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Beitrag vom 24.11.2022

FAZ

WELTBANK

Gebühren für Heimatüberweisungen viel zu hoch

VON KERSTIN PAPON

Viele Milliarden werden jedes Jahr an Verwandte und Freunde in ärmeren Ländern überwiesen. Zu teils horrenden Gebühren. Das soll sich ändern.

Auf der ganzen Welt verstreut leben unzählige Menschen, die fernab der Heimat arbeiten, da es dort kaum Möglichkeiten gibt. Regelmäßig überweisen sie einen Teil des verdienten Geldes nach Hause und unterstützen so die oft in Armut lebenden Familien oder Freunde. Diese sogenannten Rücküberweisungen oder „Remissen“ sind wertvolle und nicht selten überlebenswichtige Hilfen in zusammen Milliardenhöhe. Die dafür anfallenden Gebühren mindern jedoch das Geld, das im Ausland ankommt.

Nach Schätzungen der Weltbank dürften sich diese Remissen in Länder mit geringen oder mittleren Einkommensverhältnissen in diesem Jahr gegenüber 2021 um 4,2 Prozent auf 630 Milliarden Dollar (605 Milliarden Euro) erhöhen. Die Rückflüsse in die Ukraine sollten durch den Krieg um 20 Prozent zunehmen. Das Land sei der größte Empfänger in Europa und Zentralasien.

Allein aus zwölf G-20-Staaten (darunter USA und Deutschland) dürften 2022 rund 206,6 Milliarden Euro in andere Länder überwiesen werden, wofür schätzungsweise 11,7 Milliarden Euro an Gebühren anfielen, haben das Technologieunternehmen Wise und Sandra Sequeira von der London School of Economics auf Basis der Weltbank-Daten errechnet. Dies entspreche eine Gebühr von durchschnittlich 5,66 Prozent. Auch wenn die Kosten gegenüber dem Vorjahr (2021: 6,2 Prozent) gesunken seien, lägen diese weiterhin deutlich über der Zielvorgabe der Vereinten Nationen (UN) von weniger als 3 Prozent bis 2030. Würden allein diese zwölf Länder schon heute das Ziel erfüllen, könnten bei den Transferempfängern rund 5,2 Milliarden Euro mehr ankommen, sagt der Zahlungsanbieter Wise. Seit 2015 seien die Kosten für Auslandsüberweisungen in diesen Ländern im Durchschnitt um 1 Prozent gefallen. Sollten diese künftig nicht schneller sinken, würden neun dieser Staaten, darunter Deutschland, das 3-Prozent-Ziel 2030 verfehlen.

22,4 Milliarden Euro aus Deutschland

Für dieses Jahr rechnet Wise mit Remissen aus Deutschland von insgesamt 22,4 Milliarden Euro. Das entspräche einem Anstieg von einem Drittel gegenüber 2021 (16,9 Milliarden Euro). Die Kosten dieser Überweisungen dürften dabei von durchschnittlich 6,53 Prozent auf nun voraussichtlich 5,83 Prozent sinken. Damit läge Deutschland fast 1,5 Prozentpunkte über Italien (4,37 Prozent). Auch die Gebühren in Großbritannien seien niedriger (5,62 Prozent). Die Kosten in Frankreich wiederum überstiegen aber mit durchschnittlich 6,41 Prozent jene in Deutschland.

In Summe zahlen demnach Menschen aus Deutschland im Jahr 2022 für Remissen rund 1,4 Milliarden Euro an Gebühren, ein Plus von 27 Prozent gegenüber 2021. Denn zwar sind die Gebühren gefallen, zugleich hat aber der Geldfluss zugenommen. Würde Deutschland schon jetzt die UN-Vorgabe einhalten, wären es 730,7 Millionen Euro, die den Empfängern zusätzlich zu Gute kämen, heißt es von Wise. Von 2012 bis 2021 seien insgesamt 15,3 Milliarden Euro an Gebühren für diese Überweisungen aus Deutschland angefallen, auch wenn die Kosten von etwa 11 auf 6,53 Prozent gesunken seien – unter anderem durch Angebote digitaler Zahlungsanbieter. Laut Weltbank bleiben Kreditinstitute die teuersten Anbieter mit Gebühren von durchschnittlich zuletzt fast 11 Prozent.