Mehrjährige Tätigkeit als technischer Expatriate in Lesotho
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Die Inkompatibilität unterschiedlicher Lebenswelten ist eines der Haupthindernisse in der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) auf dem schwarzen Kontinent, so interpretiere ich den lesenswerten Beitrag des Autors. Gruszczynski führt in seinem tiefschürfenden Artikel an, dass mit einer „Neuerfindung der afrikanischen Kultur“ (Felwine Sarr) eine Verbesserung der Lebensbedingungen für die Menschen eintreten könnte. Mein Stichwort hierzu wäre Verantwortungsübernahme, dieses auf allen Ebenen der Gesellschaft, insbesondere bei den politischen Entscheidungsträgern. Der „neuen Kultur“ bzw. einer neuen Mentalität müsste ein Diskurs in der Zivilgesellschaft, in Politik und Wirtschaft vorausgehen. Gruzczynski spricht den in Afrika weit verbreiteten „Palaverbaum“ an, eine Art demokratische Diskussions- und Abstimmungsstätte, die weiter entwickelt werden müsste. Ein Diskussionspunkt wäre z. B. der exorbitante Bevölkerungswachstum, der jegliche Verbesserung der Lebensumstände unmöglich macht. An dieser Stelle die Anmerkung, dass gemäß World Bank insbesondere der Anteil der (traditionsbewussten) Landbevölkerung Afrikas weiterhin massiv ansteigt.
Was wäre die Rolle der „Entwicklungshilfe“ in einem derartigen Prozess des Abnabelns und der Identitätssuche, dieses vor dem Hintergrund jahrzehntelanger, eher unwirksamer Hilfsleistungen ? Ein „Weiter so“ und noch mehr Entwicklungshilfe, dieses mit dem Klimaproblem und den Migrationsströmen im Rücken, kann wohl kaum die weiterführende Antwort sein.
Warum könnte eine Findungsphase der „neuen afrikanischen Kultur“ nicht von renommierten, selbstkritischen wie auch unabhängigen Sozialwissenschaftlern, Wirtschaftlern und Experten aus Industrieländern begleitet werden ? In der Folge dieser Abläufe sollten anerkannte Politiker und Branchenvertreter beider Seiten zusammen kommen und essenzielle, kulturübergreifende Entwicklungswege frei und offen eruieren. Ein gegenseitiges Verständnis für andere Denk- und Verhaltensweisen sollte sich entwickeln, wobei sicherlich auch vermeintlich unverrückbare Positionen zur Disposition gestellt werden müssen. Die Vorgehensweise würde sich insofern von der staatlichen EZ unterscheiden, indem in dieser Phase weder Geld noch Personal dominieren, sondern das Ziel ist, ein kulturübergreifendes Entwicklungsmodell nicht nur zu entwerfen, sondern auch umzusetzen. Dieser Ansatz sollte zusammen mit wenigen ausgewählten Ländern in unterschiedlichen Branchen getestet werden.
Thu, 20 Jul 2017 - 00:23
Die Inkompatibilität unterschiedlicher Lebenswelten ist eines der Haupthindernisse in der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) auf dem schwarzen Kontinent, so interpretiere ich den lesenswerten Beitrag des Autors. Gruszczynski führt in seinem tiefschürfenden Artikel an, dass mit einer „Neuerfindung der afrikanischen Kultur“ (Felwine Sarr) eine Verbesserung der Lebensbedingungen für die Menschen eintreten könnte. Mein Stichwort hierzu wäre Verantwortungsübernahme, dieses auf allen Ebenen der Gesellschaft, insbesondere bei den politischen Entscheidungsträgern. Der „neuen Kultur“ bzw. einer neuen Mentalität müsste ein Diskurs in der Zivilgesellschaft, in Politik und Wirtschaft vorausgehen. Gruzczynski spricht den in Afrika weit verbreiteten „Palaverbaum“ an, eine Art demokratische Diskussions- und Abstimmungsstätte, die weiter entwickelt werden müsste. Ein Diskussionspunkt wäre z. B. der exorbitante Bevölkerungswachstum, der jegliche Verbesserung der Lebensumstände unmöglich macht. An dieser Stelle die Anmerkung, dass gemäß World Bank insbesondere der Anteil der (traditionsbewussten) Landbevölkerung Afrikas weiterhin massiv ansteigt.
Was wäre die Rolle der „Entwicklungshilfe“ in einem derartigen Prozess des Abnabelns und der Identitätssuche, dieses vor dem Hintergrund jahrzehntelanger, eher unwirksamer Hilfsleistungen ? Ein „Weiter so“ und noch mehr Entwicklungshilfe, dieses mit dem Klimaproblem und den Migrationsströmen im Rücken, kann wohl kaum die weiterführende Antwort sein.
Warum könnte eine Findungsphase der „neuen afrikanischen Kultur“ nicht von renommierten, selbstkritischen wie auch unabhängigen Sozialwissenschaftlern, Wirtschaftlern und Experten aus Industrieländern begleitet werden ? In der Folge dieser Abläufe sollten anerkannte Politiker und Branchenvertreter beider Seiten zusammen kommen und essenzielle, kulturübergreifende Entwicklungswege frei und offen eruieren. Ein gegenseitiges Verständnis für andere Denk- und Verhaltensweisen sollte sich entwickeln, wobei sicherlich auch vermeintlich unverrückbare Positionen zur Disposition gestellt werden müssen. Die Vorgehensweise würde sich insofern von der staatlichen EZ unterscheiden, indem in dieser Phase weder Geld noch Personal dominieren, sondern das Ziel ist, ein kulturübergreifendes Entwicklungsmodell nicht nur zu entwerfen, sondern auch umzusetzen. Dieser Ansatz sollte zusammen mit wenigen ausgewählten Ländern in unterschiedlichen Branchen getestet werden.