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Sat, 4 Feb 2017 - 14:58

Jürgen Haushalter, Meckenheim
Drei Jahre Tätigkeit in einem technischen Projekt in Lesotho
Posting

Die hehren Ziele des Marshallplans mit Afrika sehe ich eher symbolhaft, dieses im Jahr einer Bundestagswahl und in Zeiten der Flüchtlingskrise. Man möchte geneigt sein, in den allumfassenden Handlungszielen einen Hoffnungsschimmer zu sehen, jedoch ist Skepsis aufgrund der zurückliegenden Fehlschläge in der Entwicklungshilfe angesagt. Die Verwendung des nach dem 2. Weltkrieg besetzten Begriffs Marshallplan für die Entwicklung Afrikas ist irreführend wie irreal. Die Voraussetzungen für das damalig erfolgreiche Wirtschaftswiederaufbauprogramm der USA für Europa sind in keiner Weise vergleichbar mit denen in Afrika.

Der vom BMZ vorgestellte, monströse Marshallplan mit dem schwarzen Kontinent ist der falsche Weg, die Vergeudung von Steuergeldern würde sich fortsetzen. Eine massive Aufstockung der staatlichen Entwicklungshilfe wird nach aller Erfahrung keine wesentliche Verbesserung der Lebensverhältnisse in den afrikanischen Ländern bewirken, so das von renommierten Experten unterzeichnete „Kölner Memorandum“ von November 2016. Weiterhin u. a. : Staatliche Entwicklungshilfe verstärkt die Abhängigkeit der Empfängerländer und behindert das Entstehen wirtschaftlicher Eigendynamik. Alle Ansätze, staatliche Korruption - das Hauptübel Afrikas - einzudämmen, hat sich bisher weitgehend als unwirksam erwiesen.

Aus meiner Sicht ist das überwiegende Nichtgreifen der Entwicklungshilfe maßgeblich in kulturellen Barrieren zu sehen, was in allen Debatten unverständlicherweise immer noch ausgeblendet wird. Diskurse über diesen wesentlichen Aspekt - zusammen mit anerkannten Politikern und Experten Afrikas - sind längst überfällig. Zweifelhaft ist, ob der deutsche Mittelstand trotz geplanter Absicherung das Risiko eingehen wird, in Afrika in breiter Form tätig zu werden. Ohne das Verständnis für andere Denkweisen und Einstellungen wie auch für die Vereinbarkeit soziokultureller Unterschiede wird es m. E. keine von innen kommende, den Kulturen angepasste Entwicklung geben. Diesen Ansatz mit wenigen, ausgewählten Ländern auf unterschiedlichen Feldern zu testen, sollte erprobt werden. Mit einem völlig überzogenen, überaus anspruchsvollen Marshallplan werden sich die Beteiligten beider Seiten nicht identifizieren können.