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Beitrag vom 31.10.2018

Netzwerk Afrika Deutschland (NAD)

Chinas langfristige Strategien in Afrika

Der China-Afrika Gipfel 2018
demonstrierte die wachsende Bedeutung Chinas in Afrika, wo der Einfluss der alten Kolonialmächte
stark abnimmt. Dass China massiv in Afrika investiert und zum bedeutendsten Handelspartner geworden ist, ist gut dokumentiert. Weniger bekannt sind die Strategien Chinas, um Einfluss und Kontrolle zu gewinnen in den Medien, beim Militär, im Energiesektor und durch die Übernahme handelsrelevanter Infrastruktur.

SCHULDENDIPLOMATIE

Unter dem Schlagwort „Die neue Seidenstraße“, die nicht nur China und Europa, sondern auch 20 afrikanische Staaten verbinden soll, stellt China Ländern in großem Maßstab Darlehen für Infrastukturprojekte zur Verfügung, die meisten in Form von attraktiven Krediten. Jüngstes Beispiel ist der Bau einer neuen 4 Milliarden Dollar teuren Eisenbahnlinie von Mombasa nach Nairobi, die später fünf weitere Länder in der Region verbinden soll. Auf dem jüngsten China-Afrika Gipfel wurden 60 Milliarden Dollar für die nächsten drei Jahre in Aussicht gestellt.
Problematisch ist, dass sich Afrika immer stärker verschuldet und von China abhängig wird. Auch sind manche Projekte wirtschaftlich unrentabel. Wenn ein Land zahlungsunfähig wird, lässt sich China mit der Übernahme von wichtigen Rohstoffquellen, der öffentlichen Energieversorgung oder Häfen oder Flughäfen bezahlen. Manche Länder sehen die Gefahr und haben bereits abgeschlossene Verträge annuliert, wie Sierra Leone einen Vertrag zum Bau eines neuen Flughafens.

MILITÄRISCHE PRÄSENZ

Chinas wachsendes militärisches Engagement dient vor allem der langfristigen Absicherung von Handelsrouten. In Dschibuti baut China neben dem amerikanischen Militärstützpunkt einen militärischen Komplex aus, der zu einem strategischen Knotenpunkt der neuen Seidenstraße werden soll.
China ist zum wichtigsten Waffenlieferanten des Kontinents aufgestiegen und liefert Rüstungsgüter an 22 afrikanische Länder. Ausbildungsprogramme für Polizei- und Armeekader in Afrika wie auch in China verstärken den Einfluss Chinas auf das Militär in mehreren Ländern. China unterstützt UN-Friedensmissionen im DR Kongo, Mali, Sudan und Südsudan finanziell und durch eigene Truppen.
Ein neuer Exportartikel könnten Chinas elektronische Überwachungssysteme durch Gesichtserkennung sein, für die sich u.a. Simbabwe interessiert.

MEDIENKONTROLLE

Der effiziente Beitrag Chinas zum Aufbau wichtiger Infrastrukturprojekte dient der Entwicklung und ist allgemein geschätzt. Gleichzeitig werden in afrikanischen Medien und der Zivilgesellchsaft zunehmend kritische Fragen über die langfristigen Ziele Chinas und die Ausbeutung und rassistische Diskriminierung von Arbeitern in chinesischen Unternehmen laut. Seit vielen Jahren investiert China große Summen, um Anteile in privaten Medienunternehmen zu erwerben und als Miteigentümer, Medien zu beeinflussen, pro-chinesische Darstellungen zu verbreiten und kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen. Eigene chinesische Medienunternehmen, wie die StarTimes Group, die Fernsehprogramme in 30 afrikanischen Ländern verbreitet, sind ein effektives Instrument, um Chinas Interessen und Kultur zu propagieren.

KULTURPOLITIK

Schon vor 50 Jahren zierten farbenfreudige Fotos aus der Zeitschrift China Today viele Hütten in afrikanischen Dörfern. In den letzten Jahren hat China seine Bemühungen intensiviert, ein positives Image des Landes, seine politische Ideologie, Kultur und Sprache zu verbreiten. Nach dem Beispiel westlicher Staaten betreibt China 48 Kulturzentren in Afrika und steht damit an zweiter Stelle hinter Frankreich mit 180 Zentren. In diesen „Konfuzius-Instituten“, die oft mit nationalen Universitäten verbunden sind, werden kulturelle Programme und Sprachkurse in Mandarin angeboten, die auf ein wachsendes Interesse unter Studenten stoßen.

MIGRATION NACH AFRIKA

In der Vergangenheit wurden bei chinesischen Großprojekten, wie der TANZAM Eisenbahnlinie von Lusaka nach Dar-es-Salam, Arbeiter aus China eingeflogen. Heute bleiben viele nach Beendigung des Projekts im Land und lassen sich nieder als Unternehmer, Handwerker oder sogar Straßen-händler. Mit Billigprodukten aus China treten sie in direkte Konkurrenz mit einheimischen Händlern, was zu Spannungen führen kann. Inzwischen sind aber afrikanische Geschäftsleute ihrerseits weltweit tätig und importieren selber ihre Waren direkt aus China.
Es gibt keine zuverlässigen Statistiken über die Zahl von Chinesen, die in Afrika leben. Schätzungen schwanken zwischen ein und zwei Millionen. Umgekehrt leben über 200.000 Afrikaner in China, 80.000 davon Studenten.