honor. We want to share with you our wealth and invite you to share with us. The perception is that a healthy and striving Africa would not disperse its resources as freely and cheaply. Which is logical. Of course. It would instead sell its resources at world market prices, which in turn would destabilize and weaken Western economies, established on the post-colonial free meal system.

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Di. 9 Mai 2017 - 21:40

Kurt Gerhardt, Köln
Mitinitiator des Bonner Aufrufs
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Zu: „Afrika braucht einen besseren Deal für seine Infrastruktur“
in "Neues" vom 8.5.2017

1. Welchen "besseren Deal" Afrika für seine Infrastruktur braucht, erklärt mir dieser Artikel nicht.

2. Ein Rätsel ist mir auch, wie man sagen kann "Afrika boomt", wenn es 2050 "so viele Menschen ernähren" muss "wie Indien und China bereits heute", und wenn "in den nächsten dreißig Jahren jährlich 18 Millionen neue Jobs" gebraucht werden. Das einzige, was mir zu boomen scheint, ist die Katastrophe.

3. Wenn "der deutsche Vorsitz der G20 in diesem Jahr die Chance bietet, nicht nur zu 'kleckern', sondern 'strategisch zu klotzen'", klingt das so: Afrika will seine Probleme auch weiterhin von anderen Staaten lösen lassen, statt das selbst zu tun, und will so seine Abhängigkeit von fremdem Einfluss festigen.

4. Wertschöpfungskette: "Was wäre das für ein ökonomischer Vorteil, wenn wir ... afrikanische Schokolade produzierten?" - Wohl wahr! Das hätten die Kakao-Länder doch seit Jahrzehnten tun können. Nichts hindert sie daran - außer dem eigenen Versagen.

Sa. 27 Mai 2017 - 23:59

Winfried Reppe, Pulsnitz
Industriemontagen weltweit, auch in Afrika
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Lieber Herr Gerhard und lieber Herr Seitz,
der neue Deal für die Infrastruktur, den Afrika braucht, der ist SO NEU NICHT!
Vor nunmehr 40 Jahren hat das BMZ eine Gemeinschaftsstudie beim Ifo Institut für Wirtschaftsforschung München und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin in Auftrag gegeben, die beim Weltforum Verlag unter diesem Titel erschienen ist:
„Bauwirtschaft und Baustoffindustrie in den Entwicklungsländern“
Die Autoren sind Jürgen Riedel und Siegfried Schultz und ein Priv. Doz. Dr. Hans-Gert Braun.
Letzterer war später pikanterweise mehr als 21 Jahre lang der Direktor der DEG, die bis heute gigantische Geldsummen nach Afrika transferiert hat, mit dem katastrophalen Ergebnis, was wir heute als Massenflucht der Afrikaner erleben.
Genau diesen Supergau sollte eigentlich die „Entwicklungshilfe“ VERHINDERN.
Ich fordere alle interessierten Leser auf, in den vielen Tausenden Publikationen die in den letzten 40 Jahren in den Archiven beim DIE und anderen einschlägigen Instituten und Stiftungen erschienen sind, nach Bezügen auf diese Studie zu googeln.
Ich habe keine derartige Quellenangabe gefunden und auch der Mitautor Prof. Braun erwähnt sie selbst NICHT in seinem neuesten Werk von 2011:
http://www.berlinerliteraturkritik.de/detailseite/artikel/handfeste-tip…
Da ist das Quellenverzeichnis stolze 13 Seiten lang! Allein 2 Seiten eigene Publikationen.
Vergesslichkeit?
Das glaube ich eher nicht, denn diese Studie von 1978 enthält bemerkenswerte Feststellungen und Empfehlungen, bei deren Beachtung zumindest einige der ehemaligen Kolonialstaaten Afrikas schon lange keine „Hilfe“ mehr brauchen würden.
Genau das, was ich seit 5 Jahren predige! Siehe z.B. hier bei „Allgemeines“ am 16.01.2017.
Wer Beweise habe möchte, kann sie gern unter meiner E-Mailadresse anfordern:
WReppe@t-online.de
Mein Exemplar stammt aus der Bibliothek der University of London aber nachweislich hat auch ein Exemplar 40 Jahre lang unbeachtet in der Bibliothek beim BMZ in Bonn gelegen.
Die Baustoffindustrie ist die Basis für jegliche volkswirtschaftliche Entwicklung!
Sie ist 40 Jahre lang TOTGESCHWIEGEN worden!
Wenn Sie wirklich eine ANDERE ENTWICKLUNGSPOLITIK anstreben, das lassen Sie uns gemeinsam nach Lösungen suchen, wie man einen Wissens- und Technologietransfer in Bauwirtschaft und Baustoffindustrie zustande bringen kann, der viele der „Fluchtursachen“ mit einem Schlag beseitigen würde.

Mi. 7 Jun 2017 - 14:54

Rodrigues Mbombo, Bonn
IVOLVus Verein zum Selbstversorgender Einrichtungen
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Wir ersuchen Hilfe daher die bitte um Rückmeldung:

IVOLVus – Selbstversorgung als Nachhaltige Entwicklungshilfe

Was ist "IVOLVus"?

Eine gemeinnutzige Organisation zum Bau von nachhaltigen selbstversorgenden Einrichtungen für Bedürftige und notleidende Kinder.

Wir bauen selbstversorgende und umweltfreundliche Off-the-Grid Einrichtungen in Entwicklungsländern. Diese sind vollständig Wasser- und Energieautark und ebnen damit den Weg in eine unabhängige Zukunft.
Alle Einrichtungen zeichnen sich durch eine Schule aus, in der durch praktische Lehrmethoden angewendetes Wissen vermittelt wird und auch vor Ort Bildungsmangel angegangen wird.
Damit wollen wir nachhaltiges Leben fördern und die nächste Generation bereits mit regenerativen Energien und Recycling Prozessen vertraut machen.

Die Aufgabe des Vereins besteht also darin, Teams für den Bau der Einrichtungen im Ausland zusammen zu stellen, die finanziellen Mittel durch Spenden, Veranstaltungen und anderen Aktivitäten zu erwirtschaften. und die gesamte Planung sowie den Bau vor Ort durchzuführen.

Wie könnt ihr Helfen:
Suche nun weitere Mitglieder, Unterstützer, Kooperationspartner, Förderer, sowie Wegweiser die mit Informationen zu weiteren Möglichkeiten und Organisations relevanten Verbindungen und Details aushelfen können.

Näheres dazu hier:

Link zur Internetseite : http://ivolvus.wordpress.com

Link zur Facbook Seite : https://www.facebook.com/musthelp.de

oder in der Suchmaske von Facebook nach " @musthelp.de " oder "IVOLVus" suchen.

So. 18 Jun 2017 - 19:44

Volker Seitz, Bonn
17 Jahre in Afrika tätig
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BM Müller treibt wie fast jede Woche eine andere "Sau durchs Dorf". Heute gibt er der Zeitung mit den großen Buchstaben ein Interview und warnt vor "100 Millionen Flüchtlingen aus Afrika". Schuld ist seiner Meinung nach nicht in erster Linie die rasante Bevölkerungsentwicklung, sondern die Klimaerwärmung. "Wenn wir so weitermachen wie bisher, haben die Menschen in vielen Teilen Afrikas gar keine Chance, als sich zu uns auf den Weg zu machen". Vielleicht sollte Herr Müller mal einen Blick auf afrikanische Länder werfen, die eine vorbildliche Umweltpolitik haben.Z.B. Ruanda. Von dort kommen keine Migranten.
Während fast überall in Afrika Urwälder abgeholzt werden und damit maßgeblich zum Klimawandel beigetragen wird, ist der Anteil der Waldfläche in Ruanda seit 1994 um mehr als ein Drittel gestiegen. Diese umsichtige Politik schützt auch vor Erosion und Überweidung.

Mi. 21 Jun 2017 - 11:05

Volker Seitz, Bonn
17 Jahre in Afrikatätig
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Ich möchte auf das neueste Kursbuch hinweisen. Es geht um Städte. Der Beitrag von Daniela Roth beschreibt eindringlich die schnell wachsenden Metropolen Afrikas. Eine afrikanische Urbanität muß erst noch entstehen. Ein ausgezeichneter, kenntnisreicher Text und wirklich sehr erhellend. Der minutiös recherchierte Beitrag über anarchische Megastädte in afrikanischen Ländern war im deutschsprachigen Raum so noch nicht zu lesen.

"Afrika und seine Megastädte

Einen Stadtplan? Straßennamen? Hausnummern? Das gibt es in afrikanischen Städten weitenteils nicht. Man orientiert sich an markanten Gebäuden: einem bekannten Laden, einer Kneipe, einer Kirche, einer Tankstelle. Man kennt sich aus im Viertel, das nicht unbedingt der »Kiez« ist. Es ist eher wie auf dem Dorf. Oft laufen auch Ziegen und Hühner frei umher und suchen im Abfall ihr Futter. Afrikaner eignen sich die Welt über soziale Beziehungen an. Im Viertel, dem »Quartier«, kennt man alle, darüber hinaus, in der großen Stadt, kennt man vielleicht keinen mehr.

Der Schweizer Al Imfeld sieht die afrikanische Stadt als eine Ansammlung von Dörfern (oder Slums). Er entwarf ein Konzept der »AgroCity« für Afrika,[1] eine Verbindung von Stadt und Land, die auf die »agrarisch geprägte Mentalität« der ehemaligen Dorfbewohner zielt. Er konstatierte: Die Menschen denken agrikulturell und nicht urban. Max Weber beschrieb das Entstehen der europäischen Stadt im Zusammenhang mit dem Entstehen des Bürgertums: Der Bürger löste sich aus religiösen, verwandtschaftlichen und feudalistischen Abhängigkeiten und verbrüderte sich als solchermaßen Freier mit anderen durch eine »Schwurgemeinschaft« zur Bürgerschaft der Stadt.[2] Den »losgelösten« Bürger findet man auf dem afrikanischen Kontinent selten.

Die Menschen in Afrika ziehen vom Land an den Rand der Metropolen. Nirgendwo in der Welt ist die Verstädterungsdynamik so ausgeprägt wie in Afrika südlich der Sahara, wo große Städte jedes Jahr um mehrere Hunderttausend Einwohner wachsen. Über 60 Prozent der Bevölkerung haben das Land verlassen. Das verändert den Charakter der Städte und der Dörfer. In manchen Dörfern leben nur noch Alte und Kinder, die Erwerbsfähigen sind Richtung Stadt gezogen. (…)"

(weiterlesen im Kursbuch 190)

Fr. 29 Sep 2017 - 14:41

Andreas Kaschadt, Pirna
2011 in Angola, 2013 -2015 in Nigeria
Beitrag

Russland streicht afrikanischen Ländern Schulden im Wert von 20 Milliarden Dollar

Das halte ich für einen guten Beitrag zur Hilfe zum Neustart.

Mo. 23 Okt 2017 - 08:55

Friedrich Rakow, Kigali und Mbarara, Uganda
Seit 1985 in Rwanda und Uganda. Land- und Forstwirtchaft.
Beitrag

Sehr verehrte Damen und geehrte Herren,

endlich wird die verfehlte deutsche Entwicklungspolitik öffentlich kritisiert und ich habe den besonders objektiven Analysen von Herrn Volker Seitz über Rwanda nichts hinzuzufügen.

Ich möchte mit Herrn Seitz in Kontakt treten, ihm meine Präsentation zur wichtigenInnovation in der tropischen Land- und Forstwirtschaft für Rwanda senden und ihm meine Erfahrungen mit der deutschen Entwicklungshilfe schildern.

Ich wäre Ihnen für eine Unterstützung in dieser Angelegenheit sehr dankbar.

Friedrich Rakow au Kigali

Fr. 3 Nov 2017 - 17:11

Andreas Kaschadt, Pirna
Einige Zeit in Angola und Nigeria gearbeitet, allerdings in
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Ein gutes Beispiel der Verwendung deutscher Steuergelder für die Entwicklungshilfe

https://youtu.be/vSL1xTI2DH0

Do. 9 Nov 2017 - 12:34

Volker Seitz, Bonn
17 Jahre Tätigkeit in Afrika
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Im Rahmen der Klimakonferenz in Bonn veröffentlichte die Deutsche Welle am 7.11. den Artikel "Moussa, der Champion": Ein Bauer aus Niger kämpft gegen den Klimawandel". Demnach habe er besonderes Bewässerungssystem erfunden. In der Tat ist das dort beschriebene Halbmondsystem einfach und genial. Es wurde (wie ich von dem damaligen DED Landesdirektor, Kurt Gerhardt hörte) bereits vor dreißig Jahren vom DED und Peace Corps gefördert. Leider haben es die Nigrer nie konsequent übernommen. Erfunden wurde das System allerdings von den Israelis in der Negev-Wüste.
Wie kann es sein, dass die GIZ erst nach einem Kontakt mit Bauer Moussa von dem System erfahren hat? (Jetzt will die GIZ seine Methoden im ganzen Land verbreiten.) Das kann nur passieren, weil es immer noch keinen Überblick gibt, welche Projekte seit Beginn der deutschen Enwicklungshilfe im Niger durchgeführt wurden. Das hatte ich zu meiner Zeit im Niger beklagt und in meinem Buch im Kapitel "Archäologie der Entwicklungshilfe" beschrieben. Man kann und will bis heute nicht nachlesen, welche Projekte in einem Land angepackt wurden, und warum sie letztlich scheiterten.

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